Fehlende Leidenschaft gibt es bei Maserati nicht - auch wenn es um Downsizing geht.
Anstatt des gewohnten V8-Motor kommen im 5,26 Meter langen und 1,95 Meter breiten Quattroporte erstmals neu auch Sechszylinder-Triebwerke zum Einsatz - ein 275 PS-Diesel oder ein 410 PS-Benziner.
Und wenn 2015 das Maserati-SUV Levante zum Start rollt, dann mit diesen Antriebs-Konfigurationen.
Auch mit V6 - fahrerisch ist und bleibt er ein Maserati.
Um dem Verdacht vorzubeugen, der Quattroporte S Q4 könne ein Maserati des Verzichts sein: Auch sein Triebwerk folgt der jüngeren Unternehmenstradition und wird bei Maserati entwickelt sowie bei Ferrari gefertigt. Und so gewährt im stattlichen Viertürer aus Modena das Kommando über die 410 PS unter der mächtigen Motorhaube ein spezielles Erlebnis. Die Art und Weise, wie der V6-Biturbo die 1,92 Tonnen Gewicht nach vorne katapultiert - wenn man ihn denn lässt - beeindruckt schlichtweg.
4,9 Sekunden auf Tempo 100 sind eine klare Ansage. Kein Wunder, denn das massive Drehmoment-Maximum von 550 Nm (1750-5000 U/min) steht quasi ab der erhöhten Leerlauf-Drehzahl dienstbereit.
Wenn dazu der Sportmodus mit geschärfter Dynamik nachwürzt, klingt das V6-Orchester höllisch stark - obwohl klanglich Turbolader ein störendes Element im Auspufftrakt darstellen.
Dass aus dem Quattroporte kein Sportwagen geworden ist, versteht sich von selbst. Wem dennoch der Sinn nach Rasanz steht, der kann mit dem adaptiven Fahrwerk (Skyhook-Stossdämpfer mit kontinuierlicher Dämpferkontrolle) leicht das physikalisch Machbare aus diesem noblen Untersatz herausholen.
Obwohl das wuchtige Auto (Radstand: 3,17 Meter) im Alltag mit äusserst feinem Federungskomfort dahinrollt, wirkt es schon ab ersten Kilometern erstaunlich agil. Während die meisten Luxus-Limousinen unter ambitioniertem Einsatz mit heftigem Wanken oder Untersteuern reagieren, lässt sich der 1,92 Tonnen schwere Maserati nicht aus der Ruhe bringen und lenkt zackig und direkt durch kurvenreiche Passagen oder bei Bedarf mit leichtem Übersteuern souverän aus der Kurve.
All das zeigt unmissverständlich: Die Ingenieure bei Maserati verstehen ihr Handwerk.
Einerseits die perfekte Balance durch eine ausgeglichene Gewichtsverteilung (50:50), der kurzen und kaum spürbaren Schaltvorgängen der ZF-Achtgang-Automatik - die Gänge können per Lenkradwippen gewechselt werden - sowie dem ausgeklügelten Allrad-System von Magna-Steyr.
Im Normal-Betrieb ist der Quattroporte S Q4 als reiner Hecktriebler unterwegs und erst bei auftretendem Schlupf wird die Vorderachse stufenlos bis zu einer Drehmomentverteilung von 50:50 zugeschaltet.
Gewöhnlich kosten Luxus und Leistung viel Sprit, im Quattroporte sorgt beim majestätischen Cruisen der ICE-Modus für ein sanft ansprechendes Gaspedal und niedertouriges Drehzahlband. Auf Landstrassen oder Autobahn sind durchaus Werte von deutlich unter zehn Litern (Norm: 10,5 Litern auf 100 Kilometer) zu erreichen. In diesem Auto entrücken die Passagiere beinahe der Realität.
Es hat im Quattroporte schon einen ganz besonderen Charme, wenn man die Türe öffnet und in feinstes Leder versinkt. Im Innenraum fallen sofort edle Materialien wie Leder, Alcantara, Holz oder Chrom ins Auge.
Alles klar gegliedert und perfekt verarbeitet.
Der Platz mit dem griffigen Lenkrad vor den blau gezeichneten Instrumenten verspricht einen ganz besonderen Fahreindruck. Die hintere Reihe verbreitet Wohnzimmer-Flair und genügt auch dem Anspruch von feinen Herrschaften.
Nach wie vor - Maserati versteht den Geschmack seiner Kunden.
Mit Leistung und Luxus satt haben die Italiener den Quattroporte in der Luxusklasse etabliert.
Mit der Version S Q4 gibt es keinen Verzicht.
Premium ist der gebotene Fahrspass. Die Kombination aus kleinem und leistungsstarken Motor mit der perfekt agierenden Automatik und dem Allradantrieb famos - das Design und den unvergleichlichen Klang aus Modena noch gar nicht mitgerechnet. atn/war
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