Nun ist die Zeit der Spritfresser längt vorbei. Der Achtzylinder im Mercedes-Benz S500 schluckt im Mittel nicht mehr als 8,5 Liter auf 100 Kilometer, rund 30 Prozent weniger als vor 20 Jahren. Dennoch emittiert er mit 199 g/km genau doppelt so viel wie später erlaubt. Auch dieser Wert wird mit der nächsten Motorengeneration weiter sinken. Aber er wird dennoch zu hoch liegen. Mit dem Mercedes-Benz S 500 Plug-in-Hybrid in der Langversion fordern die Stuttgarter ihre S-Klasse-Kunden jetzt zum Flirt mit dem Kombi-Antrieb auf. Und führen dabei gleich zwei gewichtige Argumente ins Feld: zunächst gegen die Sorge vor der neuen Technik eine Acht-Jahres-Garantie (oder 100 000 km) für die Batterie und alle Hybridkomponenten. Verlockender dürfte allerdings das Preisargument sei, denn Mercedes-Benz lässt sich die Liebeswerbung Einiges kosten: Der Preis für den langen S 500 und den ebenso langen S 500 Plug-in-Hybrid ist gleich – wie bei Mercedes-Benz üblich bis auf den Cent: 108 944,50 Euro. Nun wird auch die Hybrid-S-Klasse damit nicht zum Schnäppchen. Aber jeder weiß, dass ein Hybridantrieb wegen E-Motor, Regelelektronik und erst recht wegen der in diesem Fall 8,7 kWh großen Batterie mehr kostet als man mit dem kleineren Motor ausgleichen könnte. Es handelt sich also um einen politischen Preis. Eine verständliche Entscheidung, wenn man bedenkt, dass auch bei Daimler aus der lästigen Pflichtübung eine Strategie geworden ist. In den kommenden drei Jahren sollen insgesamt zehn Plug-ins den Stern tragen. Der nächste wird eine C-Klasse sein. Um dem Verdacht vorzubeugen, der S 500 Plug-in-Hybrid könne doch eine S-Klasse des Verzichts sein, bringt es Dr. Uwe Ernstberger, Leiter Produktgruppe S-, E-, C-Klasse, auf eine einfache Formel: Die Kraft eines Achtzylinders aus einem Sechszylinder mit Verbrauchswerten eines Vierzylinders und zumindest streckenweise ganz ohne Emissionen. Der erste Blick auf die Daten bestätigt das: 325 kW / 442 Hybrid-Systemleistung gegen klassische 335 kW / 455 PS, 650 Newtonmeter (Nm) maximales Hybrid-Drehmoment gegen 700 Nm des Achtzylinders. Bei den 5,2 Sekunden für den Sprint des Hybrid von 0 auf 100 km/h wirken sich die 200 Zusatz-Kilogramm aus. Der Benziner schafft das in 4,8 Sekunden. Diese minimalen Unterschiede zu diskutieren, kann man getrost den Stammtischen überlassen. In der Praxis wirken sie sich nicht aus. Das gilt nicht für den Verbrauch. Ermittelt wird der bei einem Plug-in-Hybrid nach einer Formel aus Brüssel. Bei einem Plug-in-Hybrid ermittelt sich der Normverbrauch in Abhängigkeit der Strecke, die das Fahrzeug mit dem Strom aus der Batterie zurücklegen kann. Je mehr Kilometer aus der Batterie, desto mehr Rabatt. Beim S 500 Plug-in sind das 33 Kilometer. Dafür darf Mercedes-Benz den Normverbrauchswert des Sechszylinders um 56 Prozent kürzen. So kommen die offiziellen 2,8 Liter oder 65 g/km heraus. Bei unserer 110-Kilometer-Tour durch Kopenhagen und Malmö sowie über die Straßen dazwischen meldete der Bordcomputer 8,2 Liter auf 100 km.
Unser Fazit nach der Tour mit dem Mercedes-Benz S 500 Plug-in-Hybrid: Leise ist jede S-Klasse. Aber diese ist leiser – nicht nur in der Stadt, weil unterwegs oft der Sechszylinder nichts zu sagen hat, da man auch das Zuschalten des Verbrenners nicht spürt, bleibt der Gesamtreindruck vom extrem leisen Fahrzeug in einem extrem komfortablen Fahrzeug. Mehr S-Klasse geht nicht – mit einer Ausnahme: die Batterie reduziert den Kofferraum auf Kompaktklassen-Niveau, trotz des langen Radstands. Dennoch: Dieses Auto fährt der Entwicklung nicht hinterher. Jetzt müssen sich wieder die anderen sputen. (ampnet/Sm)
|