Gleichwohl war Lexus 2005 als erster Anbieter mit einer Hybrid-Version des Fünfsitzers auf dem Markt, seit 2015 sucht die aktuelle Generation den Weg zum Erfolg. Der könnte sich zumindest weniger steinig öffnen, wenn jetzt eine zusätzliche RX-Variante zu den Händlern kommt. Der RX 450h L ist das erste SUV mit sieben Sitzplätzen von Lexus in Deutschland, er hat eine um elf Zentimeter verlängerte Karosserie, die sich nun exakt auf fünf Meter streckt und zwei zusätzliche Sitzplätze in der dritten Reihe hat.
Nun sind fünf Meter Länge zwar durchaus Gardemaß, doch bleibt das Platzangebot in der dritten Reihe mit ihren beiden getrennt aufklappbaren Sitzen eingeschränkt. Wenig Fußraum und vor allem der hohe Fahrzeugboden machen die Personenbeförderung im Heck des RX für Erwachsene nur auf der wirklich kurzen Strecke akzeptabel, Kindern und Jugendlichen gefällt die Mitfahrt auf der letzten Bank, wo sich ja schon in der Schulzeit die besonders coolen Kerle wohl fühlen, wahrscheinlich eher. Der Einstieg nach hinten ist einfach, denn die Außensitze der zweiten Reihe lassen sich elektrisch nach vorne bewegen, insgesamt um 15 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Die Sitzlehnen klappen obendrein auf Tastendruck fast von alleine um, was auch der Vergrößerung des Kofferraums dient. Der bietet wenigstens 176 Liter bis zur Gepäckabdeckung, wenn alle sieben Sitze gebraucht werden und lässt sich bei dachhoher Beladung auf 1656 Liter vergrößern, wenn nur Fahrer und Beifahrer an Bord sind.
Das Hybridsystem des langen Lexus ist identisch mit dem seines kürzeren Bruders. Zwei Elektromotoren, einer mit 167 PS (123 kW) vorn und einer mit 68 PS (50 kW) hinten sowie 335 Newtonmeter und 139 Newtonmeter Drehmoment, unterstützen den 3,5-Liter-V6-Benziner tatendurstig. Sie helfen dem RX-Hybrid beim flinken Zwischenspurt auf die Sprünge und greifen ein, wenn Hilfe beim Konsumverzicht oder im Fall mangelnder Traktion gefordert wird. Die Eigenschaft der E-Maschinen, bereits aus dem Stand heraus ihr volles Drehmoment zu entwickeln, macht das Lexus-SUV trotz seines opulenten Leergewichts von wenigstens 2205 Kilogramm hinreichend agil und spritzig. Das ist vor allem deshalb begrüßenswert, da der V6 als Saugmotor ohne Aufladung und Direkteinspritzung arbeitet und seine maximale Durchzugskraft in Höhe von 335 Nm erst bei 4600 Umdrehungen in der Minute erreicht. Für die Energieversorgung der Elektromotoren ist ein Nickel-Metallhydrid-Akku zuständig, der aus 240 Einzelzellen eine Spannung von 288 Volt generiert, die von der Leistungselektronik auf 680 Volt angehoben wird. Geladen wird die Batterie unterwegs vom Generator des Verbrennungsmotors oder durch die Umpolung der elektrischen Antriebsmotoren im Schubbetrieb.
Die Systemleistung von 313 PS reicht für eine Sprintzeit von 0 auf 100 km/h in acht Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 180 km/h limitiert, den Durchschnittsverbrauch gibt Lexus mit sechs Litern Benzin auf 100 Kilometer an. Im realen Betrieb werden daraus schnell acht Liter und – je nach Fahrweise – mehr. In der Stadt kann der RX 450h L kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen. Die „EV-Taste“ auf der Mittelkonsole gibt dem E-Antrieb den Vorzug. Allerdings reicht der wirklich nur für allerkürzeste Distanzen von wenigen Kilometer, spätestens dann, wenn das Einfädeln in fließenden Verkehr auf einer Beschleunigungsspur mehr Leistungseinsatz verlangt, springt der Benzinmotor wieder an, weil die Energiereserven der Batterie nicht mehr genügen. 65 Liter Benzin sind im Tank untergebracht, das genügt für praxisnahe Distanzen und Fahrzeiten.
Die Bedienung des Hybrids erfordert Konzentration. Zwar sind die meisten Funktionen selbsterklärend und lassen sich nach kurzer Eingewöhnung mühelos kontrollieren, doch ist die Zahl der Schalter und Tasten nicht eben klein. (ampnet/mk)
|