Der 560 PS starke 5,2-Liter V10-Benzin-Direkteinspritzer ist nicht der einzige Glanzpunkt im Gallardo Spyder. Es ist vielmehr das Gesamtkonzept des Sportwagens, das überzeugt. Auch wenn man tief im Schalensitz sitzt, nur wenige Zentimeter getrennt vom Asphalt, scheint man im Gallardo dem Himmel so nah, natürlich besonders dann, wenn man offen fährt. In gerade mal 20 Sekunden lässt sich das gefütterte Stoffverdeck über einen Schalter in der Mittelkonsole öffnen und schliessen. Das Schliessen verkneift man sich aber lieber, weil gerade die Fahrt im offenen Gallardo das sportliche Fahrvergnügen unterstreicht. Für das kurzweilige Ballett der Verdeck-Choreografie sind ein Elektromotor, eine Hydraulikpumpe, sechs Hydraulikzylinder und zwei elektrische Stellglieder verantwortlich. Der Tanz geschieht passiert zuverlässig und unspektakulär. Dass das Verdeck des Gallardo Spyder höchstgeschwindigkeitstauglich ist, hört man gern. Bei einem maximalen Tempo von 324 km/h würde andernfalls selbst mit Windschott ein kleiner Orkan ins Cockpit fegen. Gut zu wissen, dass zwei Überrollbügel hinter den Sitzen maximale Sicherheit bieten werden, sollte ein Überschlag drohen. Mit seiner konsequenten Sportlichkeit, dem bissigen und kraftvollen V10-Motor, dem perfekt abgestimmten Fahrwerk samt Allradantrieb, der zielgenauen Servolenkung, dem automatisierten Getriebe "e-gear" (Aufpreis 8000 Euro), der Keramik-Bremsanlage (Aufpreis 12'700 Euro) und nicht zuletzt der ordentlichen Verarbeitung kann der Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder in seinem Wettbewerbsumfeld souverän punkten. Ist die eben gelobte konsequente Sportlichkeit nicht eine grundsätzliche Tugend in diesem Segment? Nicht unbedingt, so kommt von der Mutter mit dem Audi R8 ein Sportwagen, der weit mehr in Richtung Komfort getrimmt ist als es der Gallardo jemals sein wird. Wir wollen dem R8 keineswegs zu nahe treten; denn nicht jeder mag nach der Devise sein Auto bewegen: Gelobt sei, was hart macht. Vom Strudel der weltweiten Kaufzurückhaltung bei Luxusmarken beliebt auch Lamborghini nicht ganz verschont. Dennoch steht die kleine Sportwagen-Manufaktur besser im Markt als mancher Wettbewerber. Für Winkelmann, der seit über vier Jahren die Automobili Lamborghini S.p.A. führt, ist heute die Marke wichtiger ist als ein gutes wirtschaftliches Einzeljahr. "Die Ausstrahlungskraft der Marke ist stabil, und wir halten an unserer langfristigen Strategie, jedes Jahr ein neues Produkt auf den Markt zubringen, fest," versichert er. Dass man nicht auf allen Märkten auf Kaufzurückhaltung stösst, erlebt Lamborhini im Mittleren Osten, China, Hong Kong und Südkorea. Um den Verkauf weiter zu steigern – 2008 waren es 2430 Einheiten gegenüber dem Vorjahr mit 2406 – wird kontinuierlich das Händlernetz erweitert. Anfang 2009 nahm die neu gegründete Lamborghini Tochtergesellschaft in Peking die Arbeit auf, "China wird als Markt für Lamborghini immer wichtiger und ist potentiell einer der grössten Märkte für unser Unternehmen", sagt Winkelmann. Auch in Südamerika wird der italienische Sportwagenhersteller in Zukunft aktiver auftreten. Je ein Verkaufsbetrieb wurde jetzt in Mexiko und in Brasilien eröffnet. Insgesamt 125 Händler sollen in diesem Jahr für einen soliden Absatz sorgen "und die besondere Herausforderung in 2009 umsetzen". (ar/pha)
|