Die Verantwortlichen von Land Rover sagen, das Dach sei bei Isolation und Geräusch genauso gut wie das Blechdach des Evoque. Wir können das nicht bestätigen, weil wir uns nicht dazu durchringen konnten, das Dach zu schließen. Nur einmal waren wir gezwungen, den Schalter in der Mittelkonsole zu betätigen. Auf der Rampe, auf der das Fahrwerk seine Fähigkeit zum Verschränken demonstrieren soll, forderte uns der Instruktor von Land Rover-Experience uns dazu auf, das Dach zu schließen, genau in dem Moment, in dem der Evoque sein rechtes Hinterbein hoch in die Luft reckte. Auch die Tür sollten wir öffnen und schließen – alles zum Beweis, dass sich dieses Cabrio nicht verwindet. Die Karosserie soll trotz des fehlenden, sonst stabilisierenden Dachs genau so steif sein wie die des normalen Evoque. Das hat natürlich seinen Preis in Form von rund 200 Kilogramm Mehrgewichts. Die 180 PS und das Drehmoment von 430 Newtonmetern des Vier-Zylinder-Diesels haben mit den fast zwei Tonnen allerdings kein Problem. Die Neun-Gang-Automatik und der sich automatisch zuschaltende Allradantrieb bringen die Leistung schnell und unspektakulär an die Räder. Die Fahrleistungen liegen mit 10,3 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h und 195 km/h Höchstgeschwindigkeit im Rahmen der Erwartungen an das Segment der kompakten SUV, in das sich das Cabrio nun einbringt. Der Verbrauch liegt mit einem Normwert (nach NEFZ) von 5,7 Litern und einer ersten Erfahrung in der Praxis mit rund acht Litern auf 100 km eher am oberen Rand der Erwartungen. Wetten, dass seine Beisitzer ihm nicht übelnehmen werden, dass er trotz seines modernen Diesels keinen Preis in einem Ökowettbewerb gewinnen wird? Der Evoque war schon als drei- und fünftüriges SUV ein Kracher. Land Rovers-Designchef Gerry McGovern war damit ein großer Wurf gelungen. Wer den beschreibt – hohe Schultern, kleine Fensterflächen, starke Keilform, kurzes und massiges Heck – wird dem Stil nicht gerecht. Der gefiel jedenfalls und war Voraussetzung für Rekordzahlen für diesen Range Rover. Die Attraktivität hat beim Cabrio sogar noch zugenommen. Offen sieht dieser Evoque aus wie ein Evoque mit abgeflextem Dach. Die Bordkante zieht sich, der Keilform folgend, in Chrom um den viersitzigen Innenraum. Das Dach faltet sich über dem 251 Liter großen Kofferraum Z-förmig so zusammen, dass es den Chromrand kaum überragt. Wenn das Cabrio so offen vor einem steht, könnte man meinen, McGovern habe zunächst sein optimales Cabrio und dann erst die Blechdach-Varianten gezeichnet. Alle Versionen müssen natürlich dem Ruf der Marke als Weltmeister im Gelände gerecht werden. Dazu bekommen sie alle die gleiche Technologien mit auf den Weg, sowohl beim Infotainment „In Control“ als auch mit der „Terrain Response“-Steuerung aller fürs Fahren auf den Straße, im Gelände und auf unterschiedlichen Untergründen notwendigen Eigenschaften und dazu noch „All-Terrain Progress Control“ für die Offroad-Steuerung. Auf dem festgefahrenen Schnee und auf der Geländestrecke in Courchevel trat das Range Rover Evoque Cabrio mit offenem Dach unter strahlend blauem Himmel den Beweis an, dass es für diesen Viersitzer mit Vierradantrieb auch eine vierte Jahreszeit gibt: den Winter, den man mit Heizung, Windschott und Mütze auch ohne Dach genießen kann. Diese Botschaft richtet sich in erster Linie an die Märkte, die sich am meisten für Cabrios begeistern, die aber klimatisch nicht zu den Bevorzugten zählen: Großbritannien und Deutschland. Der Markt für SUV boomt hier weiterhin, der für Cabrios schwächelt eher. Ein Charaktertyp wie der Evoque wird den Aufwärtstrend nutzen können und den Markt für Cabrios beleben. (ampnet/Sm)
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