Bald hält der aktive Spurhalteassistent die Fahrbahnlinien im Blick und lenkt automatisch die paar leichten Kurven, die der Straßenplaner zu begradigen vergessen hatte, während der aktive Abstandsregler auf den Vordermann achtet und im Zweifel die S-Klasse bis zum Stand bremst und wieder anfährt.
Rundum bewacht vom Superhirn, dem vernetzten mit dem Bordcomputer vernetzten Sensorcluster aus Stereokamera sowie Radar-, Infrarot und Ultraschallsensoren sorgt die S-Klasse im Notfall auch für die Notbremsung, achtet auf Fußgänger, Tiere und den Querverkehr.
Wer in der Aufpreisliste die richtigen Kreuze gesetzt hat, kann das genießen. Selbst die ungewollte Wiederholung des Elchtests ist ausgeschlossen, weil das neue Nachtsichtsystem Menschen und Tiere rechtzeitig erkennt und sogar zwischen Mensch und Tier unterscheidet. Den Menschen leuchtet das Spotlight an – mehrfach, damit er gewarnt wird – der Elch wird nicht mit Licht irritiert, er erscheint nur auf dem Bildschirm im Blickfeld des Fahrers, wie der Mensch übrigens auch.
Der erste Schritt zum autonomen Fahren ist also geschafft. Und die Highways 400 und später 11 lehren uns, dass diese Art der Fortbewegung nicht nur komfortabel, sondern auch sicher ist, weil bei Langeweile und gähnender Leere der Sekundenschlaf nicht lange auf sich warten lässt, mit der S-Klasse eben ohne Folgen. Und es muss nicht immer der Highway in Nordamerika sein, die Nachtfahrt auf der Autobahn oder der endlose Stop-and-Go-Verkehr zählen auch zu diesen gefährlichen Situationen. Denen nimmt die S-Klasse die Risiken.
So ein ermüdender Highway legt einem noch ein paar weitere Morgengaben der S-Klasse nahe. Wenn der Motor bei gut 1000 U/min so gut wie nicht zu hören ist und Fahrgeräusche draußen bleiben, lockt natürlich das Spiel mit dem Infotainment. Auf den beiden, sehr breiten Bildschirmen unter einer gemeinsamen Hutze finden sich zwar die klassischen Rundinstrumente mit der Anzeige des Bordcomputers dazwischen und rechts die Darstellung der Navigation. Alles brillanter und größer, aber dennoch so, wie gewohnt, bis der Beifahrer die zahlreichen Einstellmöglichkeiten probiert. Im Luxus vorn links oder in der nicht minder luxuriösen Lounge-Atmosphäre hinten rechts. Verwöhnt wird man in beiden Sitzreihen mit eleganter Optik, erstklassiger Haptik und edlen Details, bis hin zum Duftstoß aus der Beduftungsanlage.
Spätestens hier stellt sich die Frage, ob das alles sein muss oder nicht doch ein bisschen „too much“ ist. Über Geld muss man an dieser Stelle nicht sprechen. Das entscheidet im Leben nun einmal immer über die Möglichkeiten des Einzelnen. Wer es hat, warum soll der sich nicht für ein elegant-dynamisches Automobil wie die S-Klasse entscheiden, von dem sein Hersteller sagt, es sei das beste der Welt.
Wer den ganz großen Luxus beim Fahren sucht, der sollte in der Aufpreisliste das Kreuz für die Magic Body Control setzen. Die bügelt so ziemlich alle Löcher und Unebenheiten glatt, weil die Stereokamera sieht, was kommt und Federung wie Dämpfung sich dann darauf einstellen.
Ach so, Motoren bietet Mercedes auch noch für die S-Klasse, alle leistungsstärker und verbrauchsärmer als die beim Vorgängermodell. Es fehlt auch nicht der Achtzylinder S 500 mit 4,7 Liter Hubraum, 455 PS und einem maximalen Drehmoment von 700 Nm, der die S-Klasse in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h wuchtet und mit einem Durchschnitts-Normverbrauch von 8,6 Litern angegeben wird. Der S 400 ist ein Benzin-Hybrid mit 306 PS, 370 Nm und einem Durchschnittsverbrauch von 6,3 Litern. Der S 350 Blue Technology ist ein Sechs-Zylinder-Diesel mit 258 PS, 620 Nm und 5,6 Liter Durchschnittsverbrauch. Meister im Verbrauch ist der Diesel-Hybrid S 300 Blue Technology Hybrid mit 204 PS, 500 Nm und nur 4,4 Liter.
Bleibt die Frage zu klären, um die in diesen Tagen kein Auto-Autor herumkommt: Ist das nun wirklich das beste Auto der Welt? Es fällt angesichts unserer ersten Erfahrungen schwer, uns ein besseres vorzustellen. (ampnet/Sm)
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