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Samstag, 5. August 2017 Maserati Levante: Aufholjagd unter Neptuns Dreizack

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Maserati Levante.  Foto: Auto-Medienportal.Net/Axel F. BusseMaserati Levante. Foto: Auto-Medienportal.Net/Axel F. Busse

Autodesigner und -entwickler haben es derzeit leicht: Fehlt es an zündenden Ideen, einfach ein SUV ins Programm nehmen und sie haben auf Jahre ausgesorgt. Solch eine Verlegenheitslösung ist der Maserati Levante natürlich nicht, aber was wirklich von ihm zu halten ist, zeigt unser Praxistest.

Es ist der Dreizack des Meeresgottes Neptun, dessen Skulptur im Zentrum von Bologna zu bewundern ist und den Maserati von Anbeginn der Autoproduktion als Logo führt. Deshalb passt es zur Tradition, dass ein gefräßig aufgerissenes Haifischmaul das Erste ist, was man vom Levante wahrnimmt. Und da die Front eines SUV nun einmal größer ist als die eines Zweisitzers, erscheint der Kühlergrill noch ein bisschen großmäuliger. Das Heck dagegen ist eher unscheinbar, wer sich an einen Porsche Cayenne erinnert fühlt, liegt sicher nicht falsch. Und es ist ja auch keine Schande, an die Zuffenhausener Edelmarke erinnert zu werden.

 

Der ehrliche italienische Sportwagen, könnte man daraus schließen, hat in den Augen vieler Kunden immer noch einen Ottomotor. Naheliegend, dass auch für diesen Test ein Dieselmotor gewählt wurde. Er hat sechs Zylinder, leistet 202 kW / 275 PS und ist in seiner Urform bei VM-Motori entwickelt worden. Das 1947 gegründete Unternehmen war einst auf Lkw-Antriebe spezialisiert, eine Tatsache, die auch heute noch akustisch präsent ist.

Ebenfalls sehr exklusiv sind die Platzierungen verschiedener Bedienknöpfe. Der Knopf zum Starten des Motors ist nicht etwa auf der Mittelkonsole oder gar rechts neben dem Lenkrad, sondern links davon - im unteren Teil der Armaturenverkleidung direkt neben dem Lichtschalter. Einen weiteren Knopf findet man auch nicht dort, wo man ihn suchen zu müssen meint: Die elektrische Heckklappe, sie ist serienmäßig, wird nicht an deren unterem Ende betätigt, sondern an der Innenverkleidung links. Ehemalige Jeep-Fahrer haben da keine Umgewöhnungsprobleme. Wer die Klappe vom Fahrersitz aus öffnen will, sucht den Schalter am besten gleich am Dachhimmel in der Nähe des Rückspiegels.

Es knurrt gewaltig, wenn der 3,0-Liter-Sechszylinder geweckt wird. Mit zunehmender Betriebstemperatur legt sich dies etwas, doch das knorrige Triebwerk kann seine Herkunft nicht verbergen. Störend ist das nicht, denn der Innenraum ist einigermaßen gut gedämmt. Das ändert sich erst, wenn die Straße schlechter wird. Dann wird das Fahrwerk akustisch aktiv. Der Federungskomfort bleibt zwar auf Oberklasseniveau, das Poltern der großen Räder (beim Testwagen 20-Zöller) dringt jedoch hörbar durch. Auf ebenem Asphalt wurden im Testwagen bei 100 km/h 65 dB Innengeräusch gemessen, auf Straßen mit Reparaturstau 75 dB. An der Verarbeitung der Innenbauteile gibt es keine Kritik. Selbst auf der Holperstrecke blieben Knirschen, Zirpen, Klappern oder Knarzen Fehlanzeige.

Dank 600 Newtonmetern Drehmoment gibt sich der Levante beim Beschleunigen keine Blöße, selbst dann nicht, wenn etwas mehr Masse zu bewegen ist, als vorgesehen. 2205 Kilogramm gibt der Hersteller als offizielles Leergewicht an, der Testwagen brachte ohne Insassen 2350 Kilo auf die Waage. Eine kleine Abweichung vom Soll auch an anderer Stelle: 230 km/h soll er laut Maserati rennen, bei durchgedrücktem Pedal und Tachoanzeige 240 waren es effektiv 221 km/h.

Viel Gutes ist in der Vergangenheit bereits über das ZF-Acht-Gang-Getriebe gesagt und geschrieben worden, so dass hier keine Wiederholung nötig ist. Der Schaltkomfort ist vorbildlich geschmeidig, die enorme Durchzugskraft des Motors wird souverän umgesetzt.

Das ausgewogene abgestimmte Fahrwerk zeigt zwar in den verschiedenen möglichen Einstellungen keine breite Spreizung, ist aber immer komfortabel und dem Luxusanspruch angemessen. Wer tatsächlich über den Acker preschen oder in entlegene Waldstücke zum Pilze sammeln fahren will, kann mittels Luftfederung die Karosserie um bis zu 40 Millimeter anheben. Außerdem gibt es eine Absenkfunktion zum erleichterten Einsteigen. Bei geringem Tempo könnte die Servounterstützung der Lenkung ein bisschen kräftiger ausfallen, ansonsten ist sie feinfühlig genug für sicheres Manövrieren. Von der hohen Sitzposition aus fühlt sich der Wendekreis wie 13 Meter oder mehr an, soll aber laut Maserati bei 11,7 Metern liegen.
Selbst wenn der Testverbrauch von 8,8 Litern den Prospektwert von 7,2 (kombiniert) ins Reich der Fabel verweist, muss man dem Levante zugute halten, dass er gute Fahrleistungen und guten Komfort mit angemessenen Verbrauchswerten herstellt.

Fazit: Ohne besondere Schwächen zu offenbaren, brummelt sich der Maserati lässig in den Kreis der Luxus-SUV. Mit Porsche und BMW, aber auch mit Range Rover oder Volvo fährt er auf Augenhöhe. Zum gehobenen Komfort und konkurrenzfähigen Fahrleistungen bietet er die Portion Exklusivität, die andere wegen ihrer größeren Präsenz auf den Straßen schon längst eingebüßt haben. (ampnet/afb)

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