Auch beim Rio hat Chefdesigner Peter Schreyer ganze Arbeit geleistet. Der schmale, Kia-typische Kühlergrill und die weit nach hinten gezogenen großen Frontscheinwerfer verleihen dem Kleinwagen in Verbindung mit dem großen Lufteinlass unten und den ebenfalls nicht gerade kleinen Einfassungen für die Nebelscheinwerfer eine sehr sportliche Note. Sie setzt sich in der keilförmig ansteigenden und um die C-Säule herumreichenden Schulterlinie fort. Das schmale Heckfenster und der große „Diffusor“-Ausschnitt verleihen dem Fünftürer in der Rückansicht einen coupéhaften Charakter. Nachteil der schnittigen Silhouette: Die Sicht nach hinten ist stark eingeschränkt, und auch die Mitfahrer im Fond finden nur schmale Fenster vor.
Der neue Stil spiegelt sich auch in der Innenraumgestaltung wider. Zwar verzichtet Kia noch auf unterschäumte Oberflächen, aber der harte Kunststoff wirkt durch seine Struktur gefällig. Die in der Mittelkonsole platzierten vier Wippschalter für Klimaanlage, Lüftung und Heckscheibenheizung gehören zu den schönsten auf dem Markt überhaupt – wir wünschten uns noch mehr davon.
Die Lenkung mit ihrer starken Rückstellungsneigung und der etwas schwammigen Mittellage erfordert häufig kleine Korrektureingriffe. Der immerhin 109 PS starke 1,4-Liter-Motor wirkt leider ein wenig zugeknöpft, weil in der oberen Hälfte des Sechs-Gang-Getriebes die Übersetzung recht lang ausfällt. Selbst der kleinere Picanto beschleunigt mit dem schwächeren 1,2-Liter-Motor noch einen Hauch schneller von null auf 100 km/h. Wer mit dem Rio flott vorwärts kommen will, muss sich oberhalb von 3000 Umdrehungen tummeln. Das hat seinen Preis: Wir lagen mehr als 40 Prozent über dem Normdurchschnittsverbrauch. Dafür macht die Schaltarbeit aber Spaß, denn die Wege sind relativ kurz und die Gangwechsel erfolgen präzise. Umgekehrt erlaubt die leichte Müdigkeit des Antriebs auch sehr niedertouriges Fahren. Der letzte Gang darf bereits unterhalb der Ortsgeschwindigkeit eingelegt werden.
Das Fahrwerk ist beinahe narrensicher. Der Rio zeichnet sich durch hohe Kurvenstabilität aus und verleitet daher auch zu etwas forscherer Gangart. Sollte das Heck doch einmal zu schwimmen anfangen, greift das ESP sanft und meist unbemerkt ein. Gelungen ist Kia auch die Abstimmung der Federung. Hier schufen die Ingenieure einen sehr guten Kompromiss mit einem hohen, aber eben nicht zu weichen Komfortanteil. So eignet sich der Rio durchaus auch für die Strecke, zumal das Platzangebot auch hinten in Ordnung geht.
Den Fondpassagieren bietet der Rio ausreichend Beinfreiheit und vor allem nicht zu kurze Sitze. Auch mit innerer Höhe geizt der Kleinwagen hinten nicht. Allerdings schränkt die Dachwölbung die seitliche Kopffreiheit auf den beiden äußeren Plätzen ein wenig ein. Bei der Kofferraumvariabilität beschränkt sich Kia auf geteilt umklappbare Rückenlehnen. Es entsteht dafür aber auch eine nur gering ansteigende Fläche.
Die von uns gefahrene mittlere Ausstattung Edition 7 für knapp unter 15 000 Euro bietet unter anderem 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaanlage, elektrisch beheizbare Außenspiegel und eine Nachfüllanzeige für das Wischwasser – und wie alle Kia natürlich sieben Jahre Garantie. Der Klassenprimus aus Wolfsburg kostet in annähend gleich starker Motorisierung über 2600 Euro mehr. (ampnet/jri)
Daten Kia Rio 1.4 Edition 7
Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,72 x 1,46 Motor: Vierzylinder, Benziner, 1396 ccm Leistung: 80 kW / 109 PS bei 6300 U/min Max. Drehmoment: 137 Nm bei 4200 U/min Verbrauch (nach EU-Norm): 5,5 Liter CO2-Emissionen: 128 g/km (Euro 5) Höchstgeschwindigkeit: 183 km/h Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,5 Sek. Leergewicht / Zuladung: min. 1141 kg / max. 459 kg Kofferraumvolumen: 288 - 923 Liter Max. Anhängelast: 1050 kg Reifen: 195/55 R16 87 H Preis: 14 960 Euro
|