Zur Zeit erlebt der stärkste Jaguar der Unternehmengeschichte seine Abschiedstour, auf der er zeigen soll, was die Fans versäumen und was Jaguar heute alles kann.
Die kurzen, intensiven Bekanntschaften von Journalisten mit den Prototypen des Jaguar C-X75 geben dem britischen Unternehmen mit dem indischen Besitzer und dem deutschen Management die Chance, kurz vor der IAA den Wettbewerbern BMW mit dem i8 und Porsche mit dem 918 Spyder die neue Stärke der Briten zu demonstrieren.
Das Lastenheft verlangte von den Entwicklern für den Jaguar Supersportler so viel Kraft wie ein Bugatti Veyron und so wenig Verbrauch wie ein Toyota Prius. Wie bei den Wettbewerbern aus Bayern und Baden-Württemberg war damit klar: ein Hybridantrieb muss her. Dabei übernimmt ein Vierzylinder mit einer Kombination aus Turbolader und Kompressor den konventionellen Teil des Antriebs, der so konventionell nun auch nicht sein kann, weil er aus 1,6 Liter Hubraum 374 kW / 509 PS entwickelt. Mit 318 PS pro Liter gehört er in die Leistungsklasse von Formel 1-Motoren. Er klingt im C-X75 allerdings weniger hysterisch, sondern satt nach größerem Hubraum.
Der elektrische Anteil des Hybridantriebs besteht aus jeweils einem nur 76 Millimeter breiten Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse mit jeweils 150 kW / 204 PS. Maximal bringen es die drei Motoren auf eine Systemleistung von 634 kW / 862 PS. In weniger als sechs Sekunden erreicht der C-X75 die 160-km/h-Marke. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt oberhalb 350 km/h.
Die Elektromotoren übernehmen bei dieser Jaguar-Version des Hybridantriebs auch die Aufgabe des Anlassers, der Lichtmaschine und des Rückwärtsgangs. Da sie bis 7000 Umdrehungen pro Minute hochdrehen, müssen sie nicht gekuppelt werden, sondern drehen von Tempo null bis zur Höchstgeschwindigkeit voll ein.
Der C-X75 startet immer nur elektrisch, wohl wegen des guten Anzugs der Elektromotoren ab Drehzahl null und vielleicht auch aus Rücksicht vor den Nachbarn. Mit einer Leistung von 300 kW erlaubt die Batterie eine rein elektrische Reichweite von 60 Kilometern. Der Verbrauch vom im Schnitt nach EU-Norm 3,8 Litern auf 100 km und die Kohlendioxidemssionen von weniger als 89 Gramm pro Kilometer zeigen, dass die beiden Punkte aus dem Lastenheft abgearbeitet wurden.
Die Ingenieure aus dem Formel 1-Team von Williams widmeten dem Heck besondere Aufmerksamkeit, um dem Wagen an der Hinterachse einen möglichst großen Abtrieb mitzugeben. Der Diffusor reicht bis weit unter das Heck. Zusammen mit dem verstellbaren Spoiler generieren beide Aerodynamikelemente einen Abtrieb von 200 Kilogramm.
Das Design lässt keinen Zweifel an der Bestimmung dieses Autos als Supersportler. Wohl kommen Zweifel auf, wenn die Hauben vorn und hinten die Technik freigeben, drängen sich zwei Eindrücke:Unglaublich, wieviel Technik heute in einem solchen Hochleistungsauto steckt. Selbst die Batterie wird im Bogen unten um den Motor herum gepackt. Der zweite Eindruck: Die Hauben gehen nie wieder zu.
Natürlich passt alles unter die Haube, trotz der vielen Messsonden und Extrakabel, wie sie für Prototypen normal sind. Wirklich schade, dass dieser Jaguar sein Protptypenstadium nicht überstanden hat. Aber das hat der C-X75 mit vielen revolutionären Neuentwicklungen der Automobilgeschichte gemein. Dieser Jaguar hat seinen Auftrag als Technologieträger erfüllt, die Mannschaft motiviert und die Marke poliert. (ampnet/Sm)
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