Dienstag, 30. Dezember 2008 Ferruccio Lamborghini - der Gründer
Ferruccio Lamborghini
Er war ein Mann vom Land und ein Liebhaber schneller Automobile, ein nüchterner Geschäftsmann und ein Visionär zugleich. Ferruccio Lamborghini (1916 - 1993) - ein Mensch, so faszinierend wie seine Autos. Der angreifende Stier auf dem Firmenwappen zierte schon den ersten Lamborghini-Sportwagen. Der Firmenchef, selbst im Sternzeichen des Stiers geboren, liebte dieses Symbol - er sah in ihm einen Ausdruck seines vorwärtsdrängenden, mitunter ungestümen Charakters.
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Ferruccio Lamborghini kam am 28. April 1916 in Renazzo di Cento bei Modena auf einem Bauernhof zur Welt. Schon als Junge an allen mechanischen Gegenständen brennend interessiert, absolvierte Lamborghini ein Ingenieursstudium an der Technischen Hochschule in Bologna. Im Zweiten Weltkrieg war er beim Bodenpersonal der Luftwaffe auf der griechischen Insel Rhodos stationiert. Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft eröffnete Lamborghini 1946 in der Nähe seines Heimatorts eine Werkstatt, in der er Traktor-ähnliche Gefährte aus ausgedienten Militärfahrzeugen zusammenmontierte. Aus der Werkstatt erwuchs 1949 eine Firma, die selbst entwickelte Traktoren mit Zwei-, Drei- und Vierzylinder-Dieselmotoren produzierte. Die Geschichte, wie Ferruccio Lamborghini Ende 1962 beschloss, selbst Sportwagen zu bauen, ist oft und in vielen Varianten kolportiert worden; Mythos und Wahrheit haben sich in ihr untrennbar vermischt. Im Kern dürfte sie sich so zugetragen haben: Lamborghini besitzt eine Kollektion an starken Jaguar, Mercedes, Ferrari und Maserati, aber kein Auto stellt ihn ganz zufrieden. Mal genügt ihm der Komfort nicht, mal ist ihm die Lüftung zu schwach oder die Qualität zu gering, oder die Geräusche der Kraftübertragung erscheinen ihm zu hoch. Auch mit der Verarbeitung seines neuen Ferrari 250 GT wird Lamborghini nicht glücklich. Er sucht um ein Gespräch bei Enzo Ferrari im nahe gelegenen Maranello nach, erhält aber eine Absage. Er lässt den GT von seinen Ingenieuren zerlegen und erkennt, dass viele der verwendeten Teile Standardware sind. Einen solchen Sportwagen könnte er selber sehr viel besser bauen, überlegt Lamborghini, und wenn er auf den teuren Motorsport verzichtete, würde er damit sogar ein neues, profitables Geschäftsfeld erschliessen. Im Mai 1963 etablierte Ferruccio Lamborghini in Sant’Agata Bolognese seine eigene Automobilfirma, die Automobili Ferruccio Lamborghini S.p.A. Dem fulminanten Erfolg der 60er Jahre folgte die Krise der 70er Jahre, die von einer flauen Konjunktur, von Streiks und von verschärften Vorschriften auf dem US-Markt ausgelöst wurde. 1972 scheiterte ein grosses Traktorengeschäft, das mit der bolivianischen Regierung vereinbart war. Um sein Landmaschinenunternehmen zu stützen, verkaufte Ferruccio Lamborghini 51 Prozent der Anteile an der Automobilfirma an den Schweizer Georges-Henri Rossetti. Ein Jahr später stiess er die restlichen 49 Prozent an René Leimer, einen Kollegen Rossettis, ab. Etwa zur gleichen Zeit verlor er das Vertrauen in das Traktoren-Geschäft und verkaufte es an den konkurrierenden italienischen Same-Konzern. Lamborghini zog sich auf ein grosses Landgut namens La Fiorita zurück, das er 1971 erworben hatte. In Panicarola/Umbrien nah am Trasimenischen See führte er das Leben eines wohlhabenden Winzers und richtete sich ein kleines Privatmuseum ein. Ferruccio Lamborghini, der sich Zeit seines Lebens in Hemdsärmeln am wohlsten gefühlt hatte, kehrte zu seinen Wurzeln zurück. 1993 starb Ferruccio Lamborghini, der für seine Verdienste zum Commendatore und zum Cavaliere del lavoro (Ritter der Arbeit) ernannt wurde, am 20. Februar an einem Herzanfall.
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