Bei den poetischen Modellnamen wird es Autofans warm ums Herz. Maserati Quattroporte, Ghibli und jetzt Levante – dagegen klingen die Namen mancher Modedesigner nur wie eine Bestellung in der Pizzabude um die Ecke. Piergiorgio Cecco, General Manager von Maserati Deutschland, ergänzt: „Wenn Sie eine Beziehung zu einem Auto aufbauen wollen, dann brauchen Sie einen Namen. Ein BMW 7er, eine Mercedes-Benz S-Klasse – das klingt robotisch“. Recht hat er. Wieviel das schlagende Herz der Maseratis der robotischen Ingenieursleistung europäischer Premiummarken entgegenzusetzen hat, entscheiden aber nicht zuletzt die Fahrleistungen.
Im sonnigen Licht der letzten Nachboten des Sommers steht der Levante. Ein Luxus-SUV mit geschwungenen Formen, aufgerissenem Mund und frechen Lufteinlässen in der Schürze. Im Innenraum Leder mit Ziernähten, glänzende Oberflächen und dezente Chrom-Applikationen. Die sehr gut verarbeiteten elektrisch verstellbaren Sitze mit Memory-Funktion und abgesteppter Sitzfläche passen wie angegossen. Im Levante gibt es also im Vergleich zu den geerdeten Maserati-Modellen nichts zu vermissen. Sehr gut gelungen ist das digitale Display im Tacho, das unter anderem auch über die Antriebsverteilung informiert. Zudem gibt es keine unnötigen Knöpfe im Innenraum und die Lenkradfernbedienung macht den Griff nach rechts nur für die Navigation nötig. Das 8,4-Zoll-Infotainment-System ist schön gestaltet. Mit Apple-Carplay, Android-Auto, SD-Kartenlesegerät und USB- und Aux-Buchsen ist für Input gesorgt.
Zur Wahl stehen ider 3.0-Liter-V6-Twin-Turbo von Ferrari mit 430 PS oder ein ebenfalls aufgeladener V6-Selbstzünder mit 275 PS. Die Acht-Gang-Automatik von ZF katapultiert den 430 PS starken Benziner in 5,2 Sekunden auf Tempo 100. Bei 264 km/h gibt sich der beleibte Italiener dann gegen den Wind geschlagen. Der Drei-Liter-V6-Twinturbo ist ein Gedicht der Laufkultur, das mit den Schaltwippen am Lenkrad acht Strophen reiner Freude kommuniziert. Das sorgt für donnernde Fanfaren unter der Heckschürze. Einzig die für das Motorenkonzept üblichen kleinen Aufladepausen nehmen dem SUV für einen Sekundenbruchteil die Luft.
Im Sport-Modus ist davon allerdings nichts mehr zu vernehmen. Hier liegen die Schaltpunkte noch später, das Ansprechverhalten wird bissiger, die Auspuffklappen sind offen. Man hat zumindest geradeaus das Gefühl in einem Sportwagen zu sitzen. Das liegt nicht zuletzt am intelligenten Allradsystem mit Torque Vectoring, das die Kraft je nach Fahrsituation nur auf die Hinterräder oder bis zu 50 Prozent an die Vorderräder verteilt. Innerhalb von 150 Millisekunden stellt sich das System dabei auf die Fahrsituation ein. Schlupf ist im Levante – aber auch in anderen Modellen mit Q4-Allradantrieb – damit ein Fremdwort.
Doch dann kommen die Kurven und damit das Luftfahrwerk mit elektronischer Skyhook-Dämpferregulierung des Levante S ins Spiel. Grundsätzlich eine tolle Erfindung, die dem SUV einen breiten Einsatzbereich sichert, macht sie aber durch das typische leichte Hoppeln auf sich aufmerksam. Speziell bei der Sportabstimmung des Fahrwerks wird der Unterschied zwischen dem SUV und einem Gran Turismo deutlich. Bei schnellen Lastwechseln gerät der Levante ins Wanken. Trotz des niedrigen Schwerpunkts und der ausgeglichenen Gewichtsverteilung bleibt er eben ein SUV – aber eins mit Wohlfühl- und Spaßfaktor.
Bei so viel Emotion können ein paar nackte Fakten und Preisvergleiche unter den Tisch fallen. Ob sie das sollten, ist eine individuelle Frage. Wer über viele Kilometer in einer Premiumlimousine nachdenkt, kann sich sein Leben mit einem Stern oder Rotor auf der Haube angenehm und preisbewusst gestalten. Wer sein Auto als Liebschaft kauft, bei dem das extravagante Design und der Spaß zählen, braucht einen Dreizack. Denn mit einem Maserati ist es wie mit einem Künstler: Andere sind zwar bodenständiger aber am Ende gibt er doch das schönste Bild ab. (ampnet/deg)
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