Seine Karosserie ist nur sechs Zentimeter höher als die der A-Klasse. Die Innenraummaße sind komplett identisch und nur bei der Außenlänge erlaubt sich der GLA einen Zuschlag von zwölf Zentimetern auf 4,42 Meter, was ihm einen größeren Kofferraum beschert und ihn gestreckter, aber auch windschlüpfig wirken lässt. Dennoch bleibt der GLA eine A-Klasse. Die vorderen Türen zwingen einen norddeutschen Sitzriesen, den Kopf einzuziehen. Die Sitzposition fällt nur um ein paar Zentimeter höher aus als im kompaktesten aller Daimler, und die Rundumsicht zwingt wegen der nach hinten stark ansteigenden Gürtellinie zur Bestellung einer Rückfahrkamera. Die allerdings liefert auf dem großen, in der Mitte der Armaturentafel frei stehenden Display ein gutes Bild.
So viel Nachsicht erklärt sich mit dem Anblick, der den Fahrer erwartet, wenn er seinen Platz eingenommen hat. Der Stil, der von der A-Klasse bis zur neuen C-Klasse die Mercedes-Innenräume erobert hat, gefällt auch im GLA. Der Sitzkomfort vorn passt zum Anspruch der gehobenen Kompaktklasse. Die insgesamt recht kleinen Sitze lassen sich auch an den Sitzriesen gut anpassen, sind voll langstreckentauglich und geben in schnellen Kurven Hüfte und Rücken sogar eine Portion Halt. Der Arbeitsplatz passt, lässt aber einen Wunsch offen: eine bessere Gestaltung oder Hinterleuchtung der beiden Rundinstrumente auch bei Tag. Die stecken mit ihrer Grafik aus Weiß, Grau und Schwarz jeweils auf der Außenseite so tief im Tubus, dass ausgerechnet die Geschwindigkeitsangaben um die 50 km/h im Schatten schwer lesbar werden. Das wirkt angesichts der vielen Elektronik und ihrer Anzeigen an Bord wie ein Rückfall in alte Zeiten. In die modernen Zeiten passen die vielfältigen Anzeigemöglichkeiten des Bordcomputers zwischen den beiden Rundinstrumenten und eben auf dem freistehenden Monitor für das Comand-Online-System für rund 3500 Extra-Euro, mit dem das Internet, die Navigation, Apps und Tonträger aller Arten ins Auto einziehen. Mit der Anschaffung dieses Systems wird klar, dass sich unser norddeutscher Sitzriese bei diesem GLA nicht für die Einstiegsvariante GLA 200 mit 156 Benziner-PS, Sechs-Gang-Handschalter und Frontantrieb für 29 303,75 Euro, sondern für eine teure, in Deutschland ungewöhnliche Variante entschieden hat: den GLA 250 4Matic, also einen Allradler mit einem Benziner von 211 PS und Sieben-Gang-DSG mit Wählhebel am Lenkrad. Unser Exemplar der besonders auffälligen Edition 1 steht auf 19 Zöllern mit der Reifendimension 225/45 R 19. Er hat also kein Recht, sich über die straffe Federung zu beschweren. Mit den schweren Rädern kann der Federungskomfort nicht besser sein als bei der sowieso schon jugendlich straffen A-Klasse. Aber die großen Räder passen gut zum kleinen Auto. Weniger perfekt findet es unser Mann, dass die Motorhaube bei hohen Geschwindigkeiten flattert. Und hohe Geschwindigkeiten erreicht der GLA in dieser Konfiguration schnell. Er beschleunigt in rund sieben Sekunden von 0 auf 100 km/ und schafft in der Spitze mehr als 230 km/h. Dabei wird das – auch durch den grundsätzlich schwingungsärmer arbeitenden Benziner – vorbildlich leise Fahrgeräusch erst so ab 160 km/h zu laut für Gespräche an Bord. Unser Sitzriese versteht den GLA als Zweisitzer mit Rücksitzen als Reserve für Kleine oder kurze Strecken, nutzt den variablen Laderaum in seiner größten Ausdehnung nur selten, fühlt sich wohl an Bord und sieht auch den Verbrauch von 9,5 Litern auf 100 km bei seinem Streckenprofil und seinen Fahrgeschwindigkeiten als akzeptabel an, auch wenn die technischen Daten einen Durchschnittsverbrauch von nur 6,5 Litern nennen. Fazit: Wenn jemand geglaubt hat, die SUV-Variante der A-Klasse könne von der alten A-Klasse das Publikum übernehmen, der sieht sich vom GLA enttäuscht. Er stellt nicht den Zwischenschritt von der A- zur B-Klasse dar, sondern ein eigenständiges Angebot – je nach Ausstattung für jung oder alt. (ampnet/Sm)
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