Dabei hat Lancia ein klares Ziel. Seine Kunden sollen das beste Auto mit der modernsten Technik bekommen. Innovation ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Schon sein erstes Auto, der Lancia 12 HP, entspricht diesem Anspruch. Leistung und Drehzahl des 2,5 Liter-Vierzylindermotors liegen mit 24 PS bei 1450 Umdrehungen pro Minute deutlich über dem Niveau der Wettbewerber. Als erstes europäisches Automobil mit elektrischer Anlage setzt 1913 der Lancia Theta Akzente. Heute so alltägliche Details wie elektrischer Anlasser, Lichtmaschine oder Beleuchtung bieten einen bis dahin noch nicht bekannten Komfort. Lancia ist von der Zuverlässigkeit der elektrischen Anlage so überzeugt, dass er auf die gewohnte Anlasserkurbel verzichtet. Eine Revolution auf Rädern in Form des Lancia Lambda erscheint auf dem Pariser Automobilsalon 1922. Das erste Automobil mit einer selbsttragenden Karosserie, vorderer Einzelradaufhängung sowie einem innovativen Leichtmetall-V4-Motor mit nur 14 Grad Zylinderwinkel und oben liegender Nockenwelle begeistert das Publikum. Zwei Millimeter starke Stahlbleche bilden einen Skelettrahmen. In Verbindung mit den hochgezogenen Seitenteilen bietet diese Bauweise eine extrem hohe Verwindungssteifigkeit. Mit diesem technologischen Quantensprung etabliert sich Lancia endgültig als Produzent fortschrittlicher Automobile. Dieser Philosophie verpflichtet präsentiert sich auch das Mittelklassemodell Aprilia, das bei seinem Debüt 1937 mit vier einzeln aufgehängten Rädern sowie dem epochal guten Luftwiderstandsbeiwert von 0,47 brilliert. Nach dem zweiten Weltkrieg bringt Lancia den weltweit ersten Leichtmetall-V6-Motor. Einzelradaufhängung rundum mit Schräglenker-Hinterachse, Transaxle-Bauweise (Getriebe an der Hinterachse) und serienmässig montierte Stahlgürtelreifen charakterisieren die Aurelia-Limousine bei ihrer Vorstellung als technologischen Trendsetter, während fast alle Hersteller im alten Europa noch ihre Vorkriegskonstruktionen aktualisieren. Einen weiteren Meilenstein markiert 1957 die Oberklasse-Limousine Flaminia. Sie gilt bis heute als die bedeutendste Design-Innovation der fünfziger Jahre. Die flache, gerade Trapezlinie und der besondere Flankenknick dieser Pininfarina-Kreation übernehmen eine Vorbildfunktion modernen Automobil-Designs bis in die achtziger Jahre. Die Ära des progressiven Frontantriebs beginnt bei Lancia in Form der Mittelklasse-Limousine Flavia schon 1960, motorisiert von einem sehr kompakten, wassergekühlten Leichtmetall-Boxertriebwerk. Das Frontantriebslayout, jetzt gepaart mit einem für Lancia typischen, engwinkligen V4-Motor, übernimmt die 1963 folgende Fulvia-Familie. Ab Mitte der siebziger Jahre revolutioniert der futuristische Stratos die Rallye-Szene, gewinnt drei Welt- und Europameisterschaften. Es folgt der von einem Kompressormotor angetriebene Lancia Rally 037, bevor mit dem Delta S4 ein hoch dosiertes Technikkonzentrat erscheint (1985). Lancia realisiert hier erstmals ein duales Aufladesystem (Kompressor und Turbolader), genug für rund 480 PS aus zwei Liter Hubraum in der Gruppe B-Konfiguration, und kombiniert dieses Ensemble mit einem innovativen Allradantrieb. Eine einzigartige Erfolgsbilanz schreiben auch die diversen Delta Integrale-Versionen, In den achtziger und neunziger Jahren driften sie von Sieg zu Sieg. Am Ende sind es sechs Rallye-WM-Titel für die potenten Allrad-Limousinen.
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