Freitag, 10. Juli 2009 Kia Soul1.6 DRDi: Frisch und frech
Kia Soul. Foto: Auto-Reporter/Kia
Die Koreaner sprechen den Namen ihrer Hauptstadt Seoul so aus wie die Engländer ihr Wort für Seele: Soul. Was für eine passende Doppelbedeutung für den kleinen Crossover, den Kia jetzt in Deutschland als Spaßmobil mit nützlichen Eigenschaften auf den Markt brachte. Der Kompakte Kia Soul hat’s in sich, vor allem was sein Äußeres angeht. Der Kia Soul kommt im in Asien schon häufiger gesehenen kantigen Zwei-Box-Design mit einer bulligen Motorhaube und einem kastenförmigen Aufbau daher, der eine hohe Sitzposition sowie viel Raum für Passagiere und Gepäck bietet. Der gerade einmal 4,11 Meter lange Soul bietet dank langem Radstand und einer Höhe von 1,66 Metern (samt Dachreling) vier bis fünf Insassen viel Bein- und Kopffreiheit für ein Auto dieser Klasse, dazu noch einen Kofferraum von 340 Litern, der sich auf 1258 Liter erweitern lässt, eine Menge Ablagemöglichkeiten und eine gerade ausreichende Zuladung von maximal 435 kg. So viel zum Nützlichen beim rund 1,4 Tonnen schweren Soul.
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Das Besondere des Soul liegt aber nicht in seiner Alltagstauglichkeit, sondern in seinem Design, das ihm inzwischen auch schon den Red Dot Design Award eingebracht hat. Die sachliche Beschreibung als Zwei-Box-Auto sagt nämlich viel zu wenig über seine wahren Werte. Der Fronttriebler hat mit einem Sports Utility Vehicle nur die Grundform und die rechte große Bodenfreiheit gemein. Unser Exemplar der besten Ausstattungsvariante Spirit unterstrich das noch mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern und 225/45 R 18-Reifen. Die klaren, großen Scheinwerfer, besonders die ebenfalls klaren, hoch und senkrecht angebrachten auffälligen Rückleuchten, seine bullig wirkenden Rundungen, die ausgestellten Radhäuser, die geschickt gesetzten klaren Kanten und deutliche Chromakzente verpassen ihm aber ein jugendlich-frisches und freches Aussehen mit einem Hauch von Retrodesign à la Chrysler PT Cruiser.
Das allein macht ihn schon zum echten Hingucker. Kia aber reicht das nicht. Bei unserem Exemplar zierten die Karosserie in der Farbe „Vanilla“ große Folien in schwarzem Hahnentritt-Design die Motorhaube und die Heckklappe. Wer glaubt, es gehe nicht noch auffälliger, der irrt. Kia hat auf Messen schon die tollsten Varianten gezeigt, die alle verdeutlichen, welche Zielgruppe der koreanische Hersteller mit dem Soul fest im Blick hat: junge Fahrerinnen und Fahrer, die ihre Freude an den Blicken haben, die ihr Auto anzieht. Peter Schreyer, Chefdesigner bei Kia, sieht sein Soul jedenfalls als Durchbruch auf dem Weg zur Design-Marke.
Dabei darf man den Soul keineswegs als Blender abtun. Denn auch beim Fahren weiß er zu gefallen. Sein 128-PS-Diesel erlaubt mit 260 Newtonmetern maximalem Drehmoment zwischen 1900 und 2750 Umdrehungen pro Minute angemessen flottes und sparsames Fahren. Die 100 km/h werden nach 10,8 Sekunden erreicht; die Höchstgeschwindigkeit liegt knapp über 180 km/h. Der Verbrauch hält sich mit im Schnitt (nach EU-Norm) bei 5,2 Litern, entsprechend einer Kohlendioxidemission von 137 Gramm pro Kilometer, in Grenzen. Unser Praxisverbrauch schwankte zwischen sechs und sieben Litern.
Die Sicht vom erhöhten Fahrersitz aus nach vorn ist gut, zumal man die vordere Kante der Motorhaube erkennen kann. Nur die Sicht nach hinten wird durch die breiten C-Säulen und ein recht kleines Heckfenster eingeengt. Kia bietet als Ausgleich – beim Spirit-Diesel gegen Aufpreis – die Rückfahrkamera des US-Zulieferers Gentex an, deren Bild in den Innenspiegel eingeblendet wird, sowie der Rückwärtsgang eingelegt wird. Bei Spirit-Benziner ist die Kamera Bestandteil der Serienausstattung.
Der Turbo-Motor arbeitet ohne Fehl und Tadel, die Fünf-Gang-Schaltung lässt sich leicht durch die Gänge bewegen, das Lenkrad ist in der Höhe verstellbar, die Instrumente sind auf das Wesentliche beschränkt und ebenso groß wie klar gestaltet. Die komplette Armaturentafel hat nichts vom Überkandidelten, was sonst oft Fahrzeuge eigen ist, die sich an die autofahrende Jugend wenden. Bei den Materialien darf man allerdings nicht zu viel erwarten. Bei einem Einstiegspreis von 14'980 Euro bleibt es bei Hartplastik. Aber immerhin gibt es ein Lederlenkrad. Die Sitze sind in Ordnung.
Zwei Dinge haben uns nicht überzeugt. Bei einem Auto dieser Preisklasse hätten wir gern die Möglichkeit gehabt, die serienmäßig eingebaute Klimaanlage per Aufpreis zu einer Klimaautomatik aufzuwerten. Die Federung hätten wir gern etwas anders abgestimmt. Kurze Stöße kommen deutlich und laut durch. Das stört selbst beim Cruisen in der Innenstadt.
In Europa will Kia vom Soul pro Jahr 30'000 Fahrzeuge absetzen. Die Zahl stammt zwar noch aus Zeiten, bevor die Krise Raum griff, aber nichts ist unmöglich. Das gilt schließlich auch für diesen Koreaner, der das Zeug dazu hat, seine Zielgruppe zu erreichen. Die sieht man in Deutschland bei den 25- bis 45-Jährigen. (ar/Sm)
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