Kaum jemand will heute einen sportlichen Wagen fahren, der nur schnell ist und dafür beim Verbrauch aus dem Vollen schöpft. Ein Normwert von sieben Litern für einen Benziner mit der Leistung von 360 PS und einem maximalen Drehmoment von 450 Nm – da darf man die Muskeln ruhig einmal spielen lassen, ohne sich selbst gleich mit Selbstvorwürfen den Spaß zu verderben.
Niemand wird erwarten, diese Normwerte auch dann vom Bordcomputer gemeldet zu bekommen, wenn er das komplette Potenzial seines kleinen AMG voll ausnutzt, zum Beispiel beim Einsatz der Launch Control, die bei AMG „Race Start“ genannt wird oder bei schnellen Runden, etwa auf einer Rennstrecke. Die erlebten wir jetzt auf der neuen, sehr anspruchsvollen Rennstrecke Bilster Berg in Ostwestfalen mit der zum Straßenrenner aufpolierten Version A 45 AMG Edition 1 unter anderem mit zusätzlichem, mächtigem Heckspoiler. Das Paket aus Motor, dem schnell schaltenden Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe AMG-Speedshift, dem speziellen Allradantrieb und dem Sportfahrwerk ist ein Hammer, der nicht nur auf der abgesperrten Strecke zuschlagen kann.
Was die kleinen AMG können, hat ihr Fahrer nicht nur im Gaspedal, sondern auch in der Hand. Per Knopfdruck lassen sich drei Fahrprogramme einschalten, die den Charakter der 45er bestimmen. Dabei steht das „C“ für Controlled Efficiency und damit für weich ausgelegte Getriebe- und Motorkennlinien und eine Fahrweise, die eher den Komfort betont und günstige Verbrauchswerte erlaubt. Die Schaltzeiten in den Modi „M“ für Manual und „S“ für Sport liegen dafür auf einem ähnlich sportlichen Niveau wie beim Supersportwagen SLS AMG. Dann bietet der Antrieb auch eine Zwischengasfunktion und entlockt dem Auspuff die emotionalste Geräuschkulisse. Wem das immer noch nicht reicht, der kann sich für den speziellen Sportauspuff entscheiden, der laut AMG „einen faszinierenden Sound“ liefert.
Beim A 45 AMG wird der Anteil dieser Auspuffanlage vermutlich höher ausfallen als beim CLA 45 AMG. Denn die Affalterbacher geben dem CLA nicht nur 33 Zentimeter mehr Länge, 30 Kilogramm mehr Gewicht und einem um 129 Liter größeren Kofferraum mit auf den Weg, sie bemühen sich auch dezent um einen anderen Charakter. Beispielhaft kann man das an der Armaturentafel zeigen: Beim A 45 AMG zeigt sie puristische Carbon-Optik, beim CLA edel gebürstetes Aluminium.
Auch beim Fahren spürt man einen ähnlichen Unterschied, obwohl die Leistungs- und Fahrdaten alle gleich sind. Der A 45 AMG ist das Hammerteil. Er lässt den Fahrer in allen Situationen spüren, wie stark er ist. Er fordert heraus. Der CLA 45 AMG hat den Hammer auch dabei und schlägt bei Bedarf heftig zu. Aber fordert weniger heraus. Er vermittelt mehr Souveränität als Übermut.
Dennoch: Beide zielen auf so junge Käufer, wie sie bei AMG bisher nicht ein- und ausgingen. Zwischen 30 und Mitte 40 soll die Zielgruppe angesiedelt sein. 49 682 Euro soll der A 45 AMG, die Edition 1 dazu 56 977 Euro, der CLA 45 AMG 56 078 und dessen Edition 1-Version 63 099 Euro. Das sind Preisregionen, die für AMG ebenso wenig vertraut sind wie ein Zwei-Liter-Motor.
Hinter diesem Komplett-Downsizing steht eine Strategie, die dem Daimler-Tochterunternehmen, das heute auf 45 Jahre und 20 000 Einheiten zurückblickt, fürs 50-Jährige 30 000 Einheiten bescheren soll. Dafür darf man dann schon einmal Traditionen nicht über Bord werfen, aber erweitern. Der Vierzylinder gehört dazu und die Tatsache, dass diese AMG im Alltag mit Frontantrieb fahren. Der Allradantrieb „4Matic“ schaltet die Hinterachse per Lamellenkupplung in dem Moment zu, wo vorn Schlupf auftritt. Bei fahrdynamischen Anforderungen verteilt der variable Allradantrieb das Moment bis zu 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse.
Für hohe Kurvengeschwindigkeiten sorgt das AMG-Sportfahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorn sowie eine neu entwickelte Vier-Lenker-Hinterachse mit spezifischen Feder-Dämpfer-Elementen und stärker dimensionierten Stabilisatoren. (ampnet/Sm)
|