In diesem starken Blechkleid mit einem typischen, auf Breite angelegten Kia-Gesichts rollt unser Optima mit einem Vierzylinder-Diesel von 100 kW / 136 PS vergleichsweise bescheiden motorisiert, aber auf schicken 18-Zoll-Rädern über die Straßen, jedermann demonstrierend, dass er eigentlich ein Kraftpaket ist. Die Fahrleistungen sind dabei so schlecht nicht. Er beschleunigt in gut zehn Sekunden von 0 auf 100 km/h und übertrifft in der Spitze die 200 km/h-Marke. Eigentlich sollte man auch angesichts des Durchschnittsverbrauchs (nach EU-Norm) von 5,1 Litern auf 100 km/h und des Praxis-Verbrauchs von sechs bis sieben Litern mit dem zufrieden sein, was der Optima bietet. Aber sein Design regt die Phantasie an und macht Lust auf mehr.
Das gilt auch für den Innenraum. Vier bis fünf Passagiere finden hier den Platz, den man in der gehobenen Mittelklasse (D-Segment) erwartet. Das Ambiente unserer „Spirit“-Ausstattung zum Basispreis von 30 090 Euro passt ebenfalls in diese Klasse. Darunter gibt es noch die Versionen „Attract“ (26 990 Euro) und „Edition 7“ (29 790 Euro). Typischerweise sind die Ausstattungspakete umfangreich, die Aufpreisliste kurz. Der „Spirit“ bietet zum Beispiel außer den 18-Zoll-Rädern, ein Start-Stopp-System, einen Spurhalteassistenten, Alu-Sportpedale, Teilledersitze, ein Premium-Soundsystem, ein Karten-Navigationssystem, eine Rückfahrkamera und zahlreiche Details zur Aufwertung des Ambientes.
Das darf man als gelungen bezeichnen. Der Fahrerarbeitsplatz richtet sich nach Art der Münchner und der Ingolstädter auf den Fahrer aus. Alles ist gut ablesbar und gut erreichbar. Das Holz-Leder-Lenkrad mit Funktionstasten ist unten flacher abgerundet als oben und lässt sich in einem weiten Bereich einstellen. Zu dem Instrumenten-Block im Blickfeld des Fahrers gehört auch ein kleiner farbiger Bildschirm für die Angaben des Bordcomputers zwischen den beiden großen analogen Rundinstrumenten. Das normal große Display für Navigation und Infotainment fügt sich auf derselben Höhe wie die Rundinstrumente in die abschwingende Linie der Armaturenabdeckung ein.
Die große Zahl der Ablagen und Cupholder qualifiziert den Optima als Reisefahrzeug für die ganze Familie. Dazu passt der Kofferraum, der 505 Liter Stauraum anbietet. Wegen des Stummelhecks kann er allerdings nur über eine recht kleine Klappe beladen werden. Dafür darf der Optima immerhin rund 500 Kilogramm Zuladung bewegen. Die hintere Sitzbank lässt sich im Verhältnis 60:40 teilen, so dass mehr Ladevolumen entsteht.
Die Sitze sind bequem und geben gerade so viel Seitenhalt, wie man es bei Limousinen erwartet. Wird der Motor gestoppt, fährt der Fahrersitz automatisch nach hinten. Der Schalthebel des Sechs-Gang-Getriebes liegt griffgünstig. Er lässt sich glatt durch die sieben Gassen führen. Die Lenkung ist recht direkt ausgelegt. Dank des langen Radstands überwiegt beim Fahren eher der Eindruck von Komfort, wenn auch auf einem straff-europäischen Niveau. Die Fahrgeräusche bleiben erfreulich niedrig. 160 km/h stellt sich als angenehme Reisegeschwindigkeit heraus. Erst darüber wird es spürbar lauter für die Passagiere.
Unser Optima hatte eine besonders nette Art, uns bei Fahrtantritt zu begrüßen. Drückte man den Startknopf des Keyless-Go-Systems, winkte uns der Scheibenwischer einmal zu. Manchmal umarmte uns der Optima auch. Wenn der Fahrer vor uns ein kleiner war, schob die Memoryschaltung uns beim Neustart fest ans Lenkrad. Das sind angesichts des Gegenwerts, den der Optima-Käufer für sein Geld erhält, lässliche Sünden. Der Kia Optima erweist sich mit erstaunlich kleinen Einschränkungen als ein komfortabler und sparsamer Reisewagen, der sich mit Form, Inhalt und Funktion nicht verstecken muss.
Wem diese Argumente noch nicht reichen, der sollte auch einen Blick auf die Garantiebedingungen von Kia werfen. Der koreanische Hersteller übernimmt eine vollwertige Herstellergarantie für sieben Jahr oder 150 000 Kilometer Laufleistung. (ampnet/Sm)
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