Immerhin ist man bei Kia noch nicht so selbstsicher, auch den VW Touran als Wettbewerb zu definieren. Aber auch der Vergleich mit dem Opel und dem Renault spricht für die Überzeugung der Koreaner, auf dem richtigen Weg zu sein. Damit auch der Käufer diesen Weg findet, werden die vier Varianten des Kia Carens einen guten Tausender billiger angeboten werden als die Gegner, die man ins Visier genommen hat. Die genauen Preise stehen zwar heute noch nicht fest, Kia will aber die einfachste Variante - den Carens LX Basis - billiger anbieten als den Vorgänger, bei der Spitzenversion Carens EX Top aber etwas teurer werden. Auf dem Weg nach Europa stellt der Carens einen Meilenstein dar, zeigt aber auch, dass Kia hier noch nicht ganz angekommen ist. Man darf gespannt sein, was sich der neue europäische Designchef Peter Schreyer, der gerade von Audi zu Kia wechselt, für die nächste KIa-Generation für Europa einfallen lässt. Der 4,55 Meter lange Carens wird als Fünf-Sitzer oder mit einer dritten Sitzbank als Sieben-Sitzer angeboten. Im Vergleich zum Vorgänger hat er an Format gewonnen. Die grössere Höhe und der längere Radstand kommen dem Innenraumes zugute. Die Zuladung erreicht rund 500 Kilogramm, je nach Ausstattung und Motor. Die Sitze der zweiten und dritten Reihe lassen sich einzeln umklappen, so dass ein ebener Laderaum von maximal rund 2100 Litern entsteht. Die beiden Zwei-Liter-Vierzylinder - ein Benziner mit 145 PS und ein Commonrail-Diesel mit 140 PS erlauben Geschwindigkeiten zwischen 180 und 190 km/h. Für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h vergehen bei den von Hand geschalteten Varianten 11 Sekunden, mit der ebenfalls angebotenen Viergang-Automatik 12,6 Sekunden. Mit dem Benziner und der Automatik fühlt man sich im Stadtverkehr munter bewegt. Auf Landstrassen gibt es höchstens beim Überholen einmal Grund zur Klage. Beim Fahren der Autobahn überfordern die langen Übersetzungen des Automaten den Motor. Deswegen stellt sich quasi automatisch eine maximale Reisegeschwindigkeit von 160 km/h. Mehr Vorwärtsdrang darf man in allen Situationen vom Diesel mit dem Sechsgang-Getriebe erwarten. Bei beiden Antrieben überrascht der Carens mit niedrigen Fahr- und Windgeräuschen. Im Innenraum fällt die Farbauswahl mit drei Grautönen und glänzendem wie mattem Metall dezent aus. Die Formensprache geriet dafür aber eher opulent. Hier wäre weniger sicher mehr. Die Sitze sind recht klein und könnten besser konturiert sein. Längere Fahrten gehen mehr ins Kreuz, als man es sonst erlebt. Auch ein bisschen mehr Seitenhalt wäre nicht schlecht, ist aber beim Carens nicht unbedingt nötig, weil er nicht dazu einlädt, seine maximale Querbeschleunigung in Kurven auszutesten. Ruhiges Reisen ist eher seine Stärke. Dafür hat er schliesslich seine komfortable Federung verpasst bekommen, die nur auf kurze Stösse etwas unwillig reagiert. Wie sich das bei einem Vielzweckauto heutzutage gehört, hat Kia auch für die Sicherheit gesorgt. Sechs Airbags, aktive Kopfstützen vorn, Knautschzonen und eine stabile Fahrgastzelle haben beim europäischen Crashtest EuroNCAP zu einem respektablen Vier-Sterne-Ergebnis für die passive Sicherheit geführt. Das Elektronische Stabilitätsprogramm verbessert die aktive Sicherheit bei allen Varianten. Ein Bremsassistent fehlt laut Auto-Reporter allerdings. Schwiegermütter und solche, die es werden sollen, werden dieses Auto als Beweis dafür schätzen, dass ihre Tochter in guten Händen ist, ob sie nun selbst am Steuer sitzt, sich fahren lässt, ihre Kinder transportiert oder Selbstbaumöbel lädt, mit Fahrrädern im Laderaum in Wochenende rollt oder ins Theater ausgeführt wird. Der Kia Carens ist vernünftig. Er ist das nette Auto von nebenan.
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