Mittwoch, 27. Mai 2015 Mercedes S 500 4Matic Coupé: Es darf gerne etwas mehr sein
Mercedes-Benz S 500 4Matic Coupé. Foto:Auto-Medienportal.Net/Daimler
Das Konzept des Coupés ist in der Autowirtschaft schon seit jeher ein Paradoxon. Mit zwei statt vier Türen, weniger Platz, aber mehr Ambiente und einem Schuss Sportlichkeit lassen sich höhere Preise als mit einer entsprechenden Limousine erzielen. Mercedes-Benz hat dieses Prinzip zu höchster Vollendung entwickelt. Seit 1952 krönt die jeweilige S-Klasse ein technisch verwandtes Coupé. Stets exklusiver und teurer als der entsprechende Viertürer. Seit Juni 2014 ist das jüngste Coupé der S-Klasse am Start. Seitdem heißt der luxuriöse Zweitürer offiziell S-Klasse Coupé. Da auch in der Welt der elitären Coupés alles relativ ist, begnügen wir uns zum Kennenlernen mit dem „Einstiegsmodell“, dem S 500 4Matic Coupé für 125 961,50 Euro. 1952 genügten dem ersten Coupé des 220 S noch 59 kW / 80 PS für die Position eines Topmodells im Portfolio der Schwaben. Dafür waren damals 22 000 Mark, einschließlich Schiebedach, fällig.
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2015 tritt das jüngste Coupé der S-Klasse nicht weniger elitär an. Gerade 21 Exemplare kamen in den ersten vier Monaten des Jahres auf die Straße. Dagegen weisen die 388 Continental GT aus dem gleichen Zeitraum den direkten Wettbewerber Bentley geradezu als Großserienhersteller aus. Das mit dem Einstiegsmodell ist natürlich relativ. Heute geht das große Coupé von Mercedes mit mindestens 455 PS an den Start. Wem das nicht reicht, muss bei der Bestellung das S 63 AMG Coupé ankreuzen. Das tritt dann mit 585 PS an. Für einen Mercedes liefert der Hersteller das S 500 Coupé regelrecht üppig ausgestattet aus. Allradantrieb, Luftfederung, Sieben-Gang-Automatik, LED-Lichter, Lederausstattung und Multifunktionslenkrad sind grundsätzlich an Bord. Ebenso Tempomat, Rückfahrkamera und eine Reihe von Assistenzsystemen. Wenn Schwaben gerne mit ihrer Sparsamkeit kokettieren, so signalisiert das S-Klasse Coupé aus allen Poren: Wir können auch anders! – Die Karosserie schwellt machomäßig aus Wellen, Sicken und Rundungen, die die aktuelle Designlinie von Mercedes-Benz kennzeichnet. Mit der dezenten zeitlosen Linie des legendären W 126, des SEC zwischen 1981 und 1992 im Hinterkopf, der mit 74 060 Exemplaren noch immer der Rekordhalter unter den S-Klasse-Coupés ist, schleicht sich die Frage ins Unterbewusstsein: Wäre etwas weniger nicht mehr? Der Innenraum treibt das Schwelgen in Luxus, Leder und geschwungenen Formen zu einem weiteren Höhepunkt. Die Linien des Armaturenträgers wirken wie eine Hommage an die Dünenlandschaft der Nobelinsel Sylt, die zu den bevorzugten Habitaten des Zweitürers zählen dürfte. Der Wohlfühlfaktor, den die beiden Sitze für Fahrer und Beifahrer vermitteln ist dagegen ohne jeden Fehl und Tadel. Verstellbereich und Einstellmöglichkeiten feilen die perfekte Sitzposition für jede Körpergröße auf den Millimeter präzise heraus. Öffnet sich die Piste, verwandelt der Achtzylinder mit doppelter Turboaufladung den Zweitonner in ein munteres Füllen. Mit dumpfem Grollen schiebt das Triebwerk das Coupé mit eindrucksvoller Vehemenz nach vorne. Da das beindruckende maximale Drehmoment von 700 Newtonmetern bereits bei 1800 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung steht, bleibt der Automatik mit sieben Gangstufen wenig Mühe die Kraft zu dosieren. Dank des Allradantriebs verpufft auch nicht ein Promilleanteil einer Pferdestärke durch Schlupf. Für wirklich sportliche Fortbewegung ist das Coupé zu groß und zu schwer. Enge Kurven und verwinkelte Landstraßen sind nicht das bevorzugte Terrain des S 500 Coupé. Und das ist gut so. Wer sich ein solches Fahrzeug zulegt, bevorzugt die entspannte Langstrecke und hat für Sport und Spaß genügend Mittel in der Hinterhand, um sich neben dem großen Wagen unter dem Zeichen des Sterns auch noch das passende Spielmobil zu gönnen. Und spätestens seit die Stuttgarter den AMG GT im Portfolio führen, darf die entsprechende Investitionssumme im Hause bleiben. Bei der Abstimmung des Fahrwerks mit der serienmäßigen Luftfederung haben die Techniker eine Prise Sportlichkeit nicht aus dem Auge verloren. Kurze Wellen werden nicht mit letzter Konsequenz verleugnet. Insgesamt passt die wohl dosierte Straffheit gut zum narrensicheren Fahrverhalten. Zum Wohlfühlfaktor gesellt sich mit jedem Kilometer ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit. Wenn Landschaften und Wegmarken in 100-Kilometer-Paketen vorbeifliegen, ist der Fahrer am ledernen Volant des S 500 Coupé mit sich und der Welt im Reinen. Gut, dass 7497 Euro extra in das 3D-Highend-Soundsystem von Burmeester geflossen sind. Zwei Dutzend speziell konzipierte Lautsprecher und die gleiche Zahl von Verstärkerkanälen kulminieren in 1520 Watt Systemleistung, die das Auto in einen Klangkörper verwandeln, und den Suchtfaktor des Fahrzeugs weiter befördert.
Somit ist sich das große Coupé von Mercedes in all den Jahrzehnten seiner Geschichte treu geblieben. Als exklusives automobiles Vergnügungsmittel für Auserwählte. (ampnet/tl)
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