Nun also noch eine Schippe drauf. Warum? Weil sie's können. Und weil es immer ein paar betuchte Kunden geben wird, die mehr wollen als der Nachbar vor der Garage hat. Künstliche Verknappung in Form einer limitierten Auflage zur Steigerung der Exklusivität soll es nach Auskunft der deutschen Jaguar-Dependance allerdings nicht geben. Man muss nur mindestens 138 400 Euro locker machen und bekommt ein Exemplar geliefert. Wer mit seinem Händler hart verhandelt, könnte vielleicht noch eine Jahreskarte für die Nordschleife herausschlagen, denn auf öffentlichen Straßen ist das Potenzial dieses Dampfhammers kaum auszukosten. Und schon gar nicht ist dort zu überprüfen, ob der Mehrpreis von 1248 Euro je Pferdestärke gegenüber dem Type R überhaupt gerechtfertigt ist. Zumindest bekommt man außer speziell designten 20-Zoll-Felgen noch einen Karbon-Spoiler für den Kofferraumdeckel sowie ein Sportfahrwerk mit aktiven Dämpfern. Die technischen Veränderungen an dem fünf Liter großen und von einem Kompressor beatmeten V8-Triebwerk haben außer 25 Pferdestärken mehr auch einen Zuwachs an Drehmoment gebracht. Es liegt mit 700 Newtonmetern nun auf dem Niveau großvolumiger Dieselmotoren, allerdings mit dem Unterschied, dass man beim F-Type SVR erst ab 3500 Kurbelwellen-Umdrehungen darüber verfügen kann. Der Sprintstärke tut dies keinen Abbruch: Mit 3,7 Sekunden von null auf 100 km/ht unterbietet der Neuling den vormaligen Bestwert des F-Type R um 0,4 Sekunden.
Der war auch schon kein Schnurrekätzchen mehr, fauchte vielmehr gern und oft, aber der Zug des SVR ist der Auftritt des ganz großen Katers. Der beißt ohne Warnung zu, vor allem, wenn die Gas-Kennlinie so sensibel eingestellt ist, dass bei einem Minimum überschüssigen Fußdrucks das Heck schon leicht zu tänzeln beginnt. Der Allradantrieb des SVR ist bewusst hecklastig ausgelegt, denn letztlich sind es genau diese Fluchtversuche der Hinterachse, die Sportwagenfahren so reizvoll und spannend machen. Das Übersteuern ist, sofern man das Glück hat, es im sicheren Terrain eines Rundkurses auszuprobieren, leicht korrigierbar, das Lenkrad meldet unmittelbar und punktgenau, so dass die vorwitzigen Ausflüchte des Hinterteils nicht irritieren, sondern als Motorsport-Folklore gern in die Inszenierung eingebaut werden. Die Motorkraft wird von der bekannten Acht-Gang-Quickshift-Automatik aus dem Hause ZF portioniert, und zwar so bedarfsgerecht und drehmomentkonform, dass die manuelle Übersetzungswahl mittels Schaltpaddel getrost vergessen werden kann. Nur wer den Ehrgeiz hat, die Kolbenfahrt hin und wieder in den Begrenzer zu jagen, wird mutwillig auf die Dienste des geschmeidig herauf- und notfalls über mehrere Stufen hinweg herunterschaltenden Getriebes verzichten.
Obwohl die Sportabgasanlage eine kaum zu überhörende Untermalung für jede Senkung des Gasfußes bietet, ist der Sound weder aufdringlich noch übertrieben. Was der Achtzylinder beim Kaltstart vielleicht zu kräftig faucht, bleibt er unterwegs an Aggressivität schuldig. Was alle Oktan-Junkies der Welt am V8-Getöse so lieben, das sonore Bollern, bleibt beim F-Type eher unterentwickelt. Seine Klangfarbe ist hell und kehlig, orientiert eher an Arien mediterranen Ursprungs als am bassigen Rhythm & Blues. Daran ändert auch die Betätigung des tastengesteuerten Klappenauspuffs nicht, der beim SVR als vierflutige Titan-Abgasanlage ausgeführt und serienmäßig ist.
Jaguar verweist gern auf seine Leichtbau-Kompetenz, die im Falle des SVR zu einer Reduzierung des Fahrzeuggewichts um weitere 50 Kilogramm gegenüber dem R-Type geführt hat.
Coupé und Cabriolet werden mit einem Durchschnittsverbrauch von 11,3 Litern je 100 Kilometern angegeben. Wer nicht völlig spaßbefreit unterwegs sein will, sollte mit 13 Litern aufwärts rechnen. Das außergewöhnliche Erlebnis von Längs- und Querbeschleunigung, das der F-Type SVR bietet, ist diesen Einsatz allemal wert. (ampnet/afb)
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