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Mittwoch, 11. Februar 2015 Mercedes-Benz Vito 4x4: Vorwärtsdrang serienmäßig

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Mercedes-Benz Vito 4x4 Mixto.  Foto:Auto-Medienportal.Net/DaimlerMercedes-Benz Vito 4x4 Mixto. Foto:Auto-Medienportal.Net/Daimler

Ganz sicher wollten sie sich nicht dem Verdacht aussetzen, ihrem neuen Allradantrieb bei den Medien einen zu bequemen Start ermöglicht zu haben. Deswegen gingen sie nach Nordschweden, dorthin, wo nicht nur europäische Automobilhersteller ihre Prototypen bei minus zehn bis minus 30 Grad Celsius hart rannehmen. Doch es kam schlimmer: Die Temperaturen lagen oberhalb null. Und der Regen sorgte zusätzlich dafür, dass nicht betonhartes Eis, sondern spiegelglatte Oberflächen den Mercedes-Benz Vito 4x4 erwarteten.

Die Pressecrew von Mercedes-Benz bedauerte das uns gegenüber. Wir empfanden das als einen glücklichen Umstand. Denn glatter kann eine Fahrbahn im Winter kaum werden als bei einer weichen Eisschicht, auf der Tauwasser und Regen einen Reibbeiwert erzeugen, der jedem Autofahrer zu Recht den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Wir fanden es daher spannend, wie sich ein leichtes Nutzfahrzeug unter solchen Bedingungen bewegen lässt – besser: ob es sich überhaupt bewegen lässt.

 

Auf der Kreisbahn des zugefrorenen See mit einem Durchmesser von 100 Metern schafften wir 80 km/h, bevor uns die ESP sanft zur Ordnung rief. Im Slalomparcour benahm er sich mit recht hoher Geschwindigkeit ebenfalls gesittet. Den Ausweichtest auf Eis schafften wir mit gut 50 km/h. Und auf dem Handlingkurs musste man nur abwarten, bis das Heck einen Hauch nach außen drängte, die Lenkung wieder öffnen und schon war wieder alles in der Spur.

Soweit die Erfahrungen auf Eis. Auf dem Schnee der Landstraßen zeigte der Vito einen unerwartet heftigen Vorwärtsdrang. Und auf Gefällestrecken half die neue Bergabfahrhilfe, die noch ein paar Bemerkungen wert sein wird. Da zum warmen Wetter auch noch Sturm dazukam, konnten wir den Seitenwind-Assistenten nachspüren. Wir merkten nichts vom heftigen Wind.

Das Fazit zum Fahrverhalten: Wer mit diesem Auto auch bei schlimmen Straßenverhältnissen ins Straucheln kommt, wollte seine eigene Angstschwelle deutlich überfahren und die Gesetze der Physik bewusst ignorieren.

Hinter solch einem Fahreindruck bei diesem Leichttransporter-Van steckt natürlich eine moderne Allradtechnik. In aller Bescheidenheit bekannten die Entwickler in Nordschweden, sie hätten ins Konzernregal gegriffen und sich dort beim 4Matic-Antrieb der Personenwagen bedient und den noch ein bisschen angepasst an die neue Aufgabe, mit unterschiedlichen Lasten von einer Person auf dem Fahrersitz bis zur Maximallast auf der Hinterachse das gewünschte Fahrverhalten sicherstellen zu können.

Anders als beim Vorgänger kommt beim neuen 4x4 der Antrieb jetzt beim Normalbetrieb mit 55 Prozent mehr der Leistung an der Hinterachse an. Wird eine andere Verteilung benötigt, wird entsprechend nachgeregelt. Für den Ausgleich der Unterschiede an einer Achse zwischen linken und rechtem Rad sorgt das 4ETS-System mit einem gezielten Bremseingriff an dem durchdrehenden Rad. Im Endeffekt bekommt also jedes Rad das Maß an Traktion zugeteilt, das sein Reifen auf die Fahrbahn bringen kann. Das geschieht in der Praxis so weich, dass der Fahrer es kaum spürt und nur bei ganz schwierigen Untergründen auch mal hört.

Zu dieser Art des zwar respektvollen, aber erstaunlich problemlosen Fahrens im Winter passt auch die neue Bergabfahrhilfe. Anders als bei herkömmlichen System kriecht die nicht mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit gleichmäßig das Gefälle im hinab. Sie lässt sich mit Gaspedal und Bremse regeln und hält die letzte Geschwindigkeit, die der Fahrer eingegeben hat. Er kann also auf besseren Teilstrecken eine höhere Geschwindigkeit abrufen, die dann vom System gehalten wird. Ab 45 km/h steigt das System dann aus, um sofort erneut zu übernehmen, wenn die Geschwindigkeit wieder den Regelbereich erreicht.

An Bord findet sich auch der Schalter „ESP off“. Wer meint, damit auf der Kreisbahn oder auf dem Eis-Handlingkurs Drifts produzieren zu können, der irrt. Denn bei 60 km/h schaltet sich das ESP wieder ein. Die „Off-Position“ ist nur für solche Fälle gedacht, in denen ein ESP-Eingriff das Fortkommen behindert. Diese Fälle werden allerdings nicht allzu häufig auftreten, denn inzwischen hat die ESP-Truppe gelernt, aus dem Verhalten der Räder den Untergrund zu erkennen. So bauen die Reifen zum Beispiel im Schotter oder im Neuschnee genau den Keil vor dem Reifen auf, der den Bremsweg verkürzt. Dafür hätte man bisher das ESP ausgeschaltet.

Das Fahrverhalten des Mercedes-Benz Vito 4x4 erwies sich bei unseren Test in Nordschweden als – wie soll man es anders sagen? – idiotensicher. Das dürfen die Entwickler als Kompliment verstehen und der Käufer als eine Art eingebauter Lebensversicherung. Alles hat seinen Preis. Der Vito 4x4 kommt zur Zeit nur mit dem 140 kW / 190 PS starken 2,1-Liter-Diesel und der Sieben-Gang-Automatik 7G-Tronic plus. Der Allradantrieb kostet 3300 Euro, netto natürlich. Es handelt sich schließlich um ein Nutzfahrzeug. .(ampnet/Sm)

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