Es ist ein luftig klingender Name für eine handfeste Angelegenheit: Ein im westlichen Mittelmeer anzutreffender warmer Wind gab den Namen für Maseratis erstes und bisher einziges SUV her, doch unter dem Kürzel „GTS“ frischt die Brise gewaltig auf. Von Ferrari stammt der 3,8 Liter große Achtzylinder, der unter Zuhilfenahme von zwei Turboladern satte 530 Pferdestärken freisetzt. Doch enorme Leistung ist noch nicht alles unter dem Label Gran Turismo Sport. Viele feine Ausstattungsdetails gehören dazu wie etwa Luftfederung, LED-Matrix-Scheinwerfer, Soft-Close-System für die Türen und Brembo-Bremsanlage.
Die Buchstaben-Kombination GTS verwendet Maserati nicht exklusiv. Auch Porsche wird seinem Cayenne-Line-Up wieder eine Variante mit diesem Kürzel hinzufügen. Der letzte Cayenne GTS hätte als Wettbewerber für den Levante nicht getaugt, denn dessen V8 rangierte eine Leistungsstufe niedriger. Der Levante GTS fordert schon eher den Cayenne Turbo heraus, distanziert ihn sogar um ein paar Stundenkilometer bei der Endgeschwindigkeit, obwohl er nicht ganz dessen Motorleistung hat. Das ganz große Besteck also, mit dem sich Maserati einen Platz am Tisch der renommierten SUV-Boliden sichern will.
Mit seiner Länge von 5,02 Metern übertrifft der Levante die meisten seiner Konkurrenten, doch in der Preisklasse von deutlich mehr als 100.000 Euro geht es nicht nur um PS und Vollgas. Die solvente Kundschaft schätzt luxuriöse Ausstattung. Ein geschmackvolles Interieur und höchste Verarbeitungsqualität sollte selbstverständlich sein. Für falsche Bescheidenheit schien die Gestaltung der Frontpartie nicht der richtige Ort: Die schmalen Scheinwerfergläser und die gewaltige Kühleröffnung sorgen für ein angriffslustiges Gesicht. Die rahmenlosen Seitenscheiben fördern die sportliche Ausstrahlung und die beim Testwagen zu findenden 21-Zoll-Felgen untermauern die wuchtige physische Präsenz.
Einige Eigenheiten
Nur wenige Sportwagenhersteller pflegen die Eigenheit, den Motor links vom Lenkrad zu starten. Maserati gehört dazu. Allerdings ist der Knopf recht tief angebracht.
Handhabungs-Unterschiede zum Gewohnten auch an anderer Stelle: Viel Gutes ist in der Vergangenheit bereits über das ZF-Acht-Gang-Getriebe gesagt und geschrieben worden, so dass hier keine Wiederholung nötig ist. Der Schaltkomfort ist vorbildlich geschmeidig, die enorme Durchzugskraft des Motors wird souverän umgesetzt. Wer allerdings manuell schalten möchte, kann dazu die Lenkradhebel benutzen, die nach italienischer Eigenart die Drehbewegungen des Volants nicht mitmachen, sondern fest montiert sind.
Der Platz im Innenraum ist auskömmlich, aber nicht so großzügig bemessen, wie es ein Radstand von drei Metern vermuten lässt. Die Sitzschiene der vorderen Sessel ist kurz genug, um den Fondpassagieren ausreichend Beinfreiheit zu garantieren. Die Tatsache, dass die Sitzpolster hinten rund vier Zentimeter kürzer sind als vorn, schafft optische Distanz zwischen vorderer Lehne und Sitzfläche. Die Kabinenbreite zwischen den Türverkleidungen beträgt vorn 1,47 Meter, hinten 1,44 Meter. Abfallendes Dach und schräge Heckscheibe schränken das Ladevolumen nur unwesentlich ein. 580 bis 1625 Liter sind für die meisten Transporte genug.
Dank 730 Nm Drehmoment gibt sich der Levante beim Beschleunigen keine Blöße, sein Spurtvermögen lässt selbst zweisitzigen Coupés das Nachsehen. Der Motor reagiert sehr sensibel auf Gashebelbewegungen, spontaner Vortrieb ist die Folge und man kann regelrecht spüren, wie die Hinterachse vehement anschiebt. Die Kraftverteilung des Allradantriebs ist auch visuell mit einer entsprechenden Anzeige im Cockpit zu verfolgen. Eine Überprüfung der angegebenen Höchstgeschwindigkeit unterblieb bei diesem Test, da die montierten Reifen nur bis 240 km/h zugelassen waren. Die Überschreitung des herstellerseitig angegebenen Verbrauchs fiel mit 14,4 Litern moderat aus, wenngleich es das Doppelte dessen ist, was man mit einem Diesel-SUV erzielen kann. (ampnet/afb)
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