Der Sportage hat 1994 auch mal als Versuch angefangen, das Fahren im Geländewagen zu zivilisieren. Doch heute zeigt die aktuelle Version, die seit Herbst 2010 auf dem Markt ist, ein völlig anderes Bild. Es war schon ein strategisch entscheidender Schachzug der koreanischen Hyundai-Tochter Kia, Fahrzeuge wie den Sportage zu europäisieren. Gebaut wird er in Tschechien, gezeichnet von einem Team unter dem ehemaligen Audi-Designer Peter Schreyer.
Der versteht sich auf gut aussehende Autos. Das beweist auch der Sportage, dessen Line offenbar auch bei anderen Herstellern in Korea Gefallen gefunden hat. siehe Ssangyong Korando. Hohe Schulter, kleine Fensterflächen, ausgestellte Kotflügel und eine schnell aussehende Schauze bestimmen das Design außen.
Innen überrascht ein angenehm modern gestaltetes Armaturenbrett mit zentralem Rundinstrument, flankiert von zwei halbkreisförmigen Anzeigen, großem Bildschirm in der Mitte mit darunter angeordneter Lüftungs- und Klimaeinstellung. Das griffige, dicke Lederlenkrad mit Funktionstasten und der kurze Schaltknüppel für die Sechs-Gang-Schaltung lassen sogar sportliche Gefühle aufkommen. Die niedrigen Sitze und die flachen Seitenschweller erleichtern den Einstieg auf die SUV-typische hohe Sitzposition.
Die Rundumsicht ist trotz der kleinen Fensterflächen gut und wird beim Modell Spirit schon in der Serienausstattung ergänzt durch eine Rückfahrkamera. Die hohe Bordwand vermittelt ein Gefühl der Sicherheit, wie es für SUV typisch ist. Der Innenraum bietet für ein 4,44 Meter langes Auto ausreichend Platz auf allen fünf Sitzen. Der Kofferraum misst immerhin 465 Liter und lässt sich auf 1353 Liter erweitern. Die Zuladung liegt – je nach Ausstattung – bei 500 Kilogramm.
Wir fuhren den Sportage mit Frontantrieb und mit dem Zwei-Liter-Diesel von 100 kW / 136 PS Leistung. Der lässt aus dem leer fast 1500 Kilogramm schweren Sportage nicht gerade ein Energiebündel werden. Aber dank seiner 319 Newtonmeter Drehmoment zwischen 1800 und 2500 Umdrehungen pro Minute lässt er sich besonders in der Stadt flott bewegen. Die 100 km/h-Grenze überschreitet er nach 10,8 Sekunden; seine Höchstgeschwindigkeit liegt knapp oberhalb 180 km/h. Zum Fahrspaß in der Stadt trägt auch der mit 10,60 Meter in dieser Fahrzeugklasse kleine Wendekreis bei.
Als Verbrauch im Durchschnitt (nach EU-Norm) gibt Kia 5,5 Liter auf 100 km an, was einer Kohlendioxidemission von 153 Gramm entspricht. Wir bewegten den Sportage in der Praxis mit einem Schnitt um die sieben Liter.
Der aktuelle Sportage hat eine neue Hinterachse bekommen. Die kommt dem Verlangen nach Komfort mehr entgegen als die alte, so dass insgesamt ein Fahreindruck entsteht, der sich von dem eines Personenwagens kaum unterscheidet. Kia spricht auch dem frontgetriebenen Sportage Geländetauglichkeit zu. Wir haben das geglaubt und nicht überprüft, weil wir davon ausgehen, dass der 2WD-Sportage nicht fürs Gelände gebaut ist, sondern für die Asphaltcowboys auf urbanen Weiden, die auch mal mit Familie oder Freunden und Sportgerät in die Ferne schweifen wollen.
Uns interessierte eher das Ausstattungsniveau der Spirit-Variante, der am besten ausgestatteten nach der Basisversion Attract und der besseren namens Vision. Die rollt auf 18-Zoll-Leichtmetallrädern, verfügt vorn und hinten über Sitzheizung, Xenon-Licht, LED-Tagfahrlicht, Abbiegelicht, Nebelscheinwerfer und eine Navigation mit Sieben-Zoll-Bildschirm, Smart Key, Zwei-Zonen-Klimaanlage und noch vieles mehr zum Preis von 29 100 Euro.
Die Aufpreisliste ist kurz: Teilledersitze 750 Euro, Panoramadach mit elektrischem Glasschiebedach 900 Euro und Metallic-Lackierung für 410 Euro. Bei den Preisen hält der Sportage also noch Abstand etwa zu den Klassennachbarn Toyota RAV4 oder dem Volkswagen Tiguan. (ampnet/Sm)
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