Das Objekt unserer Ausfahrt ist gut zehn Jahre jünger als die Velar-Prototypen, erstzugelassen in Belgien im Januar 1979. Stolzer Besitzer ist Alexander van de Ven, dessen Firma auf internationaler Ebene mit Neu- und jungen Gebrauchtwagen handelt.
Die Nennung des Namens Range Rover löst unmittelbar die Vorstellung von einem Fahrzeug aus, das größer als ein Durchschnittsauto ist. Für die Karosseriehöhe gilt das zuverlässig, egal ob man von der Classic- oder von der heutigen vierten Generation spricht. Der klassische Dreitürer der ersten Baureihe ist allerdings nur 4,45 Meter lang, ein Jaguar F-Type von heute ist 25 Millimeter länger. Ein Fünftürer war zunächst nicht vorgesehen, erst später ließ man ihn bei Monteverdi in der Schweiz fertigen. Das britische Königshaus, so ist überliefert, habe gleich zwei dieser britisch-schweizerischen Co-Produktion für den royalen Fuhrpark geordert. Insgesamt wurden 167 Range Rover Monteverdi hergestellt.
Seinen Ruf als Kombination aus gehobenem Komfort und Unverwüstlichkeit erwarb sich der Range Rover nicht zuletzt durch seine Motorisierung. Der Wagen von Alexander van de Ven hat ein V8-Aggregat, dessen Ursprung auf den amerikanischen Hersteller Buick zurückgeht. Die Leistung erscheint mit 130 PS (96 kW) aus heutiger Sicht bescheiden, allerdings hatte der Land Rover Series II („Defender“) Anfang der 70er Jahre auch nur 63 PS (46 kW). Für die Kraftübertragung ist beim Range Rover Classic eine Vier-Gang-Handschaltung zuständig, mit der Anwendung von Zwischengas sollte vertraut sein, wer geschmeidig runterschalten will.
Rückstell-Automatik für den Blinker oder Intervall-Schaltung beim Scheibenwischer gibt es nicht, das Blatt an der Heckscheibe entfiel beim Restaurieren gleich komplett. „Ich finde, so ein Wischer sieht einfach nicht gut aus“, sagt van de Ven. Der Motor brummelt gewaltig, aber das hohe Drehmoment erlaubt es, schon bei City-Geschwindigkeit im vierten Gang zu fahren. Die Lichtschaltung gibt einige Rätsel auf, da wären weitere Probefahrt-Kilometer vonnöten. Dafür hat der Range Rover Classic etwas bekommen, was es im Original noch nicht gab: Die Sitze sind beheizbar und es wurde eine verborgene Anschluss-Möglichkeit für ein Mobiltelefon geschaffen.
Das große Lenkrad mit dem dünnen Kranz erlaubt präzises Manövrieren, von einer ausgeschlagenen Lenkung ist nichts zu merken. Ungewohnt beim Fahren sind die winzigen Außenspiegel, nicht nur, weil sie sehr genau auf den Blick des Fahrenden justiert werden müssen, sondern auch, weil sie nur von außen zu verstellen sind. Dass man sich trotzdem auf Anhieb pudelwohl hinter dem Volant fühlt, liegt an dem geschmackvoll durchgestylten Innenausbau. Dafür war ein Bekannter des Besitzers zuständig. In der Werkstatt von Chris Reitz in Barcelona wurde der alte Wagen in seine heutige Form gebracht. „Ein typischer Scheunenfund“, berichtet der Experte, „der Motor lief, aber sonst ein trauriger Allgemeinzustand. Alle Gummiteile waren hart wie Fels“.
Acht auf den warmen Farbton „Le Mans Grün“ colorierte Rinder-Häute gaben den Polstern und weiteren Bezügen ihre anmutige Ausstrahlung. In gleichem Ton wurden Verkleidungen, der Pralltopf des Lenkrades und Teile des Armaturenbretts verkleidet, ebenso die Hülle, in der das Reserverad auf der linken Seite des Laderaums ruht. Das Grün für den Außenlack fand Reitz im Porsche-Farbsortiment, denn Autos dieser Marke sind sein hauptsächliches Betätigungsfeld.
Vorwitzig ragt der Stummel des Handbremshebels aus dem Teppich-Gewebe, dessen Sisal-Struktur nebst grüner Einfassung einen speziellen Charme versprüht. „Die Original-Range-Rover-Lacke der damaligen Zeit gefielen mir nicht“, erinnert sich Alexander van den Ven, „das so genannte Oak-Green passt viel besser zu dem Auto.“ Dieser Meinung ist man beim Hersteller offenbar nicht: Zum Jubiläum werden Sondermodelle der aktuellen Fahrzeug-Generation in den historischen Farben wie zum Beispiel „Bahama Gold“ aufgelegt. (ampnet/afb)
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