Wer den Optima für einen Nachfolger des Kia Magentis hält, liegt voll daneben. Den Magentis hatte Kia vor zwei Jahren in Deutschland in aller Stille beerdigt. Zu Recht, denn dieser Kia war ein typischer Vertreter der damaligen Kia-Philosophie: mehr scheinen als sein, bei geringem technischen Aufwand und für kleines Geld. Heute beginnen die Preise bei 24 490 Euro für die Einstiegsversion Attract und enden bei 34 000 Euro für die Topversion Spirit unter anderem mit 18-Zoll-Rädern, Spurhalteassistent, Navigation, Lederausstattung, belüftetem Memory-Fahrersitz und vielen feinen Details mehr. Aber auch bei der Attract-Version finden sich viele sonst aufpreispflichtige Ausstattungen wie eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik.
Das Besondere ist weniger die komplette Ausstattung, die haben wir auch bei anderen Anbietern aus Asien schon gesehen. Es ist der Stil des Autos. Kia nimmt im Konzern Hyundai Kia die Positionierung der dynamischen, sportlichen Marke ein, quasi als koreanischer BMW im Kontrast zur eher zurückhaltenden, bürgerlichen Marke Hyundai. So decken beide nebeneinander ein breites Spektrum ab, was dem Konzern in diesem Jahr mit rund sechs Millionen verkauften Fahrzeugen den Platz fünf in der Rangfolge der weltweit größten Automobilhersteller einbringen wird.
Für sportlich und dynamisch zeichnet bei Kia das Design-Team um Peter Schreyer in Frankfurt und im kalifornischen Irvine verantwortlich. Die stellten einen Wagen auf die Räder, der länger, breiter, flacher ausfällt als alle bisherigen Kia im D-Segment und außerdem einen längeren Radstand aufweist. Mit langer Motorhaube, kräftigen Proportionen und einer sanft abfallenden, coupéartigen Dachlinie ordnet Schreyer den Optima in der dynamischen Ecke ein.
Innen setzt sich das fort. Der Arbeitsplatz zeigt die für Fahrzeuge dieses Anspruchs (BMW-typische) Ausrichtung auf den Fahrer. Alles lässt sich gut ablesen, erreichen und bedienen. Die Sitze bieten den klassentypischen Komfort und einen angemessenen Seitenhalt. Das Ambiente wird geprägt von harmonischen Linien und guter Verarbeitung guter Materialien. Bei der Spirit-Version reicht das sogar bis zu Lederbespannung der Armaturentafel.
Das Fahrwerk erweist sich bei unseren ersten Ausritten an der Cote d’Azur als kurvenwillig und gleichzeitig langstreckentauglich. Die Sechs-Gang-Handschaltung bereitet keine Mühe; die Lenkung arbeitet präzise und recht direkt, wenn sie erst einmal aus der Mittellage bewegt wurde. Früher zeigte sich beim Handling oft, dass Kia-Modelle nicht für den anspruchsvollen europäischen Fahrer abgestimmt wurden. Diese Phase ist eindeutig überwunden. Der Optima muss sich vor keinem Europäer verstecken, auch und gerade nicht bei den Fahrgeräuschen, wenn da nicht der Motor wäre.
Der Kia Optima startet in den deutschen Markt mit einem 1,7-Liter-Diesel mit 100 kW / 136 PS und einem maximalen Drehmoment von 325 Newtonmetern zwischen 2000 und 2500 Umdrehungen pro Minute. Von einer Anfahrschwäche ist nichts zu spüren. Aber ein Kraftprotz ist der Motor angesichts des Leergewichts von rund 1,6 Tonnen nicht. Doch immerhin beschleunigt er mit der Handschaltung in 10,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und schafft so gerade eben die 200-km/h-Marke.
Der Verbrauch liegt mit der, angesichts der sonst kompletten Ausstattung, erstaunlicherweise aufpreispflichtigen Start-Stopp-Automatik im Schnitt (nach EU-Norm) bei 4,9 Liter auf 100 km, ohne Start-Stopp bei 5,1 Liter und mit Automatik bei sechs Litern. Für die Automatik gibt es übrigens keine Start-Stopp-Automatik. Die soll der Modellpflege vorbehalten bleiben. Aber bis zur Markteinführung im April 2012 bleibt dem deutschen Management ja noch Zeit, die Entscheidungen zur Start-Stopp-Automatik zu überdenken.
Im April wird ein Zwei-Liter-Benziner mit 170 PS dazukommen. Für den Oktober ist eine Hybrid-Version geplant. In den USA wird der Optima sogar mit einem 260-PS-Turbomotor angeboten. (ampnet/Sm)
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