Zum Beweis der neuen Sparsamkeit beim Verbrauch auch bei Luxuslimousinen ließ Jaguar einen XF 2,2 D mit 64 Litern Kraftstoff an Bord im Jaguar-Werk Castle Bromwich zum Flughafen München, in eine Höhle der Premium-Löwen starten. Nach 1313 Kilometern mit einem Schnitt von 80 km/h erreichte der XF den Flughafen. Sein Durchschnittsverbrauch auf der Strecke lag also bei fünf Litern auf 100 km.
Die technischen Unterlagen bescheinigen dem kleinen der Jaguar-Diesel einen Durchschnittsverbrauch von 5,4 Litern, was einer Kohlendioxidemission von 149 Gramm je Kilometer entspricht. Bei unserer Tour auf Autobahnen und kurvenreichen Bergstraßen an den Tegernsee brauchten wir 6,9 Liter auf 100 km.
Verbrauch kann einen Jaguar allerdings nicht allein zum Erfolg führen. Die Leistung muss ebenfalls stimmen. Der 2,2-Liter-Diesel, dessen Grundmotor vom französischen PSA-Konzern stammt und auch schon in Land Rover-Modellen arbeitet, wird beim XF erstmals längs eingebaut. Das gab den Ingenieuren eine passende Gelegenheit, sich mit seinen Feinheiten bei innerer Reibung und bei der Geräuschentwicklung zu befassen – beides offenbar mit Erfolg, wie unsere Testtour zeigte.
Seine Höchstleistung von 140 kW / 190 PS entwickelt der direkteinspritzende Turbomotor bei 3500 Umdrehungen pro Minute (U/min), sein maximales Drehmoment von 450 Nm in einem schmalen Band ab 2000 U/min. Mehr Breite braucht es nicht, weil die Acht-Gang-Automatik von ZF genügend Spreizung anbietet und schon deswegen immer ausreichend Vortrieb zur Verfügung steht, weil das Getriebe beim Schalten auch Gänge überspringen kann. Wer mag, kann der Automatik auch mit den Schaltpaddles am dreispeichigen Multifunktionslenkrad nachhelfen.
In dieser Kombination von Motor und Getriebe kommt zu keiner Zeit der Eindruck auf, dieser Jaguar könne etwa untermotorisiert sein. Mehr als die Werte – 8,0 Sekunden für 0 auf 100 km/; Höchstgeschwindigkeit 225 km/h – vermitteln der spürbar kraftvolle Antritt, das gleichmäßige Hochdrehen mit erstaunlich niedriger und gar nicht an einen Diesel erinnernden Geräuschkulisse das Gefühl, ein Kraftpaket zu beherrschen. Zusammen mit der direkten, präzisen Lenkung und dem Fahrwerk mit seiner straffen und dennoch komfortablen Arbeitsweise und dem Hinterradantrieb bietet der kleine Diesel bereits das agile Fahren, wie man es von einem Luxus-Sportler erwartet.
Schön, auch beim XF geht noch viel mehr, mit den Drei-Liter-Dieseln und den Fünf-Liter-Achtzylindern. Aber mit dem Vier-Zylinder-Diesel kann sich Jaguar einen Markt erschließen, der ihm mit den Sechs- und Achtzylindern bisher verschlossen war. Selbst im Flottengeschäft kann man sich diesen XF nun vorstellen, wenigstens bei kleinen Flotten.
Jedermann weiß, wie sehr die Flottenmanager auf Qualität achten. Bei den aktuellen Jaguar-Modellen werden sie überrascht sein, wie groß der Unterschied zwischen dem alten Jaguar-Image in Sachen Qualität und den neuen Modellen heute ausfällt, nicht nur bei den Materialien, sondern auch bei der Verarbeitung.
Auch der 2.2-Liter-XF bekommt für den Modelljahrgang 2012, der ab September nach Deutschland kommt, die komplette Modellpflege für das Modelljahr 2012 mit. Sein Äußeres nähert sich eher dem des Flaggschiffs XJ an. Der niedrigere Grill, die gegliederte Motorhaube, die tiefer heruntergezogene Frontpartie mit größeren Lufteinlässen und die geschwungenen neuen Scheinwerfern verpassen dem XF nun ein aggressiveres Gesicht. Innen setzt sich der Feinschliff mit vielen kleinen Änderungen Arbeit am Design und an der Ausstattung erkennbar fort. Bei den Spitzenversionen mit dem hohen Anteil an gut gestaltetem und gut verarbeitetem Leder entsteht eine Atmosphäre, die an die alte englische Art erinnert, handwerkliche Meisterschaft zu zeigen. (ampnet/Sm)
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