Freitag, 5. Juli 2013 Range Rover Sport: Busch oder Boulevard
Foto:Auto-Medienportal.Net/Land Rover
Der Ur-Range-Rover, der 1970 präsentiert wurde, darf als Mutter aller Sport Utility Vehicles gelten. Dieser Tradition fühlt sich Land Rover auch weiterhin verpflichtet. Der neue Sport wurde parallel zum Anfang des Jahres eingeführten neuen Range Rover entwickelt. Das bedeutet vor allem eines: dank Vollaluminium-Karosserie und Kunststoffheckklappe bis zu über 420 Kilogramm Gewichtsersparnis – eine komplette Fahrzeugbesatzung – gegenüber der Vorgängerreihe. Dass trotzdem nur ein Viertel aller Bauteile mit dem normalen Range Rover identisch sind, zeigt, welche Mühe sich die Ingenieure gegeben haben und wohin die Reise geht. Agiler, dynamischer und schneller ist noch kein Land Rover gewesen. Auch beim Range Rover Sport bleibt das klare Grundstyling der Baureihe erhalten. Er darf sich jetzt aber an den moderner gezeichneten Evoque anlehnen und hat eine hinten dezent ansteigende Gürtellinie bekommen. Stringenz prägt auch den Stil des Interieurs.
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Der Sport ist knapp 15 Zentimeter kürzer und fünfeinhalb Zentimeter flacher als der Range Rover, hat eine schrägere Heckklappe und statt der „Haifischkiemen“ kleinere, sportlicher wirkende Luftauslässe an der Seite. Bei über sechs Zentimetern mehr Länge gegenüber dem Vorgänger wuchs der Radstand um fast 18 Zentimeter. Das schafft 2,4 Zentimeter mehr Beinfreiheit im Fond und auch Platz für die erstmals angebotene Option auf zwei elektrisch zu betätigende Zusatzsitze im Heck, die Land Rover für Heranwachsende bis etwa 14 Jahre vorgesehen hat.
Das bekannte und einzigartige Allradprogramm Terrain Response mit seinen vier separaten Geländeeinstellungen wurde speziell für den Neuling um einen Dynamik-Modus erweitert. Er schärft den ersten Buchstaben in der Gattungsbezeichnung, in dem die Fahrparameter einschließlich der Lenkung, der Dämpfer und der Wankstabilisierung entsprechend verändert werden. Zusätzliche Agilität verleiht dem Range Rover Sport das Torque Vectoring, bei dem die kurveninneren Räder etwas eingebremst und mehr Drehmoment auf die äußere Seite geschickt wird.
Gleich mehrere weitere Neuheiten werden mit dem jüngsten Spross der Marke eingeführt. Das reicht vom nun 12,3-Zoll-Zentimeter großen Display für die digital arbeitenden Rundinstrumente über Verkehrszeichenerkennung, Flankenschutzüberwachung in engen Lücken und adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Stopp-Funktion für den Stau bis zum einmaligen und patentierten „Wade Sensing“. Bei diesem System loten Sensoren unter den Außenspiegeln die Wassertiefe aus und zeigen diese im 8-Zoll-Kontrolldisplay anhand der Fahrzeugsilhouette bildlich an. Denn bei aller Liebe zur Dynamik auf der Straße bleibt der Range Rover Sport ein Land Rover und damit überragend geländetauglich. Die Wattiefe für Flussdurchfahrten wuchs um ganze 15 Zentimeter auf nunmehr 850 Millimeter, die Karosserie lässt sich für die Autobahn nicht nur absenken, sondern für den Ausritt in die Wildnis auch hochfahren. Die maximale Bodenfreiheit liegt bei 29,2 Zentimetern (noch einmal fast sechs Zentimeter mehr als bisher), und auch mit seiner Achsverschränkung von 546 Millimetern rangiert der sportliche Range an der Spitze seines Segments. Unerreicht bleibt weiterhin die Anhängelast von 3,5 Tonnen.
Zum Markstart am 20. September 2013 gibt es drei Motoren mit Stop-Start-Automatik, die bis zu 24 Prozent sparsamer sind als die Vorgängertriebwerke. Der 3,0-Liter-Diesel steht in den beiden Leistungsstufen 190 kW / 258 PS (TDV6) und 215 kW / 292 PS (SDV6) zur Wahl. Beide bieten 600 Newtonmeter Drehmoment, konsumieren laut EU-Norm 7,3 bzw. 7,5 Liter pro 100 Kilometer und sorgen für Beschleunigungswerte von 7,6 beziehungsweise 7,2 Sekunden beim Sprint von null auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist in beiden Fällen auf 210 km/h begrenzt, der stärkere Diesel ist optional auch 222 km/h schnell.
Kultiviert geht es zur Sache, das Arbeitsprinzip bleibt dem Fahrer akustisch verborgen – zumal Land Rover auch dem Selbstzünder einen kernigen Auspuffklang verpasst hat. Dennoch geht es vor allem leise über die Landstraße, denn auch beim Innenraumgeräusch sticht der Neue die Konkurrenz weitgehend aus. Der 292-PS-Diesel macht aus dem Range Rover Sport trotz über 2,1 Tonnen Leergewicht ein sehr sportliches Auto, aber keinen Sportwagen. Den bekommen aber definitiv Käufer des 5,0-Liter-V8-Kompressortriebwerks mit seinen 375 kW / 510 PS und 625 Nm. Schon leichte Gasbefehle sorgen für druckvollen Schub und einen unnachahmlichen Sound. Bei Bedarf geht es in 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h sowie innerhalb von etwas mehr als 16 Sekunden von null auf 160 km/h und wieder zurück zum Stillstand. Dafür brauchte der Vorgänger drei Sekunden mehr.
Neben einem 4,4-Liter-V8-Diesel mit 250 kW / 339 PS und 700 Nm Drehmoment wird es Ende des Jahres auch eine Diesel-Hybridversion des Range Rover Sport geben. Ebenfalls auf der Agenda steht die Einführung eines Vierzylinders. (ampnet/jri)
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