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Für die Verhältnisse von Maserati fällt der 4,97 Meter lange und 1,95 Meter breite Ghibli kompakt aus. Das neue Modell mit der alten Modellbezeichnung ist zu einem Viertürer gereift und zugleich das erste Auto der Marke, das wahlweise auch mit einem Dieselmotor bestellt werden kann. Gerade mit dem Ghibli scheint die Balance zwischen Tradition und Moderne perfekt gelungen - besonders in der getesteten Version S Q4.

So gerüstet gibt es dann Allradantrieb und 410 PS unter der Haube. Dazu eine betörende Linienführung - wie gewohnt von Maserati schlicht polarisierend der Kühlergrill mit dem Dreizack.

Adrenalin pur.

Schon im Stand.

Und vom ersten Meter an erst recht.

Der mit Ferrari entwickelte V6-Biturbomotor mit seinen drei Liter Hubraum begeistert einmalig in dieser Klasse. Weil hier nicht nur 410 PS und satte 550 Nm über das Drehzahlband von 1750 bis 5000 U/min souverän abgerufen werden können sondern auch ein Sound mit Gänsehaut-Faktor aus der Vierrohr-Auspuffanlage strömt.

Höllisch stark und teuflisch klingend hebt das V6-Orchester zur Sinfonie an, wenn der Sportmodus gesteigerte Dynamik offeriert. Der Fahrer legt die Stereoanlage nun lieber still. Was dann geschieht, gehört zu den besonderen Momenten - der Ghibli erwacht zum wilden Tier und schiesst dank seines ausgeklügelten Allrad-Systems von Magna-Steyr und der perfekt agierenden Automatik Richtung Horizont oder mit optimalem Grip aus der nächsten Kurve.

Für die verbesserten dynamischen Eigenschaften zählen dann eine geschärft kalibrierte Motorsteuerung sowie das kürzere Schaltverhalten der wirklich famos agierenden ZF-Achtgang-Automatik. Tempo 100 wird in 4,8 Sekunden erreicht und mit brüllender Mühelosigkeit nimmt der 1870 Kilogramm schwere Ghibli auf freier Autobahn die 250 km/h-Hürde (Vmax: 284 km/h), an der deutsche Spitzenprodukte wegen ihrer elektronischen Abregelung verzweifeln.

Viel mehr an Souveränität lässt sich kaum aus einem Auto dieser Klasse herausholen.

Es geht auch anders. Mit dem Ghibli weicht der Fahrer gerne auf kurvenreiche Nebenstrecken aus und lässt den überraschend komfortabel gefederten Italiener beinahe schnurrend dahingleiten.
Perfekt also gerüstet für den Alltag oder den Fahrspass am Wochenende.
Aber eben auch im Winter.

Für stets optimalen Grip sitzt zwischen Getriebe und Abtriebswelle eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung, die über eine dicht am Motor nach vorn geführte Antriebswelle die Vorderräder mit Motordrehmoment versorgt. Im Normal-Betrieb ist der Ghibli S Q4 als reiner Hecktriebler unterwegs und erst bei auftretendem Schlupf wird die Vorderachse stufenlos bis zu einer Drehmomentverteilung von 50:50 zugeschaltet.

Weitere Erwartungen werden erfüllt weil dies alles bei Bedarf auch mit Verbrauchs- und Emissionswerten einher geht, auf die schon einfache Limousinen stolz wären. Der Allradantrieb wiegt rund 60 Kilo und hat so nur wenig Einfluss auf Fahrleistungen und Verbrauch. Natürlich liegt man in dieser Leistungsklasse gerne mal ein Schluck über der Norm, die Maserati mit 10,5 Litern auf 100 Kilometer beziffert. Aber mit Tempomat und der Drehzahlschonenden Getriebeauslegung sind auf Landstrassen oder Autobahn durchaus Werte von deutlich unter zehn Litern zu erreichen.

Bei aller sportlichen Ausprägung, die der Ghibli verkörpert und auch auf die Strasse bringt, die Entwickler haben dennoch nicht die Funktionalität und den Komfort aus den Augen verloren. Das luxuriöse und geräumige Cockpit bietet viel Flair sowie gut ausgeformte, langstreckentaugliche Sitze. Ein Blick in den Kofferraum erstaunt, was alles hinein passt: 500 Liter Gepäck finden Platz, zusätzlich lassen sich die Rücksitzlehnen geteilt umklappen.

Fazit: Technik vom Feinsten sowie ein Design, das man nie vergisst. Dass bei so viel Emotionen auch noch eines der sichersten und alltagstauglichsten Autos vor einem steht, glaubt man kaum.
So kommt der Maserati Ghibli S Q4 ab 95'300 Fr. auf die Strasse. atn/war