Montag, 27. April 2015 Jaguar XE: Platz da!
Jaguar XE S. Foto:Auto-Medienportal.Net/Jaguar
Ihren Mut haben die Briten schon in der Vergangenheit bewiesen. Aber nun wollen sie es richtig wissen und begeben sich in den direkten Wettbewerb zu drei deutschen Premium-Limousinen mit Sport-Ambitionen: Der Jaguar XE hat ganz klar den 3er BMW, den 4er Audi und die C-Klasse von Mercedes Benz im Visier. Wie sehr Jaguar an seinen Erfolg glaubt, zeigt die Preisgestaltung: ein bisschen unter Daimler, auf der Höhe von BMW und leicht über Audi. Einen Jaguar kauft man eben nicht, weil er billiger ist, sondern anders. Platz da, ihr deutschen Platzhirsche! Schon die Karosserieform lässt keinen Zweifel an den Ambitionen des ersten kompakten Jaguars der neuen Zeitrechnung. Chefdesigner Ian Callum und sein Team haben eine Menge vom Supersportler Jaguar F-Type mit hineingemischt: die breite Brust, die lange Motorhaube und den Powerdome, die lange Schnauze und das weit hinten sitzendem Greenhouse auf breiten Schultern.
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Als Schnellster sucht der Jaguar XE S mit einem Sechs-Zylinder-Kompressormotor von 250 kW / 340 PS und einem maximalen Drehmoment von 450 Newtonmetern (Nm) und seinem Spurt von 0 auf 100 km/h in 5,1 Sekunden nach geeigneten Rivalen, das Ganze zum Basispreis von 54 600 Euro. Aber der XE kann auch ganz anders. Mit dem schwächeren der beiden Zwei-Liter-Dieselmotoren mit 120 kW / 163 PS braucht er zwar für den Standardsprint 8,4 Sekunden – auch eine respektable Zeit –, dafür liegt der Normverbrauch (NEFZ) im Schnitt nur bei 3,8 Litern auf 100 km und die Kohlendioxidemission entsprechend bei 99 Gramm pro Kilometer. Mit der Sechs-Gang-Handschaltung kostet dieses Exemplar des Junior-Jaguar ab 36 500 Euro. Nur diesen Diesel und dessen stärkeren Bruder mit 132 kW / 180 PS kann man auch mit Handschalter bestellen. Für alle anderen Motoren ist eine Acht-Gang-Automatik Standard. Die anderen Motoren, das sind neben dem schon bewunderten Sechszylinder, zwei Turbo-Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum und in zwei Leistungsstufen: 147 kW / 200 PS und 280 Nm sowie 177 kW / 240 PS und 340 Nm. Die Normverbrauchswerte beider Benziner gibt Jaguar mit 7,5 Litern an, die beiden stärkeren Diesel verlangen im Schnitt nach 4,1 oder 4,2 Liter auf 100 km. Die Verbrauchswerte lassen aus zwei Gründen aufhorchen: Die Dieselmotoren sind eine Jaguar-Eigenentwicklung, die offenbar in puncto Verbrauch gelungen ist. Aber auch die Diesel profitieren vom Leichtbau-Wissen der Briten. 75 Prozent der Karosserie bestehen aus Aluminium – übrigens alles gewonnen im Recycling. Die Rohkarosse wiegt nur 251 Kilogramm, und der Einstiegs-XE kommt leer lediglich 1475 Kilogramm. Der Sechszylinder bringt es auf 1665 Kilogramm, die anderen rangieren so um die 1500 Kilogramm. Dazu kommt als offensichtlicher Vorteil auch eine gute Aerodynamik. Der Luftwiderstandsbeiwert liegt bei 0,26. Es liegt also nicht nur am jeweiligen Antriebsstrang, wenn sich der XE im Zusammenspiel mit Motor, Automatik und elektromechanischer Servolenkung so leichtfüßig bewegen lässt. Ein XE hat ein niedriges Kampfgewicht, ein Fahrwerk, das Verwandtschaft mit dem des F-Type zeigt und auch hinten mit Doppelquerlenkern gut gegenhält. Dieses Gefühl von der Leichtigkeit des Seins will sich beim Diesel nicht so recht einstellen, schon gar nicht beim handgeschalteten. Ist es das Gewicht auf der Vorderachse oder das Gefühl des Fahrers, der auf einmal zähere Kraftentfaltung und eine weniger feinfühlige Lenkung zu erleben glaubt? Aber dieser feine Unterschied wird Jaguars Diesel-Fans nicht erschüttern können. Wer auf einen Kombi warten will, wird enttäuscht werden. Dafür werden Freunde von sportlicher und dennoch luxuriöser Optik auf ihre Kosten kommen. Der Innenraum wirkt sehr hochwertig, besonders dann, wenn er farbig gestaltet ist. Jaguar bietet dafür ein paar ganz mutige Kombinationen. Über das griffige, kleine dicke Multifunktionslenkrad muss man nicht extra philosophieren. Es gehört in diesen Innenraum so wie das Drehrad für die Gangwahl der Automatik inzwischen zu Jaguar. Das gefällt alles, bis die schnell gefahrenen Kurven auf den spanischen Landstraßen einen schmerzhaft auf das Hartplastik an den Seiten des Mitteltunnels hinweisen. Auch die Innenraumverkleidungen unterhalb der Sichtlinie bestehen nicht eben aus wertigem Material. Dafür ist der XE bei den Assistenzsystemen ganz vorn dabei. Bei Jaguar hat man jetzt zum üblichen Kanon noch zwei Strophen hinzugefügt: ein Laser-Head-up-Display und die „All Surface Progress Control“ für alle Automatikfahrzeuge.
Wo es ihm fehlt? Die Hinterbänkler haben kein leichtes Leben. Der Ausschnitt der hinteren Türen ist recht klein und die Innenhöhe leider auch. Es wird genug Freunde des Autos geben, denen die schnelle, flache Dachlinie wichtiger ist. Wer solch einen Jaguar XE kauft, will sowieso nicht hinten sitzen. (ampnet/Sm)
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