Dienstag, 30. Oktober 2018 Mercedes-Benz C 300 de: Fast ein AMG
Mercedes-Benz C 300 de. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Es ist eine Herausforderung, Plug-in-Hybriden etwas positives abzugewinnen: Das Konzept existiert, weil Politiker es wünschen und nicht, weil es sich im realen Einsatz durch besonders positive Eigenschaften auszeichnet. Doch den Herstellern bleibt keine Wahl: Die offiziellen Zyklusverbräuche für Plug-in-Hybride sind so niedrig, dass die harten Vorschriften zum Flottenverbrauch kaum anders zu erreichen sind als durch die Elektrifizierung der Modelle.
Fast alle Marken setzen dabei auf die Hybridisierung des Ottomotors. Doch Daimler verfolgt parallel einen anderen Weg: Ab Mitte 2019 kombiniert Daimler im C 300 de eine Plug-in-Elektrifizierung mit dem Vier-Zylinder-Turbodiesel neuester Generation. Das Ergebnis ist höchst beeindruckend, wie wir an einem frühen Exemplar vorab schon einmal feststellen konnten.
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Basis ist der neue 2,0-Liter-Diesel mit 194 PS (143 kW); dazu kommt ein 122 PS (90 kW) starker Elektromotor, der die Gesamtleistung auf stolze 306 PS (225 kW) treibt. Das kombinierte Drehmoment liegt bei 700 Newtonmetern.
Wie alle Plug-in-Hybride kann man auch den C 300 de rein elektrisch bewegen – und das über 50 Kilometer weit. Doch dass die Luftqualität der Umgebung davon noch nennenswert profitiert, darf angesichts der ohnehin schon wirksamen Abgasreinigung des Dieselaggregats bezweifelt werden. Und der Zyklusverbrauch von 1,4 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer reflektiert politisches Wunschdenken, nicht die Realität. Wohlgemerkt: Dem Hersteller ist daraus kein Vorwurf zu machen, er zertifiziert gemäß der Richtlinien.
Verbrauch hin oder her: Auf der Straße ist diese C-Klasse rundum überzeugend. Denn die Fahrleistungen, die mit diesem Antrieb erreicht werden, sind enorm. Der Sprint von null auf 100 km/h gelingt in nur 5,6 Sekunden, und die Limousine reißt auch im oberen Geschwindigkeitsbereich spürbar an. Erst bei 250 km/h läuft der C 300 de in den Abregler.
Das Fahrwerk kommt mit dem Mehrgewicht und der hohen Leistung gut zurecht und bietet einen ausgewogenen Mix aus Komfort und Sportlichkeit; die Lenkung ist präzise. Ansonsten entspricht der C 300 de dem gewohnt hohen Standard der erst jüngst überarbeiteten C-Klasse, und das bedeutet eine umfassende Ausstattung mit modernsten Telematik-, Infotainment- und Assistenzsystemen.
Doch es gibt auch Wermutstropfen. Irgendwo müssen die Akkus untergebracht werden, und des Rätsels Lösung offenbart sich beim Öffnen des Kofferraumdeckels: Vom geräumigen Gepäckabteil der konventionellen C-Klasse bleibt nur ein radikal verkleinertes, zerklüftetes Staufach übrig. Wer mit seiner C-Klasse auch einmal zum Einkaufen oder gar in den Urlaub fahren möchte, ist gut beraten, sich für das T-Modell des 300 de zu entscheiden. Das lässt sich bis zum Dach beladen.
Wer den Zyklusverbrauch dieser C-Klasse als politische Satire verbucht und mit dem verringerten Kofferraumvolumen leben kann – oder eben gleich das T-Modell wählt –, wird mit dem Mercedes-Benz C 300 de nichts falsch machen. Ganz im Gegenteil: Mit keinem Mercedes-Diesel seit dem längst verflossenen AMG C30 CDI haben wir so viel Spaß gehabt. Das wirft die Frage auf: Warum baut AMG eigentlich keinen Diesel mehr? (ampnet/jm)
Daten Mercedes-Benz C 300 de
Länge x Breite x Höhe (m): 4,69 x 1,81 x 1,44 Radstand (m): 2,84 Motor: R4-Diesel, 1950 ccm, Turbo, Direkteinspritzung Leistung: 143 kW / 194 PS bei 3800 U/min Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1600–2800 U/min Elektromotor: 90 kW / 122 PS Drehmoment E-Motor: 440 Nm Batterie: Hochvolt-Lithiumionenbatterie, 13,5 kWh Systemleistung: 225 kW / 306 PS Systemdrehmoment: 700 Nm Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt) Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,6 Sek. Elektr. Reichweite: 57 km NEFZ-Durchschnittsverbrauch: 1,4 Liter CO2-Emissionen: 38 g/km Preis: noch nicht festgelegt
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