Sonntag, 21. November 2010 Historie – Der Zwölfzylinder ist das Herz von Lamborghini
Miura SV (1971-72)
Lamborghini V12 – das ist eine lange und glorreiche Story: Die Geschichte überliefert, dass Ferruccio Lamborghini Anfang der 60er Jahre auch deshalb ein Autounternehmen gründete, weil er mit bester Technik und Qualität die damals angebotenen Produkte der Wettbewerber übertreffen wollte. Schon der Prototyp aller späteren Lamborghini, die 1963 auf dem Turiner Salon gezeigte Studie 350 GTV, wies einen von Motorenentwickler Giotto Bizzarrini von Grund auf neu entwickelten Alu-Zwölfzylinder auf – mit für die damaligen Verhältnisse atemberaubenden Leistungsdaten: der 12-Zylinder-V-Motor mit 60 Grad Zylinderbankwinkel, vier oben liegenden Nockenwellen (damals waren noch einzelne Nockenwellen üblich), einem Sechsfachvergaser und Trockensumpfschmierung holte aus 3497 cm3 Hubraum 360 PS, die die Studie auf 280 km/h beschleunigen sollten. Die im Jahr darauf vorgestellte Serienversion des 350 GT mit konventioneller Schmierung leistete 320 PS bei 7.000 U/min aus 3.464 cm3 Hubraum.
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Genau dieses Aggregat war es auch, das 1966 auf dem Genfer Salon im Lamborghini Miura alle Augen auf sich zog. Zwar war es in seinen Grundzügen aus dem 400 GT schon bekannt, doch war der Vierliter-Zwölfzylinder diesmal quer direkt hinter dem Cockpit angebracht, mit Getriebe und Differenzial als einer Einheit direkt am Rahmen. Die 320 PS machten den späteren Serien-Miura zum schnellsten Serienwagen seiner Zeit mit einer angegebenen Höchstgeschwindigkeit von über 280 km/h – und zum ersten wahren Supersportwagen. Über Jahre wurde dieser Motor weiterentwickelt und fand sich anschließend in vielen Entwicklungsstufen in den Modellen Miura S (370 PS bei 7.000/min, 285 km/h) und Miura SV (385 PS, 300 km/h) wieder. Im Miura Jota, einem für den Renneinsatz gefertigten Einzelstück, leistete der V12 440 PS bei 8.500/min. Doch war der Einsatz des Vierliters nicht auf den Mittelmotor-Miura beschränkt. Im 1968 vorgestellten Frontmotor-Islero leistete er ebenso wie im 400 GT Jarama 350 PS, im futuristisch gestalteten Espada 325 PS (später ebenfalls 350 PS). 1974 wurde im Espada auch zum ersten Mal ein Automatikgetriebe angeboten.
Anfang der 70er Jahre war der Generationswechsel vom Miura zum neuen LP400 Countach fällig: Bereits 1971 erschien der Prototyp mit einer atemberaubenden, scharfkantigen Form, deren Gene sich auch vierzig Jahre später in den Lamborghini-Supersportwagen der Neuzeit wiederfinden. Marcello Gandinis Design war die adäquate Verpackung für eine 5-Liter große Version des V12, die aber 1973 im Serienmodell zugunsten einer weiteren Evolution des Vierliters aufgegeben wurde. Im Countach – 1973 noch ohne die „Flügel“, also die Spoiler der 80er Jahre – leistete der nun längs hinter dem Fahrer eingebaute Motor bei beeindruckenden 8.000/min 375 PS, die ihn auf über 300 km/h beschleunigten. Über die Jahre wurde der Motor des Countach evolutionär weiter entwickelt, basierte aber weiterhin auf dem bekannten Grundzügen des ersten V12-Aggregats. 1985 schließlich bot der Countach Quattrovalvole zum ersten Mal über fünf Liter Hubraum (5.167 cm3) und – wie der Name vermuten lässt – einen Vierventilzylinderkopf. Die Leistung: beeindruckende 455 PS bei 7.000/min.
1986 dann bot sich dem Fünfliter-V12 zum ersten Mal ein völlig neues Einsatzgebiet: der Lamborghini LM002 hatte zwar den 450 PS-Motor ebenfalls vorn, doch war das 2,7 Tonnen schwere Automobil das erste und eionzige SUV der Marke, ein viertüriger Geländewagen. Nachdem sich mit dem Countach Anniversario Ende der 80er Jahre die erstaunlich lange Karriere des Countach dem Ende zuneigte, kam mit dem Diablo der legitime Nachfolger im Kleid der 90er Jahre auf den Markt. 1990 war der V12 nunmehr auf fast sechs Liter gewachsen, und leistete 492 PS, ein Jahr später war der Diablo VT der erste vierradgetriebene Sportwagen der Marke. In den Folgejahren stieg die Leistung beständig auf 520 PS (Diablo SE 1993). 1999 dann erschienen dann der Diablo GT mit 575 PS sowie der radikale GTR mit 590 PS. Der Diablo 6.0 wies zum ersten Mal einen auf sechs Liter vergrößerten V12 auf, der final 550 PS leistete.
2001 wurde mit dem Murciélago der erste Lamborghini der Neuzeit präsentiert. Er verfügte über einen neuen 6,2 Liter großen Leichtmetall-V12 mit 7-fach gelagerter Kurbelwelle und Trockensumpfschmierung, der 580 PS bei 7.500/min leistete und den nur 1.650 Kilogramm leichten Supersportwagen auf über 330 km/h beschleunigte. Das Drehmoment von 650 Nm wurde bereits bei 5.400/min erreicht. Auf dem Genfer Salon 2006 zeigte Lamborghini den Murciélago LP 640, der 640 PS aus dem auf 6.496 cm3 vergrößerten V12 holt. Im streng limitierten Lamborghini Reventón leistete der Zwölfzylinder, das Herz der Marke, 650 PS. Das große Finale kam schließlich mit dem Murciélago LP 670-4 Superveloce mit seinen 670 PS. Nun beginnt 2011 ein neues Kapitel dieser ruhmreichen Geschichte...
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