Montag, 18. April 2016 Jaguar F-Pace: Raubkatze fürs Gelände
Jaguar F-Pace. Foto:Hersteller
Jaguar hat sich einiges vorgenommen. Vor knapp einem halben Jahrhundert stand die britische Nobelmarke noch für gehobene Limousinen und Sportwagen, die vor allem eins waren: schön und schnell. Dann kam die Ära der Zwölfzylinder, das Image wandelte sich ins Exaltierte: Die zunehmend kapriziösen Autos wurden zur Alternative in der Spitzenklasse. Vor einem guten Jahrzehnt die Trendwende: Jaguar positionierte sich als sportliche, moderne und durchaus noch erschwingliche Premium-Marke neu – ganz im Sinne des klassischen Markenbildes. Derzeit konsequentester Ausdruck dieses neuen Ansatzes ist der F-Pace, der bereits ab 42 390 Euro angeboten werden soll. 90 Prozent der Kunden dieses SUV sollen von anderen Marken kommen, deutlich jünger sind sie ohnehin, und es sind mehr Frauen unter ihnen. Dennoch – vielleicht sogar gerade deshalb – strotzt der F-Pace vor anspruchsvollem Selbstbewusstsein.
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Die muskulöse Form des F-Pace übersetzt die aktuelle Jaguar-Designlinie gekonnt ins SUV-Segment, und sie hebt sich erfreulich klar von den Modellen der Schwestermarken Land Rover und Range Rover ab. Das Gesicht des F-Pace erinnert an die aktuellen Jaguar-Limousinen; die Scheinwerfer kommen sogar unverändert vom XF. Dafür bietet der F-Pace einen ungewöhnlich geräumigen Innenraum. Auch wenn die Vordersitze weit zurückgeschoben sind, bleibt hinten viel Platz für Großgewachsene. Und der Gepäckraum bietet mit 650 Litern Volumen ebenfalls Überdurchschnittliches. Insgesamt präsentiert sich das Interieur übrigens erstaunlich konventionell, was auch daran liegen mag, dass die Armaturentafel im Sinne einer konsequenten Gleichteilestrategie mit der Sportlimousine XE identisch ist. Hier wird weder futuristische Lounge-Atmosphäre noch traditionelle Handwerkskunst geboten; dafür liegen die Schalter dort, wo man sie vermutet. Gut gefallen hat uns die Betätigung der Automatik per Drehknopf, und die virtuelle Instrumentierung lässt sich auf reizvolle Weise modifizieren: Wenigstens hier verströmt das Interieur einen Hauch von Individualismus. Und die Ambiente-Beleuchtung mit nach oben gerichteten Lichtaustrittsflächen ist unübersehbar. Übrigens hat auch das Telematik- und Navigations-System erheblich profitiert. Es agiert jetzt extrem schnell, versagt aber in einem Punkt, der für manche Fahrer wichtig ist: Die Landkarte lässt sich nicht dauerhaft nordweisend fixieren. Jaguar will zum nächsten Modelljahr nachbessern. Unter der Alu-Fronthaube des F-Pace stecken je nach Variante ein 180 PS starker Vierzylinder-Turbodiesel, ein 300 PS starker Sechszylinder-Turbodiesel oder ein Dreiliter-Ottomotor mit Kompressor und 340 oder 380 PS. Der Vierzylinder-Diesel ist auch mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe und Hinterradantrieb lieferbar; bei den Sechszylindern sind Allradantrieb und eine Acht-Stufen-Automatik obligatorisch. Mit dem Vierzylinder-Diesel ist der F-Pace bereits ordentlich motorisiert, wenngleich die Akustik keine Rätsel über das Verbrennungsprinzip aufgibt. Er spurtet mit Automatik in 8,7 Sekunden auf 100 km/h und bringt es auf 208 km/h Spitze. Vollends gerecht wird diesem Jaguar jedoch erst der deutlich leisere Sechszylinder-Diesel, der auf einer mächtigen Drehmomentwolke schwebt und in praktisch jeder Lage Kraft im Überfluss bereitstellt: 0 auf 100 km/h in 6,2 Sekunden, 241 km/h Spitze. Wir würden ihn dem Sechszylinder-Ottomotor vorziehen, dessen Leistungsdaten den Top-Dieselmotor kaum übertreffen, der sich jedoch deutlich mehr Kraftstoff genehmigt. Die Akustik bietet wenig Trost: Während die Auspuffanlage bei den Limousinen und Sportwagen von Jaguar fröhlich trompetet, bleibt sie im F-Pace selbst in der 380-PS-Variante diskret im Hintergrund. Trotz seiner Aluminium-intensiven Konstruktion ist der F-Pace nicht unbedingt leichter als die Konkurrenzmodelle, wohl aber steifer. Und das macht sich bei der Kurvenhatz auf der Landstraße ebenso bemerkbar wie im Geländeeinsatz, wo der Jaguar trotz Verzichts auf ein Reduktionsgetriebe erstaunlich weit kommt. Mit seiner präzisen Lenkung wirkt der F-Pace besonders agil, und der Aufbau kommt auch bei groben Bodenwellen und auf anspruchsvollen Pisten nicht aus der Ruhe. Gleichzeitig ist dieser SUV auch auf längeren Strecken komfortabel – im Sinne angenehmer, keineswegs übertriebener Straffheit. Vom Hauch des Exotischen profitiert Jaguar noch immer. Inzwischen gilt allerdings, dass der Genuss ohne Reue bleiben dürfte: Im Kaufpreis sind alle Inspektionen für drei Jahre inbegriffen, und die Garantie – sie erstreckt sich über den gleichen Zeitraum – gilt ohne Kilometerbegrenzung. Die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge ist kontinuierlich besser geworden. Kein Wunder, dass die Briten ihre Produktionsplanung für den F-Pace bereits deutlich nach oben korrigieren mussten.
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