Ferruccio Lamborghini suchte damals nach einem Standort für seine neue Firma. Die Wahl fiel auf Sant’Agata Bolognese, wenige Kilometer von seiner Heimatstadt Cento entfernt. Hier erwarb er das Grundstück für die neue Fabrik. Der erste Fabrikteil, der zu den modernsten der damaligen Zeit zählte, wurde zwischen Winter und Herbst 1963, also in gerade einmal acht Monaten, errichtet. Als Ferruccio Lamborghini am 20. Oktober desselben Jahres die Presse zur Vorstellung des Prototyps 350 GTV, des allerersten Lamborghini-Fahrzeugs, einlud, war das Hauptgebäude, wenn man den Fotos Glauben schenken darf, bereits fertiggestellt.
Der 12.000 m2 große Originalkomplex beherbergte 1966 neben der Produktion auch die Büros, das Testzentrum und die Servicewerkstatt. Ab diesem Jahr werden auch Getriebe und Differenziale im eigenen Werk gefertigt. Es gab damals zwei Montagelinien: eine für Motoren und mechanische Bauteile, die andere für die Fahrzeug-Endmontage mit anliegenden Maschinen für die Teileproduktion und die Einstellung der Fahrzeuge. In den an der Hauptfront des 260 Meter langen zentralen Komplexes angeordneten Büroräumen waren die Büros des Vorstands sowie der technischen und kaufmännischen Leitung untergebracht. Im rechten Flügel befand sich das Testzentrum, im linken die Servicewerkstatt und die Nebenräume für die Mitarbeiter. Von Beginn an richtete sich das Hauptaugenmerk von Lamborghini auf den Einsatz modernster Maschinen und Anlagen, um die Handwerkskunst seiner Mitarbeiter mit den fortschrittlichsten am Markt verfügbaren Technologien zu verschmelzen – eine Philosophie, die die Unternehmensvision bis heute prägt.
Am 18. Oktober 1968 kündigte Lamborghini die bevorstehende Fertigstellung von drei neuen Fabrikhallen an, die eine Erweiterung der bebauten Fläche um 3500 m2 mit sich brachte. Diese dienten nicht nur zur Erweiterung der Produktionskapazität, sondern beherbergten auch eine moderne, bestens ausgestattete Versuchsabteilung. Das Foto, das der damaligen Pressemitteilung beilag, ist nicht zuletzt deshalb legendär, weil es neben der im Bau befindlichen Abteilung auch einen 400 GT, einen Islero, einen Espada und zwei Miura ablichtete.
1971 verließen 425 Lamborghini das Werk, im Jahr 1965 waren es gerade mal 67. Im Jahr 1979 wurden lediglich 55 Fahrzeuge gefertigt, eine spürbare Folge der Wirtschaftskrise der 70er Jahre. Im darauffolgenden Jahrzehnt wurde die Produktion wieder aufgenommen und belief sich im Jahr 1987 auf 470 Sportwagen.
1983 wagte sich Lamborghini erstmals an die Entwicklung und Anwendung von Carbonfaser heran. In der neuen Abteilung mit dem Titel „Esperienza Materiali Compositi“ (E.Co – Verbundwerkstoff-Know-how), die dank den aus den ersten Carbonfaser- und Kevlar-Komponenten der Boeing 767 gewonnenen Erkenntnissen aus Seattle ins Leben gerufen wurde, wird der erste Carbonrahmen-Prototyp des Countach Evoluzione ins Leben gerufen. Dies war das erste Lamborghini-Projekt, bei dem Verbundwerkstoffe zum Einsatz kamen, und das erste Projekt dieser Art überhaupt für ein Straßenfahrzeug.
1990 wurden die erforderlichen Anlagen für die Entwicklung, Untersuchung und Erprobung elektronischer Systeme und neuer Verbundwerkstoffe angeschafft. Auch die Errichtung eines im Werk betriebenen Versuchs- und Entwicklungslabors für Emissionsreduktionssysteme fiel in diese Zeit.
Mit dem Beitritt zur der Audi-Gruppe im Jahr 1998 stieg das Entwicklungstempo bei Lamborghini exponentiell an, ebenso wie die Produktions- und Mitarbeiterzahlen. 2000 produzierte Lamborghini 296 Fahrzeuge und beschäftigte 440 Mitarbeiter. 2001 wurde die Neustrukturierung des Produktionsstandorts, die erste nach vielen Jahren, abgeschlossen. In diesem Zuge entstanden das neue Bürogebäude, das zweistöckige Museum sowie ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum. Zuzüglich der Investitionen an den Fertigungsstrecken und der Kantine beliefen sich die Ausgaben für alle bis August 2001 fertiggestellten Bereiche auf 155 Mio. Euro.
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