Mittwoch, 28. November 2018 Mercedes-Benz B-Klasse: Dieses Auto kann alles
Mercedes-Benz B 200 AMG Line. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
14 Jahre ist es her, dass auf dem Pariser Autosalon erstmals die „Vision B” als Vorläufer der B-Klasse gezeigt wurde – damals noch als kompaktes Gegenstück zur großen R-Klasse. Doch während diese Großraumlimousine längst verflossen ist, geht die B-Klasse jetzt in ihre dritte Modellgeneration.
Schon bisher galt die B-Klasse als eine Art Geheimtip. Als Ableitung der A-Klasse zeichnete sie sich durch ein anspruchsvolles Fahrwerk, sparsame Motoren und viel Platzangebot aus. Was ihr fehlte, war Emotion: Der Anblick einer B-Klasse hat bislang keinen unmittelbaren Kaufwunsch ausgelöst. Die sachliche Form dokumentierte vielmehr, dass sich ihr Besitzer vorwiegend Vernunftserwägungen unterwirft.
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Das will die neue B-Klasse nun ändern, und tatsächlich wirkt die neue Modellgeneration nun viel ansprechender als bisher. An der Front dominiert ein SL-Grill, die Seitenpartie zeigt eine ausgeprägte Keilform und das Heck wirkt muskulös und breit. Das gegen Aufpreis angebotene AMG-Paket hat er gar nicht nötig. Wenn es einen Wermutstropfen gibt, dann ist es die relativ breite Haubenfuge, die die langgezogene Front optisch erheblich verkürzt.
Die attraktive Karosserie hat auch praktische Vorzüge: Das Platzangebot im Innenraum ist erheblich gewachsen, und der Luftwiderstandsbeiwert ist auf rekordverdächtige 0,24 gesunken. Davon wiederum profitieren Fahrleistungen, Verbrauch und der akustische Komfort.
Zum Marktstart kommt die B-Klasse mit zwei Benzinern und drei Dieselmotoren. Die 1,3-Liter-Ottomotoren schmücken sich mit der stolzen Modellbezeichnung B 180 (136 PS) bzw. B 200 (163 PS). Der von uns gefahrene B 200 läuft geradezu seidenweich und ist ausreichend stark, um die 1,4 Tonnen schwere Limousine mit gewissem Nachdruck zu bewegen. Der Zyklusverbrauch liegt hier bei 5,4 Litern pro 100 Kilometer.
Noch interessanter finden wir die Dieselmotoren: Hier gibt es den B 180 d mit 116-PS-1,5-Liter-Motor sowie mit 2,0-Liter-Motoren den B 200 d (150 PS) sowie den B 220 d (190 PS). Die beiden 2,0-Liter-Motoren sind bereits nach der ab 2020 obligatorischen Euro-6d-Temp-Norm zertifiziert und dürften damit gegen Fahrverbots-Vorstöße übereifriger Richter und Politiker gefeit sein. Mit dem Spitzen-Diesel läuft die B-Klasse stolze 234 km/h schnell; der Zyklusverbrauch, der sich übrigens leicht unterbieten lässt, wird mit 4,4 Litern pro 100 Kilometer angegeben. Das Doppelkupplungs-Getriebe schaltet sanft und schnell.
Obwohl sie es motorisch kann und auch das Fahrwerk mit Präzision glänzt, lädt die B-Klasse lädt nicht zum Rasen ein. Lieber genießt man den Federungskomfort, die großzügige Verglasung und das ungewöhnlich niedrige Geräuschniveau und beschäftigt sich mit der anspruchsvollen Innenausstattung, die sich stufenweise aufwerten lässt. Stets erstreckt sich vor dem Fahrer ein großer TFT-Bildschirm, gegen Aufpreis lassen sich alle Register der neuen MBUX-Architektur ziehen. Es gibt auch ein intelligentes Spracherkennungssystem, mit dem der B-Klasse Befehle erteilt werden können. Das funktioniert mittlerweile recht gut, wenn auch keinesfalls perfekt.
Dem Sicherheitsbedürfnis der angepeilten Zielgruppen kommen zahlreiche teilautonome Fahr- und Assistenzsysteme entgegen. Einige von ihnen, etwa der Spurhalteassistent und der Bremsassistent, gehören zum Serienumfang. Gegen Aufpreis lässt sich die B-Klasse mit Sicherheits-Paketen und Einzeloptionen auf Oberklasse-Niveau bringen.
Und Oberklasse-Niveau bieten auch die Materialien im Innenraum, einschließlich der liebevoll verarbeiteten Armaturentafel mit ihren metallisch glänzenden Ausströmer-Düsen. Sie lassen sich nachts mittels der optionalen Ambientebeleuchtung in ein geradezu unwirkliches, gleißendes Licht tauchen.
„Das gro߬zü¬gige Platzangebot eignet sich für Familie und Freizeit, verbunden mit dem repräsentativen Charakter einer Limousine, dem Komfort eines Reisefahrzeugs und der Dynamik eines sportlichen Wagens”, formulierte Daimler vor 14 Jahren bei der Präsentation der Vision B. Zumindest über den repräsentativen Charakter und die sportliche Dynamik konnte man bislang durchaus streiten. Mit der neuen B-Klasse erfüllt Mercedes-Benz das Versprechen hingegen lückenlos. Dieses Auto kann alles.
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