Interview mit Prof. Dr. Herbert Kohler
1. Herr Prof. Dr. Kohler, welche Bedeutung haben Innovationen für den Erfolg Ihres Unternehmens? Innovationen sind für uns Erfolgsgarant für unsere Tätigkeit, für unsere Produkte. Mercedes-Benz als Marke lebt von Innovationen, insofern sind die sehr, sehr wichtig für uns. Ob sie auf der Komponentenseite liegen, im Antriebsstrang, bei Komfortthemen oder ganzen Fahrzeugen... Wir erinnern uns, wir haben Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrtausends den Baby Benz generiert, den 190er, das erste Premium-Fahrzeug in einer solchen Klasse, gefolgt dann von einer A-Klasse, von einem smart, von einem CLS. Eine Zeitung hat zu der Zeit geschrieben: Mercedes erfindet Nischen, die es eigentlich gar nicht gibt. Mittlerweile haben wir sie belegt. Mittlerweile hat der CLS, das viertürige Coupé, entsprechend Nachahmer gefunden. Eigentlich der beste Beweis, dass Innovationen für uns sehr wichtig sind.
2. Wie funktioniert Innovation heutzutage? Die Zeiten der Tüftler sind doch vorbei? Es gibt natürlich weiterhin den Geistesblitz, unter der Dusche, beim Abendessen. Aber Grundvoraussetzung ist die Arbeit mittlerweile im Team. Die Probleme, die Themen, die Innovationen sind so vielschichtig, sie berühren materialtechnische Dinge, sie berühren Softwarethemen und, und, und,... so dass es ganz, ganz wichtig ist, dass Menschen zusammenarbeiten, unterschiedlicher Provenienz, unterschiedlicher Ausbildung, und damit das Thema in der Summe erarbeiten.
3. Wie arbeiten diese Spezialisten? Sehr realitätsbezogen. Es gibt immer wieder Gruppen von Mitarbeitern, die beispielsweise in einem Baumarkt auf dem Parkplatz sitzen stundenweise und dann beobachten: Was kaufen Menschen dort ein, wie versuchen sie, diese Dinge in ihrem Auto zu verstauen, ob groß oder klein, wie wird dieses dann in einem Fahrzeug entsprechend untergebracht. Das waren für uns so die ersten Erkenntnisse und Studien, die wir dann in dem Easy Pack System weiterverarbeitet haben, wo Sie ganz einfach dann Teile besser verzurren können, in kleinen Ablagefächern unterbringen können etc.
4. Wie viel von den Ideen werden umgesetzt, was wird nicht verwirklicht? Entscheidend dabei ist, dass wir für die Innovationen einen entsprechenden Kundennutzen finden, der Markt muss die Innovationen aufnehmen, Kunden müssen bereit sein, dafür Geld zu bezahlen. Das ist nicht immer der Fall. Wir haben beispielsweise bei dem F 200, vor etwa 10 oder 15 Jahren, den Joystick erfunden, d. h. dieses Fahrzeug war mit dem Joystick zu fahren. Beispielsweise im Lkw, aber wir haben gleichzeitig auch festgestellt, dass der Kundennutzen, die Kundenakzeptanz in der Phase, in dem Stadium nicht oder noch nicht gegeben war. Wir kramen es vielleicht wieder raus, wenn die junge Generation, die eigentlich mit dem Joystick aufgewachsen ist, mal den Führerschein macht, mal Auto fahren wird und will, dafür sind wir vorbereitet. Solche Dinge gibt es immer wieder.
5. Welches sind aus Ihrer Sicht die derzeit wichtigsten Innovationen Ihres Hauses? Ein Großteil unserer Aktivitäten konzentriert sich heute auf das Thema Green und Green-Technology. Alles, was mit Verbrauchsminderung, Emissionsminderung zusammenhängt, was mit dem Thema Elektromobilität zusammenhängt, sind so die Schwerpunkte. Wir geben 50 Prozent unserer Gesamtforschungs- und Entwicklungsaufwendungen genau für diese Themen aus, dann für neue Mobilitätskonzepte - wer weiß, wie die Zukunft an dieser Stelle aussehen wird, welche Anforderungen Kunden an die individuelle Mobilität der Zukunft richten werden. Wir können Zukunft nicht vorhersagen, aber wir können Sie mitbestimmen durch solche Dinge, car2go, all die Themen, all die Möglichkeiten, die wir dort erproben, dank Leichtbautechnologien neue Materialien, auch faserverstärkte Kunststoffe.
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