Montag, 5. März 2018 Mercedes-Benz CLS: Dritte Runde für den Beau
Mercedes-AMG CLS 53 4Matic. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Der Mercedes-Benz CLS hat 2004 eine Klasse begründet: diejenige der viertürigen Coupés, abgeleitet von den Limousinen der oberen Mittelklasse, aber viel eleganter und individueller. Audi hat das Konzept mit dem A7 übernommen, BMW hat auf der Plattform des 5er das hochpreisige 6er Gran Coupé plaziert – und Kia lanciert den Stinger auf der Architektur des (Hyundai) Genesis G80. Jetzt kommt der CLS in seiner dritten Modellgeneration.
Und wie bei den Vorgängergenerationen hebt sich der CLS so deutlich von der E-Klasse ab, dass keine Verwechslungsgefahr besteht. Die Frontpartie ist aggressiv nach vorn geneigt, der Fahrzeugkörper ist reduziert und muskulös ausgeführt, und das breite Heck kündet von motorischer Potenz – ganz besonders bei der Variante AMG CLS 53, die über eine Vier-Rohr-Auspuffanlage verfügt.
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Dieses sportliche Spitzenmodell ist mit einem 320 kW / 435 PS starken 3,0-Liter-Sechs-Zylinder-Reihenmotor ausgerüstet, und der 15 kW / 22 PS starke integrierte Starter-Generator (ISG) bringt kurzzeitig zusätzlich Leistung. Damit sprintet dieser CLS in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und weiter bis zu einer Spitze von abgeregelten 250 bzw. 270 km/h.
Dank des ISG gibt es absolut kein Turboloch; der Bereich, in dem er zuschaltet, ist bei bestem Willen nicht zu spüren. Leider ist vom puren Auspuffsound nicht mehr viel übriggeblieben; für die moderne Motorsteuerung mussten Abstriche gemacht werden. Im Programm Sport Plus gibt es zwar noch ein schönes Brabbeln bei Gaswegnahme, beim Hochschalten unter Last ploppt es charakteristisch. Das kommt zwar auch noch aus dem Auspuff, aber es wird auch zusätzlich in den Innenraum eingespielt.
Zu verdanken ist diese bedauerliche Entwicklung dem Gesetzgeber; er verbietet inzwischen, dass ein Auto von außen künstlich lauter wird. Der trockene, harte Sound des legendären Kompressor-V8, der die AMG-Variante des CLS einst auszeichnete, bleibt so leider unerreicht. Subjektiv wirkt dieser AMG deswegen nicht so brachial, wie es die Messdaten dokumentieren.
Ansonsten sind die Fahreigenschaften des AMG CLS 53 über jeden Zweifel erhaben. Der intelligente Allradantrieb mach den Wagen agil, die präzise Lenkung stünde einem Sportwagen gut an. Auch im Sport-Plus-Programm springt das Auto nicht; uns gefällt das Sport-Programm insgesamt am besten. Die Sitze bieten außergewöhnlich guten Seitenhalt, das Lenkrad ist dank Wildleder-Bezug extrem griffig.
Am anderen Ende der Skala figuriert ein Vier-Zylinder-Ottomotor der neuesten Generation, der aus nur 2,0 Litern Hubraum rund 221 kW / 300 PS holt und mit einem riemengetriebenen Starter-Generator-System ausgerüstet ist. Zu bemängeln ist hier eigentlich nur, dass der Klang nicht unbedingt zu einem Premium-Auto passt, über 5000 Umdrehungen in der Minute mischt sich allerdings eine geradezu sportwagenmäßige Schärfe ins Klangbild. Dieser Vierzylinder ist extrem agil und fährt sich wie ein leichtfüßiger Sportmotor, wozu auch das um 110 Kilogramm niedrigere Gewicht verantwortlich ist: Der Motor ist 40 bis 50 Kilogramm leichter als der Sechszylinder, der Rest ist dem fehlenden Allradantrieb zuzurechnen.
Ein Spitzen-Motor ist auch der 3,0-Liter-Reihen-Sechs-Zylinder-Diesel im CLS 400; er wuchtet 250 kW / 340 PS auf die Kurbelwelle. Das Drehmoment von 700 Newtonmetern (Nm) wirkt so enorm, dass sich dieser Motor im Eco-Modus eigentlich am harmonischsten fährt. Klang, Drehmoment und Komfort sind hier Spitzenklasse. Dazu passt die perfekt schaltende Neun-Stufen-Automatik.
Der Fahrkomfort ist über jeden Zweifel erhaben; Windgeräusche glänzen durch völlige Abwesenheit. Allerdings ist die Kopffreiheit für großgewachsene Fahrer eher gering – jedenfalls dann, wenn das Schiebedach bestellt wurde.
Das perfekt verarbeitete Interieur wurde im Vergleich zur E-Klasse-Limousine verfeinert, unter anderem mit extrem futuristischen und beleuchteten Luftausströmern. Dennoch wirkt es im Vergleich zum neuen Audi A7 etwas konservativ. Und die bei einigen Testwagen verwendete Holzsorte Sen hellbraun ist ebenso Geschmackssache wie die verspielten Lautsprechergitter von Burmester.
Ironischerweise bekommt der rundum gelungene CLS demnächst Konkurrenz aus eigenem Hause: Mercedes-AMG lanciert eine viertürige Variante des Sportwagens GT, die auf der Architektur von E-Klasse und CLS basiert und nochmals spektakulärer gezeichnet ist. Auf diesen Daimler-internen Wettbewerb darf man gespannt sein. (ampnet/mak)
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