Donnerstag, 8. Mai 2014 Mercedes B-Klasse Electric Drive: In Stille genießen
Mercedes-Benz B-Klasse Electric Drive. Foto:Auto-Medienportal.Net/Daimler
Die einen suchen den Applaus, die anderen lieben es zurückhaltend. Noch tobt der Streit, ob ein Elektroauto ein spektakuläres Design braucht oder sich besser bei den normalen Autos einordnet. Wenn die Mercedes-Benz B-Klasse Electric Drive im Oktober nach Deutschland kommt, wird ein neues Kapitel der Diskussion beginnen; denn die B-Klasse ist auch als rein batterieelektrisches Autos nichts anderes als die bekannte B-Klasse, nur eben mit einem anderen Antrieb, einem erstaunlich starken allerdings.
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Natürlich werden auch die deutschen Kunden die Chance geboten bekommen, sich mit Designmerkmalen als Elektro-Freunde zu erkennen zu geben. Die neuen Schürzen vorn und hinten sowie die Schweller an den Seiten drängen sich dem Betrachter nicht auf. Wer nicht den lauten Auftritt sucht, wird von der B-Klasse nicht geoutet. Dafür kann er seine heimliche Freude an der Gewissheit haben, dass er seine Nachbarn an der Ampel bei jedem Start verblüffen könnte. Dann ziehen vom ersten Augenblick an 350 Newtonmeter Drehmoment an den Vorderräder. Und der Spurt von 0 auf 100 km/h kann nach 7,9 Sekunden erledigt sein. Im Sport-Modus stehen bei der rund 1,5 Tonnen schweren elektrischen B-Klasse 132 kW / 175 PS Leistung bereit, zu viel für die Vorderräder, wenn man mit dem Fahrpedal nicht vorsichtig umgeht. So viel Kraft überfordert sogar die Antriebsschlupf-Regelung, die jeder ESP innewohnt. Die Höchstgeschwindigkeit wird – zugunsten der Reichweite – bei 160 km/h abgeregelt. Im Eco-Modus mit 98 kW / 134 PS geht es ein wenig gemächlicher zu – bis der Fahrer das Pedal zum Kickdown durchtritt. Verzicht ist also die Sache dieser B-Klasse nicht, beim Fahren nicht und auch nicht beim Raumangebot. Sie ist und bleibt auch mit ihrer großen Lithiumionenbatterie von 28,1 kWh im Hinblick auf den Raum das, was sie mit Otto- und Dieselmotoren ist: ein Fünfsitzer mit hohem Innenraum und einem Kofferraum, der in dieser Klasse seinesgleichen sucht: 501 Liter im normalen Zustand und maximal 1456 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen. Die Sitzposition fällt allerdings ein wenig höher aus, was in der Zielgruppe der B-Klasse sicher mit Wohlwollen aufgenommen werden wird. Dafür gibt es zwei Gründe: die Karosserie liegt 40 Millimeter höher und damit steigt auch die Sitzhöhe um 30 Millimeter. Aber am Fußraum vorn ändert sich nichts; denn der „Batteriekeller“ beginnt erst an der Vorderkante der vorderen Sitze und nimmt hinten den Raum ein, der sonst dem Kraftstofftank vorbehalten ist. Im Innenraumdesign ändert sich nur wenig. Das ist der Innenraum, wie man ihn aus allen anderen kompakten Mercedes-Benz-Modellen kennt: breiter, als man von außen vermutet, komfortabel mit einer Spur Luxus und einem Hauch Sportlichkeit, artgerechten Materialien, einer guten Verarbeitung, den typischen runden Ausströmern der Lüftung und dem in der Armaturenbrettmitte aufgesetzten Display fürs Infotainment. Neu sind natürlich die Anzeigen für den Elektrobetrieb und ein Knopf, der das allerdings aufpreispflichtige „Range plus“-System einschaltet. Beim US-Modell wird es Bestandteil eines Pakets sein, das eine erweiterte Ausstattung und den Knopf enthält, der dem Elektroauto-Neuling sicher gefallen wird: Wird der vor dem Beginn der Ladung gedrückt, sind am Ende 15 Prozent mehr Ladung in der Batterie. Ein Überladen sei das nicht, versicherten die Entwickler von Mercedes-Benz jetzt bei der Vorstellung der Mercedes-Benz B-Klasse Electric Dive in dem nordamerikanischen Mercedes-Benz-Entwicklungszentrum im kalifornischen Sunnyvale. Man öffne nur ein größeres Fenster. Das wird der Batterie auf Dauer nicht gefallen. Aber die Techniker waren sich ganz sicher, dass der Knopf in der Regel sowieso höchstens ausnahmsweise gedrückt werde. Umso mehr stellt sich die Frage, warum das größere Fenster dann nicht immer offen ist. Vielleicht muss der kalifornische Elektroautopionier Tesla und Partner von Mercedes-Benz die Frage beantworten; denn der elektrische Antrieb wird von dort zugeliefert. Mercedes-Benz ist für die Integration von Motor, Batterie und Steuerungselektronik ins Fahrzeug zuständig. Das ist zwar – wie unser langer Ausflug rund ums Silicon Valley zeigte – sehr gut gelungen. In Deutschland soll die Mercedes-Benz B-Klasse Electric knapp 40 000 Euro kosten, hörte man in Sunnyvale. (ampnet/Sm)
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