Wie hoch lässt sich ein chinesisches Auto positionieren? Die BYD-Tochter Yangwang will es wissen – mit dem neuen U8, der sich als SUV der obersten Kategorie präsentiert. Die Marke ist neu und außerhalb Chinas völlig unbekannt. Doch das soll sich ändern. 5,32 Meter Länge, 2,05 Meter Breite und 1,93 Meter Höhe sorgen für einen Auftritt von großer Imposanz - akzentuiert durch kantige Leuchtflächen, 22-Zoll-Räder und eine Batterie von Kameras oberhalb der Windschutzscheibe. Lichtelemente auf den D-Säulen erteilen Auskunft über Füll- und Ladezustand der Energiespeicher.
Die großen Portale gewähren Einlass in ein äußerst opulent ausgestattetes Interieur. Überall Leder, weich gepolsterte Flächen, großzügige Platzverhältnisse: Der U8 lässt keine Wünsche übrig. Vor dem Fahrer und in der Mittelkonsole spannen sich Bildschirme auf, über die alle Funktionen angesteuert werden können. Und davon gibt es viele.
Die Sitze sind vielfach verstellbar, das Glasdach lässt sich mit Lichteffekten bespielen, das Fahrwerk hoch- und herunterfahren. In der Mittelkonsole sitzt ein Kühl- bzw. Warmhaltefach. Die Kameras zur Innenraumüberwachung lassen sich übrigens abschalten bzw. versenken – eine Funktion, die man sich inzwischen auch bei manchem Fahrzeug westlicher Provenienz wünschen würde.
Der Yangwang U8 ist ein Elektroauto – allerdings eines, das von einem Range Extender profitiert: Die 49-kW-Akkus, die für bis zu 180 km elektrischer Reichweite sorgen, werden nach Bedarf von einem 2,0-Liter-Vierzylinder aufgeladen. Und damit werden die bereits erwähnten vier Elektromotoren mit insgesamt 880 kW und 1280 Nm Drehmoment angetrieben; ein Motor pro Rad.
Sie sorgen für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in nur 3,6 Sekunden; die Spitze liegt bei 200 km/h. Übrigens: Mit der Direktansteuerung der vier Räder können sogar Reifenplatzer kompensiert werden.
Wir sind den U8 auf abgesperrter Piste gefahren; er beschleunigt so brutal wie verzögerungsfrei. Bei schneller Kurvenfahrt neigt er sich spürbar; die Fahrwerksabstimmung ist sehr komfortbetont. Um den Aufbau zu entkoppeln, tasten die Kameras die Fahrbahn ab und steuern das Fahrwerk blitzschnell an. Der U8 schwebt über Fahrbahnunebenheiten geradezu hinweg. Die Bremsanlage verzögert in kaltem Zustand brutal, wird aber bei schneller Kurvenfahrt über die Stabilitätskontrolle erheblich gefordert.
Der U8 wird übrigens auch mit Überschwemmungen fertig. Er ist hermetisch abgedichtet und kann damit nicht nur über 1 Meter tiefe Wasserdurchfahrten meistern, sondern im Notfall auch schwimmen – dies mindestens eine halbe Stunde lang. Dabei lässt er sich über die vier angetriebenen Reifen manövrieren – jedenfalls dann, wenn es sich um relativ ruhiges Gewässer handelt.
In China kostet der Yangwang U8 rund 140.000 Euro, über eine Einführung in Europa ist noch nicht entschieden. Wenn er hier auf den Markt käme, würde er mit den extremsten Luxus-SUV konkurrieren: Dem BMW XM, der Mercedes-Benz G-Klasse und der Maybach-Variante des GLS. Unter diesen ist er das vielleicht vielseitigste und modernste Angebot.
Und so hat er auf seinem Heimatmarkt umgehend die Segmentführerschaft übernommen. Es ist durchaus ein Novum: Die prestigebewussten Chinesen akzeptieren mit dem U8 ein Auto aus heimischer Produktion in der Spitzenklasse. Vielleicht ziehen die westlichen Märkte eines Tages nach. (aum/jm)
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