Die drei absoluten Rekorde über 25.000 Kilometer, 25.000 Meilen und 50.000 Kilometer sowie die neun weiteren internationalen Klassenrekorde in der Kategorie A (Automobile) Gruppe I (Otto-Motoren) in der Klasse 2000 bis 3000 Kubikzentimeter werden auf der 12,6 Kilometer langen, kreisrunden Erprobungsbahn in Nardò, Italien, aufgestellt, wo Temperaturen von tagsüber 40 Grad Celsius außen und mehr als 50 Grad Celsius im Fahrzeuginnenraum eine zusätzliche Belastung für Fahrer und Fahrzeug bedeuten.
Dennoch läuft der neue 2,3-Liter-Vierzylindermotor während der fast neun Tage dauernden Vollastfahrt wie das sprichwörtliche Uhrwerk. Die serienmäßigen 185 PS (136 kW) genügen zusammen mit den aerodynamisch optimierten Karosserieänderungen für Spitzengeschwindigkeiten von rund 250 km/h. Der Treibstoffverbrauch liegt in Hinblick auf die nahezu permanent gefahrene Höchstgeschwindigkeit bei Motorendrehzahlen um 6000/min mit wenig mehr als 22 Liter auf 100 Kilometer ausgesprochen günstig.
Für Fahrerteam und Boxenmannschaft des Mercedes-Benz Versuchsbereichs ist die Stiefelspitze Italiens damals schon kein unbekanntes Terrain: Sämtliche neuen Modelle müssen auf dem Weg zur Serienreife ähnlich harte und ausgiebige Testfahrten durchstehen, die auch dort durchgeführt werden. In den Jahren 1976, 1978 und 1979 hat man außerdem in Nardò mit den verschiedenen C 111-Diesel- und Benzin-Versionen zehn Distanz- und zwei Zeit-Weltrekorde aufgestellt. Um unabhängig von der offiziellen Zeitnahme jederzeit über die Zahl der gefahrenen Runden, die zurückgelegte Strecke oder die Durchschnittsgeschwindigkeit informiert zu sein, sind die drei Fahrzeuge mit Kennungssendern unterschiedlicher Frequenz und zusätzlich mit Kennleuchten unterschiedlicher Farbgebung ausgerüstet, die bei Tag und bei Nacht eine eindeutige Identifikation der verschiedenen Fahrzeuge und eine zuverlässige Auswertung der durch eine Doppel-Lichtschranke ermittelten Durchfahrtzeiten sicherstellten.
Rekordfahrzeuge mit geringfügigen Modifikationen Der 2,3-Liter-Vierzylindermotor M 102 mit zwei obenliegenden Nockenwellen und 16 Ventilen hat zwar die auch für die Serie vorgesehene Leistung von 185 PS (136 kW), jedoch sind Einspritzanlage und Zündung den besonderen Betriebsbedingungen – dem Fahren bei konstant hoher Last und Drehzahl – angepasst. Auch der Kühler entspricht der Serienausführung, doch hat man auf den Lüfter verzichtet, da bei den hohen Fahrgeschwindigkeiten der normale Fahrtwind für die Durchströmung des Kühlers ausreicht. Damit bei den niedrigeren Nachttemperaturen die Betriebstemperatur des Motors nicht absinkt, ist eine Kühlerjalousie montiert, mit der vom Fahrersitz aus der Kühler bis zu zwei Drittel abgedeckt werden kann, wodurch sich zudem noch der Luftwiderstand verringert. Die Kühlermaske ist mit einem schnell austauschbaren Insektengitter abgedeckt, um ein Verstopfen der Luftkanäle zu vermeiden. Abnehmbare Kunststoff-Kappen schützen tagsüber die Scheinwerfer vor Verunreinigungen durch Insekten oder Beschädigungen.
Kupplung und das manuelle Fünfgang-Getriebe entsprechen der geplanten Serienausführung, hingegen ist nur eine mechanische Lenkung installiert. Da auf der überhöhten Kreisbahn nahezu seitenkraftfrei – also praktisch immer „geradeaus“ – gefahren wird, ist die vorgesehene Servomotorunterstützung nicht erforderlich. Neben der reinen Materialerprobung nutzt die Forschungsgruppe Berlin der damaligen Daimler-Benz AG diesen Langstreckentest zu verkehrspsychologischen Untersuchungen. So können zum ersten Mal Werte über Fahrerbeanspruchung unter genau definierten Bedingungen und damit aussagefähigen Ergebnissen ermittelt werden.
Mercedes-Benz 190 E 2.3-16, 1983 bis 1988 Motor: Vierzylinder-Ottomotor mit 4 Ventilen je Zylinder Hubraum: 2.299 Kubikzentimeter Leistung: 185 PS (136 kW) Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h (ECE-Version), ab September 1985: 225 km/h (mit Katalysator 220 km/h) Beschleunigung 0-100 km/h: 7,5 Sekunden (ECE-Version)
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