Klein, aber quirlig und ein vollwertiges Automobil, das ist die weltweit einzigartige japanische Klasse der „Kei Jidosha" (übersetzt: leichtes Automobil) mit extrem kurzen Abmessungen und winzigen Motoren. Bis heute wichtigstes Privileg der City-Flitzer: In vielen japanischen Gemeinden entfällt die Nachweispflicht eines teuren Parkplatzes. Mit den anfangs maximal knapp drei Meter langen, aber trotzdem viersitzigen Kei-Cars setzte in Metropolgegenden Ende der 1950er Jahre die Massenmotorisierung ein.
Der Mazda R 360 brach als Coupé mit fast allen Konventionen der Micro-Autos, eroberte auf Anhieb mehr als zwei Drittel des Kei-Car-Marktes und galt fortan als König dieser kleinsten Klasse. Trotz der sportlichen Linie bot er vier Personen Platz und fuhr mit einem Viertaktmotor statt des sonst üblichen Zweitakters. Und statt eines Drei- gab es serienmäßig ein Vier-Gang-Getriebe. Wer einen Hauch von Luxus aus höheren Fahrzeugklassen wünschte, konnte den Mazda R 360 sogar als erstes japanisches Auto optional mit einem Getriebeautomaten mit Drehmomentwandler bestellen.
Der luftgekühlte, im Heck eingebaute Zwei-Zylinder-V-Motor hatte 356 Kubikzentimeter Hubraum und leistet 16 PS (12 kW). Er war weitgehend aus leichtgewichtigem Aluminium und Magnesium (Ölwanne und Getriebeabdeckung) gefertigt. Zudem wies er gegenüber den konventionellen Zweitakt-Konstruktionen geringere Schadstoffemissionen und niedrigere Verbrauchswerte sowie eine respektable Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h auf.
Entscheidend trug dazu auch der konsequente Einsatz neuartiger Leichtbautechniken bei, die jedes überflüssige Gramm Gewicht einsparten. So wurden Motorhaube, Kofferraumklappe, Armaturen und die Sitzrahmen ebenso aus Leichtmetall gefertigt wie die Bremstrommeln. Sogar für die Fahrzeugverglasung entwickelte Mazda ein spezielles leichtes Acryl, das für das großformatige Panoramarückfenster genutzt wurde.
Noch mehr Gewicht sparte die Chassis-Konstruktion, denn hier entschieden sich die Mazda Ingenieure für eine rahmenlose Monocoque-Struktur, die sich trotz Leichtbaus sogar im damals noch nicht selbstverständlichen Crashtest mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen profilierte. Als Resultat der Gewichtsreduktion setzte der Mazda R 360 Coupé gleich zwei Superlative: Mit nur 380 Kilogramm Leergewicht war er das leichteste in Japan produzierte Auto und das damals leichteste familientaugliche Coupé weltweit. Dank moderner Produktionsmethoden war er außerdem einer der preiswertesten Personenwagen Japans. Und wer wollte, konnte optional auch eine zweifarbige Lackierung bekommen.
Bereits am Tag seiner Markteinführung, dem 23. Mai 1960, unterschrieben rund 4500 Japaner einen Kaufvertrag für den automobilen Trendsetter. Rasch entwickelte sich der erste Mazda-Pkw zu einem richtigen Renner mit einem damals sensationellen Monatsausstoß von über 4000 Einheiten. Er wurde zum erschwinglichen Traumauto breiter Bevölkerungsschichten. Aus dem Coupé ging bald eine ganze Modellfamilie hervor, mit Pick-up, Kombi und der 1962 eingeführten Limousine Mazda Carol 360.
Der einmillionste Mazda, der schon im März 1963 vom Band rollte, war ebenfalls ein Carol – in tief glänzendem und reflektierendem Gold-Metallic. Auch das war eine kleine Sensation, weil Metalliclackierungen damals ein Privileg höherer Klassen waren:
Bis 1969 blieb das Mazda R 360 Coupé in Produktion. (ampnet/jri)
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