Das Auto war der Inbegriff des zeitgenössischen Sportwagens. Showgrößen und Topsportler buhlten darum, sich im Glanz des revolutionär neuen Jaguar E-TYPE sonnen zu dürfen. Zu den prominenten E-Type-Besitzern zählten unter anderen der Fußballer George Best, die Leinwand-Größen Brigitte Bardot, Tony Curtis und Steve McQueen sowie der surrealistische Maler Salvador Dalì. Für die Swinging Sixties stand der E-TYPE ebenso als Symbol wie die Beatles oder der Mini-Rock.
Der schnell zur Design-Ikone reifende E-TYPE verströmte eine unwiderstehliche Aura aus Kraft, Eleganz und Sinnlichkeit. Die extrem lange Motorhaube mit den unter Plexiglasabdeckungen sitzenden Scheinwerfern, die beim Service nach vorn klappende Haube und das revolutionäre „Fastback“ mit seitlich angeschlagener Hecktür setzten ebenso wie die keck nach oben gebogenen Auspuffendstücke neue Trends.
Für das atemberaubende Design des Jaguar E-TYPE war mit Malcolm Sayer ein Luftfahrtingenieur verantwortlich, der seine aerodynamische Expertise schon bei den Le-Mans-Siegerwagen C- und D-TYPE hatte einfließen lassen. Radikal neu war zum Beispiel die von Sayer erdachte hintere Einzelradaufhängung – mit je einem Längslenker und zwei Federbeinpaketen pro Seite sowie als obere Querlenker fungierenden Antriebswellen. Der unter einer endlos langen Motorhaube installierte Sechszylinder holte aus 3,8 Liter Hubraum 265 PS bei 5.500/min. Gefüttert wurde er von drei Vergasern, ein Vierganggetriebe leitete die Kraft auf die Hinterachse.
Mit einer vom Werk angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h verdiente sich der E-TYPE wie zuvor der XK120/150 das Prädikat „schnellster Serienwagen der Welt“. Im Oktober 1964 ersetzte Jaguar den 3,8-Liter-Motor durch den 4,2 Liter aus der neuen Limousine Mark X. Das maximale Drehmoment stieg von 348 auf 380 Newtonmeter. Die Motorleistung blieb identisch. Exportmodelle wurden erstmals mit einer Klimaanlage bestückt, und für den Roadster gab es ein abnehmbares Hardtop.
Im Frühjahr 1966 erschien vor allem auf Wunsch der amerikanischen E-TYPE-Klientel der E-TYPE 2+2. Ein um fünf Zentimeter verlängertes Coupé mit um 23 Zentimeter gestrecktem Radstand, 3,8 Zentimeter höherem Dach und zwei Notsitzen im Fond. Leider brachte der E-TYPE für die Klein-Familie nun 100 Kilo mehr auf die Waage, was zulasten der erreichbaren Höchstgeschwindigkeit und der Sprintqualitäten ging.
Nach dem Debüt der Serie II des E-TYPE im Oktober 1968 startete im März 1971 der ultimative Jaguar E-TYPE, die ausschließlich mit einem neu entwickelten 5,3 Liter-V12 ausgestattete Serie III. Mit 276 PS und einem Drehmomentgipfel von 408 Nm stand diese Katze bestens im Futter. Dank einer Voll-Aluminium-Bauweise wog das von Harry Mundy und Walter Hassen, dem „Vater“ des Coventry Climax-Formel-1-Motors, konstruierte Kraftwerk nur 36 Kilo mehr als der frühere Sechszylinder.
Der verchromte Kühlergrill mit sechs horizontalen und vier vertikalen Streben verlieh dem Serie III E-TYPE optisch einen Hauch Ferrari. Am Heck ließen vier Auspufftatzen den Zwölfzylinder erahnen; nur die US-Version musste sich mit zwei Endrohren begnügen. Das Gros, gut 49.000 Einheiten, fand den Weg in die Vereinigten Staaten. Noch heute sind weltweit über 30.000 E-TYPE zugelassen.
Bei Auktionen erzielen E-TYPE Roadster der ersten Serie und Cabrios mit V12-Power die höchsten Preise, am günstigsten sind 2+2-Coupés der Serien II und III. Als Faustregel gilt zudem: Roadster sind um die Hälfte teurer als Coupés, und ein E-TYPE mit abgedeckten Scheinwerfern genießt in jedem Fall mehr Ehrfurcht als einer mit freistehenden. (Auto-Reporter.NET/wr)
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