Dienstag, 24. Februar 2009 1909: Maybach gründet ein eigenes Unternehmen
Mensch und Maschine: Karl Maybach (2. von rechts) vor einem Typ W 3 und der Produktionshalle der Maybach-Motorenbau GmbH (1924/25).
Ob Zeppelin Typ DS 8 oder Typ SW 42: Luxusautomobile der Marke Maybach gehören zwischen den Weltkriegen zum Besten, das die deutsche Automobilindustrie zu bieten hat. Gebaut werden diese Fahrzeuge von der Maybach-Motorenbau GmbH, die am 23. März 1909 als Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH in Bissingen gegründet wird. Maybach-Automobile rangieren in der Gunst des Publikums auf gleicher Höhe mit repräsentativen Fahrzeugen wie dem Mercedes-Benz 770 "Grosser Mercedes" und mit Automobilen beispielsweise von Rolls-Royce, Bentley, Isotta-Fraschini und anderen Luxusmarken. Heute steht das legendäre Maybach-Markenzeichen, ein doppeltes M im Bogendreieck, wieder für Luxusfahrzeuge auf höchstem technischen Niveau: Seit 2002 entstehen in der Maybach-Manufaktur, die zur Daimler AG gehört, erneut exklusive Automobile der Traditionsmarke.
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Die Verbindung der Namen Daimler und Maybach geht zurück bis in die Pionierzeit des Automobilbaus. Wilhelm Maybach (1846 bis 1929), Konstrukteur des im Jahr 1901 erscheinenden ersten "Mercedes", ist der wohl wichtigste Weggefährte Gottlieb Daimlers. Seine innovativen Ideen machen die Entwicklung des schnell laufenden Verbrennungsmotors möglich, der 1884 debütiert. In den Folgejahren entsinnt er zahlreiche Detaillösungen für die Reife des Kraftwagens von der Motorkutsche bis zum modernen Automobil.
Flugmotoren vom Bodensee
Wilhelm Maybachs Stellung in der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) ist jedoch nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1900 geschwächt. Von Intrigen verfolgt, verlässt der "König der Konstrukteure", wie er respektvoll genannt wird, 1907 die DMG und gründet am 23. März 1909 die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH in Bissingen (LMG), um Antriebe für die Luftschiffe des Grafen Zeppelin zu bauen. Technischer Leiter des jungen Unternehmens wird Maybachs Sohn Karl (1879 bis 1960), der die Luftschiff-Motoren auch selbst konstruiert. Karl Maybach, dessen Innovationen in der Zukunft auch die Automobile und anderen Produkte der Marke Maybach prägen werden, entscheidet sich dabei zunächst für reparaturfreundliche Reihensechszylindermaschinen, die bei Funktionsfehlern auch während der Fahrt mit Bordwerkzeug wieder zum Laufen gebracht werden können. Karl Maybach trägt die technische Verantwortung im Unternehmen weitgehend alleine, aber Vater und Sohn sind beteiligt. Wichtigster Anteilseigner ist die Luftschiffbau Zeppelin GmbH. Wie stark die Maybachs die Entwicklung des Unternehmens prägen, spiegelt sich in den Namenswechseln wider: Beim Umzug nach Friedrichshafen im Jahre 1912 heisst die Zeppelin-Tochter schlicht Motorenbau GmbH, doch 1918 folgt die Umbenennung in Maybach-Motorenbau GmbH.
Der Automobilvisionär Karl Maybach
Als das Unternehmen 1918 offiziell den Namen Maybach erhält, ist es längst der Sohn Karl Maybach, dessen Entwicklungen die Marke repräsentieren. Sein Vater Wilhelm hat Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mit zahlreichen Erfindungen massgeblich dazu beigetragen, das Automobil zur Serienreife zu entwickeln. Sein ältester Sohn Karl folgt ihm in dieser Rolle als ebenbürtiger Konstrukteur im 20. Jahrhundert. Schon als Kind kommt der am 6. Juli 1879 geborene Sohn von Wilhelm und Bertha Maybach mit dem Maschinenbau in Berührung: In Deutz, wo Karl geboren wird, arbeitet sein Vater als Chefkonstrukteur der Gasmotoren-Fabrik von Nikolaus Otto. Weil die Wohnung der Maybachs nahe dem Werk gelegen ist, entdeckt Karl die Konstruktionsbüros und Werkshallen bald als faszinierendes Reich. Von Deutz über Cannstatt nach Lausanne und Oxford Als Gottlieb Daimler im Jahre 1882 Deutz verlässt, folgt ihm Wilhelm Maybach mit der Familie nach Cannstatt. Die beiden jüngeren Geschwister Karls, Adolf (1884) und Emma (1892) werden hier geboren. In Cannstatt besucht Karl Maybach bis 1897 die Realschule, während sein Vater das technische Interesse des Sohnes konsequent fördert. Entsprechend seiner Neigung zum Maschinen- und Kraftfahrzeugbau absolviert Karl von 1897 bis 1900 Berufspraktika bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft und der Maschinenfabrik Esslingen. Danach nimmt er ein Maschinenbau-Studium an der Königlichen Baugewerkschule in Stuttgart auf, das er 1902 mit dem Diplom abschließt. Es folgen Anstellungen als Konstrukteur bei Ludwig Loewe & Co. in Berlin und bei der Centralstelle wissenschaftlich-technischer Untersuchungen in Potsdam. Schliesslich reist Maybach nach Frankreich und England, um in Lausanne und Oxford seine fachlichen Kenntnisse zu erweitern und den Umgang mit den Fremdsprachen zu üben. Nach seiner Rückkehr arbeitet Karl schliesslich von 1904 bis 1906 als Versuchsingenieur und Assistent seines Vaters bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Maybachs Sohn übernimmt zum 1. November 1909 die technische Leitung und werden Anteilseigner des neuen Unternehmens.
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