Die Marke Lancia bietet von dem großen Cabriolet Flavia nur eine Variante mit Sechs-Gang-Automatik und einem 2,4 Liter-Vierzylinder-Benzinmotor mit 125 kW / 170 PS an. Es gibt einen einzelnen Punkt auf der Liste der Ausstattungen, für den ein Mehrpreis aufgerufen wird. Die Metallic-Lackierung kostet 800 Euro extra; sonst steckt alles in der Serienausstattung: Leder, Infotainment-System (Uconnect) mit 6,5-Zoll-Touchscreen, CD/DVD-Laufwerk, USB-Schnittstelle, 40-Gigabite-Festplatte, Bluetooth und ein Boston Acoustic HiFi-Sound-System für insgesamt 36 900 Euro.
Dafür erhält man einen echten Viersitzer mit einem elektrischen öffnenden und schließenden, gut isoliertem Stoffverdeck, der seine beste Seite beim Offenfahren präsentiert. Selbst ohne Windschott geht es für die Beiden auf den Vordersitzen gesittet windig und laut zu, wenn man sich mit dem Gaspedal beherrscht. Wird das Verdeck geschlossen, offenbart es seine guten Dämmeigenschaften. Bis 160 km/h bleibt das Geräuschniveau auf einem angenehmen Maß.
Wer das Gaspedal weiter durchtritt, muss auch bei geschlossenem Dach mit hohen Windgeräuschen leben. Aber hohe Geschwindigkeiten sind sowieso nicht die Sache des Lancia Flavia Cabrios. Da offenbart sich dieser Lancia als direkter Nachfahre des in den USA ziemlich erfolglosen Chrysler Sebring, eines typisch charakterlosen Mittelklasse-Amerikaners. Schnell ist nicht sein Ding, Geradeauslauf auch nicht, Lenkpräzision ebenfalls nicht. Und bei dem Sechs-Gang-Automatikgetriebe kann man auch nie vorhersagen, wie es reagieren wird. Der Tempomat hatte die amüsante Eigenart, beim Einschalten zum Ende einer Beschleunigungsphase nicht nur das Tempo, sondern auch den Gang und die Drehzahl zu halten.
Der Innenraum passt zur Sebring-Vergangenheit des Flavia. Zwar findet sich hier viel Leder, aber zum Beispiel in dem flächig gestalteten Armaturenbrett auch Rundinstrumente von der einfachen Art, wie sie die Koreaner schon vor zwei Modellgenerationen abgelegt haben. Die Ledersitze sehen zwar aus, als böten sie Seitenhalt, die Seitenwülste hindern aber kein Gesäß daran, auf dem glatten Leder hin- und her zu rutschen.
Der Sebring zeigt dennoch ein modernes Gesicht mit breiten Scheinwerfereinheiten, einer schlichten, stark ansteigenden Seitenpartie und einem gewaltigen Heck, das beim Blick von hinten noch größer wirkt, weil das Dach zum Heck hin stark eingezogen wird. Das macht starke Schultern. Darunter verbirgt sich ein Kofferraum von kompaktklassetauglichen 377 Litern, der allerdings vom einklappenden Dach auf sehr flache 198 Liter eingeengt wird. Auch mit der Zuladung von nur 351 kg outet sich das immerhin vier- bis fünfsitzige Cabrio nicht gerade als Lademeister.
Das Lancia Flavia Cabrio ist Kind einer anderen Zeit und einer anderen Tradition beim Autofahren. Das kann auch die Überarbeitung des Amerikaners bei Lancia nicht vertuschen. Seine Qualitäten zeigt er beim Gleiten mit offenem Dach, was auch dem Verbrauch des Benziners (Norm 9,4 Liter, Praxis um die zwölf Liter) entgegenkommt. Seine Stärken sind die innere und äußere Größe sowie sein Preis. (ampnet/Sm)
Daten Lancia Flavia Cabrio
Maße (Länge x Breite x Höhe in m): 4,95 x 1,84 x 1,48 Motor: Vier-Zylinder-Reihe, Benziner, 2360 ccm, Einspritzung Leistung: 125 kW / 170 PS bei 6000 U/min Maximales Drehmoment: 220 Nm bei 4500 U/min Leergewicht / Zuladung: 1856 kg / 351 kg Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,8 s Räder / Reifen: 18-Zoll-LM / 215/55 R 18 Wendekreis: 11,5 m Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 9,4 l Kohlendioxid pro Kilometer: 221 g / Euro5 Maximale Anhängelast, gebremst: 454 kg Gepäckraum: 198 l bei offenem Dach / 377 l mit geschlossenem Dach Basispreis: 36 900 Euro
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