Einmal anfassen, mindestens einmal ansehen – das ist auf der IAA 1963 die Devise angesichts des Typ 600 auf dem Messestand von Mercedes-Benz –, zeitgenössische Fotos zeigen das Fahrzeug eng umringt von Besuchern. Es ist das neue Repräsentationsfahrzeug von Mercedes-Benz und setzt mit seiner technischen Ausstattung Maßstäbe: In der Summe aller Systeme und konstruktiven Lösungen ist der Mercedes-Benz 600 ein einzigartiges Fahrzeug, das den seinerzeit aktuellen Topstand der Automobiltechnik umfassend darstellt. So zeigt sich der Typ 600 einerseits in der Tradition der „Großen Mercedes“ der 1930er-Jahre, doch seine visionäre Technik macht ihn klar zu einem Fahrzeug der Moderne.
Der Typ 600 wird – als erster Personenwagen in der Geschichte von Mercedes-Benz – von einem V8-Einspritzmotor mit 184 kW (250 PS) angetrieben, der zusammen mit einem serienmäßigen Automatikgetriebe Fahrleistungen auf dem Niveau zeitgenössischer Sportwagen ermöglicht. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 200 km/h, für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h braucht der „Große Mercedes“ nur 10 Sekunden. Schon nach der ersten Vorab-Pressepremiere Ende August 1963 wird dem 600 auch eine Agilität bescheinigt, die man dem großen Fahrzeug nicht zutraut. Zu den Systemen, die für höchste Sicherheit und höchsten Komfort sorgen, gehören unter anderem die während der Fahrt verstellbaren Stoßdämpfer, ein Zweikreis-Bremssystem mit Luftdruckunterstützung, Scheibenbremsen an allen Rädern, Luftfederung, Servolenkung und Zentralverriegelung sowie eine elektronisch geregelte Heizungs- und Lüftungsanlage. Funktionen, die üblicherweise von Hand bedient werden, wie etwa die Türen oder der Kofferraumdeckel, lassen sich im W 100 über eine Komfort-Hydraulik steuern. Mercedes-Benz bietet den Typ 600 als Limousine mit kurzem und langem (Pullman) Radstand sowie als Pullman-Landaulet an. Den großen Erfolg des spektakulären Fahrzeugs demonstriert auch die lange Bauzeit: Im Juni 1981 verlässt der letzte „600er“ seine Produktionsstätte im Werk Sindelfingen. Während der 17-jährigen Produktionszeit sind in Einzelanfertigung insgesamt 2.677 Fahrzeuge entstanden.
Größte deutsche Automobilausstellung: Von Berlin nach Frankfurt Dass Frankfurt einmal der Schauplatz glänzender Premieren von Mercedes-Benz sein wird, ahnt man in der Messestadt am Main im frühen 20. Jahrhundert noch nicht. Denn die Internationale Automobil-Ausstellung findet zunächst in Berlin statt. Ihre Anfänge lassen sich bis auf das Jahr 1897 zurückführen, als der Mitteleuropäische Motorwagenverein die Ausstellung „Automobil-Revue“ ausrichtet. Aus diesen überschaubaren Anfängen entwickelt sich schließlich die internationale Leitmesse für Automobiltechnik. Die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) aus Stuttgart mit ihrer Marke Mercedes sowie Benz & Cie. aus Mannheim sind frühe Stammgäste der Berliner Motor-Ausstellungen. Nachdem beide Unternehmen 1924 eine Interessengemeinschaft bilden, präsentieren sie sich 1925 erstmals mit einem gemeinsamen Stand. Und 1926 in Folge der Fusion zur Daimler-Benz AG locken im selben Jahr die Fahrzeuge der neuen Marke Mercedes-Benz die Besucher an den Messestand – dem „wohl am meisten umlagerten“ der Ausstellung, wie es in einem Bericht der „Hamburger Nachrichten“ heißt. Nach dem Zweiten Weltkrieg an die Messeerfolge aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts anzuknüpfen, ist schwer. Erstmals findet im April 1951 wieder eine Automobilausstellung in Deutschland statt, die wirklich internationalen Anspruch hat. Ausgetragen wird sie nicht mehr in Berlin, sondern in Frankfurt am Main. Hier hat auch der Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA) seinen Sitz, der die IAA organisiert.
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