Mittwoch, 31. Dezember 2008 Lamborghini: Countach heisst fantastisch
Countach LP 400 (1973-81)
Ein Faustkeil von einem Sportwagen, brutal kantig und unverhüllt aggressiv - der Countach wirkte bei seiner Vorstellung 1971 wie ein Auto aus einer anderen Welt, wie ein Entwurf aus der Zukunft. Mit seinem V12-Mittelmotor galt der Countach lange Zeit als schnellstes Serienauto überhaupt, mit seinem martialischen Charakter prägte er das Image von Lamborghini. Von seinen Fans als Ikone verehrt, blieb er 15 Jahre lang in Produktion. Zirka 2000 Stück sind von ihm entstanden: Knapp 160 waren es beim LP 400, nahezu 240 beim LP 400 S, 321 beim LP 5000 S, 631 beim QV und am Ende noch einmal 657 beim Anniversary. Der letzte Countach rollte im Juli 1990 aus den Hallen in Sant’Agata Bolognese, dann folgte der lange entwickelte und lange verschobene Diablo.
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Der Begriff Countach - sprich: kuntatsch - stammt aus dem Dialekt des Piemont und drückt Überraschung und Anerkennung aus. Countach bedeutet so viel wie fantastisch und soll der Nuccio Bertone ausgerufen haben, als er das fertige Design von Lamborghinis neuem Supersportwagen zum ersten Mal sah, das sein Mitarbeiter Marcello Gandini gezeichnet hatte. Die Anfänge des Tipo 112 liegen im Jahr 1970, als Ferruccio Lamborghini den Nachfolger seines 1966 präsentierten Supersportwagens Miura zu planen begann. Chefkonstrukteur Paolo Stanzani, der sein Amt 1968 von dem scheidenden Gian Paolo Dallara übernommen hatte, behielt das Mittelmotor-Konzept des Miura bei, montierte den V12 jedoch nicht mehr quer, sondern längs vor der Hinterachse. Der Entwurf hiess LP 500 - longitudinale posteriore stand für die Einbaulage des Motors, die Ziffernfolge für seinen Hubraum. Er war von 3929 ccm auf 4971 ccm gewachsen, womit die Leistung 440 PS betrug. Für den Entwurf der Karosserie erhielt abermals Bertone den Zuschlag. Er beschritt einen ganz anderen Weg als bei den weich fliessenden Linien des Miura. Spektakuläre Scherentüren gaben den Einstieg frei; sie stemmten sich nach vorn und nach oben. Als der signalgelb lackierte Prototyp Anfang 1971 auf dem Genfer Salon enthüllt wurde, hielten ihn viele Besucher für eine Art notgelandetes Raumschiff, in jedem Fall für eine reine Stilstudie. Auch Ferruccio Lamborghini, der in jenem Jahr auf dem Höhepunkt seiner Unternehmer-Laufbahn stand, rechnete nicht ernsthaft mit einem Serienbau. Bis die Fertigung begann, gingen noch fast drei Jahre ins Land – eine schwierige Zeit. Nach Abschluss der Tests mit dem Prototypen und vielen kleine Überarbeitungen gaben Lamborghini und Rossetti im Mai 1972 grünes Licht für den Serienbau. Eine der ersten Entscheidungen war die Rückkehr zum bewährten Vierliter-V12, der 375 PS bei 8000 U/min leistete und 361 Nm bei 5000 Touren produzierte. Beim Fahrwerk hatte man sich Anregungen aus dem Rennsport geholt. Dreieckslenker und Federbeine rundum führten die Räder, die Leichtbau-Stossdämpfer von Koni waren verstellbar ausgeführt. Der Countach LP 400 war bei 2,45 Meter Radstand 4,14 m lang, volle 1,99 m breit und nur 1,07 m hoch. Ein klassischer Gitterrohrrahmen bildete sein tragendes Gerüst, zusätzliche Überrollbügel schützten das Cockpit. Anders als beim in Stahl ausgeführten Prototyp bestand die Aussenhaut der Serienautos aus aufgenieteten Leichtmetallblechen - die beiden Scheibenwischer lagen bizarr gross auf der Frontscheibe. Eckig-funktionell präsentierte sich auch das Cockpit. Der Serien-Countach besass, anders als der Prototyp mit seinen digitalen Anzeigen, konventionelle Instrumente. Auf engen Landstrassen faszinierte der Supersportwagen mit einem überragendem, scharfen Handling für Könner - offen blieb nur die Frage der Höchstgeschwindigkeit. Tester massen zwischen 282 und 298 km/h, womit der Countach als schnellstes Serienauto der Welt galt. Leer wog er knapp 1,4 Tonnen, als Zeit für den Spurt von null auf 100 km/h wurden etwa 5,5 Sekunden genannt. Der Countach LP 400 in Serienversion feierte auf dem Genfer Salon 1973 Premiere und wurde ab Ende 1973 vier Jahre lang gebaut. 1978 erschien die S-Variante; in Sachen Technik zeichnete sie sich durch ein modifiziertes Fahrwerk aus. Durch den Einsatz zahmerer Vergaser sank der Verbrauch etwas, die Leistung ging auf 260 kW (353 PS) zurück. Für Kunden, die das nicht wollten, blieb die alte Version noch eine Weile in Produktion. 1982 erschien der Typ LP 5000 S. Sein V12, durch Zuwächse bei Hub und Bohrung auf 4754 ccm gebracht, leistete wieder 375 PS. Als nächste Evolutionsstufe debütierte 1985 der Countach Quattrovalvole. Durch einen verlängerten Hub wuchs sein Hubraum auf 5167 ccm, mit 48 Ventilen kam der V12 auf 445 PS Leistung bei 7000 Touren sowie 500 Nm Drehmoment bei 5100 1/min. 1988 schob das Werk noch ein Interimsmodell und schliesslich eine letzte Version nach - den Anniversary.
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