Alte Liebe rostet nicht. Der Mercedes-Benz G hat seine Fangemeinde, die ihn nicht missen möchte. Aber er gewinnt auch neue Anhänger dazu. Gunnar Güthenke, Managing Director der Mercedes-Benz G GmbH, charakterisiert die Zielgruppen so: Da seien die, die ihn brauchen, etwa für Wald, Feld und Sport, dann die, die eine Designikone zu schätzen wissen, die wenig Sozialneid auslöst, und schließlich die Extrovertierten, die mit ihrem G ein Statement setzen wollten. Für die ganz jungen und wilden der dritten Gruppe hat sich die Mannschaft um Güthenke dann wohl die „crazy colors“ wie das Aliengreen ausgedacht. Alle Zielgruppen sollen noch lange bei der Stange bleiben. Deswegen wird niemand verwirrt und das Design bleibt auch für das Modelljahr 2016 bis auf Retuschen am vorderen Stoßfänger und eine neue Instrumententafel unverändert. Dafür tut sich etwas im Motorraum. Der V6-Diesel im G 350 d mit 2987 ccm Hubraum leistet 180 kW / 245 PS und bietet 600 Newtonmeter (Nm) maximales Drehmoment – so viel wie früher der V8-Diesel im G 400 CDI. Sein Normverbrauch liegt mit dem Durchschnitt von 9,9 Litern auf 100 km allerdings deutlich niedriger. Neu unter der Haube ist der V8-Benziner Biturbo im G 500 mit 3982 ccm, 310 kW / 422 PS, 610 Nm, einer Höchstgeschwindigkeit von angesichts der Leistung eher bescheiden wirkenden 210 km/h und einer Spurtfähigkeit, die auch Sportwagen nicht schlecht steht: 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Motor wurde aus dem AMG-Biturbo entwickelt, der den Mercedes-AMG GT antreibt. Er steckt auch in dem G 500 4x4² für besonders harte Einsätze. Der bietet dafür 438 mm Bodenfreiheit, eine 250 mm größere Spur und 1000 mm Wattiefe. Die Ausstrahlung, das Design, die Leistung auf der Straße und erst recht der Nimbus vom unschlagbaren Kletter- und Schlammkünstler und selbst sein Preis heben ihn über seinen Wettbewerb und lassen gleichteure italienischen Sportwagens vergänglich wirken. G-Freunde wollen dieses Auto, auch, wenn seine fast drei Tonnen Gesamtgewicht in Kurven gern geradeaus schieben, die Türgriffe mit ihren Drückern den Namen noch verdienen, die Türen einen kräftigen Schubs brauchen, um ins Schloss zu fallen, der großen Gepäckraum von einer seitlich angeschlagenen Tür verschlossen wird, das auf der Hecktür aufmontierte Reserverad die Sicht nach hinten stark einschränkt, ein Luftwiderstand wie die sprichwörtliche Schrankwand, eine indirekte Lenkung, eine Sitzposition wie im Lkw – egal. Von außen der extreme Offroader, von innen purer Luxus – das zählt. Da nimmt man gern auch noch mit, dass die G-Männer das Fahrwerk für die Straße neu abgestimmt haben und mit einem verfeinerten Bremssystem – ABS, ASR, ESP – mehr Stabilität, mehr Traktion für die Straße und kürzere Bremswege anbieten. Ein Mercedes-Benz G lässt sich nicht bewerten oder kritisieren. Er ist ein Phänomen, ein Unikum, das Urgestein des deutschen Geländewagens und eigentlich sogar der Urvater des SUV, wenn man diesen Namen wörtlich nimmt: sportlich ist er im Gelände und zweifellos nützlich mit seinem Laderaum von bis zu 2116 Litern und seiner maximalen Anhängelast von 3,5 Tonnen. Den Begriff „Vehikel“ wird er vermutlich nicht übel nehmen. Der G ist ein Dorian Gray der Automobilgeschichte. Er wird noch viele überleben. Der Land Rover Defender hat es immerhin auf 66 Jahre gebracht. Das lässt hoffen. (ampnet/Sm)
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