Dienstag, 27. März 2018 Vorstellung Jaguar XF Sportbrake
Jaguar XF Sportbrake. Foto: Auto-Medienportal.Net/Jaguar Land Rover
Das war eine wahre Geheimniskrämerei, die Jaguar da um die Kombiversion des XF gemacht hat. Aber klar: Das Geschäft mit den Geschäftskunden wollen sich die Briten nicht entgehen lassen und ein Kombi weckt Begehrlichkeiten, weil er als Dienstwagen vielerorts erlaubt ist und bei privater Nutzung manchen Vorteil bietet. Als feinster Wagen der Baureihe rollt der XF Sportbrake als 30d First Edition an. Er wird von einem V6-Biturbo-Diesel mit 221 kW / 300 PS angetrieben, der für fulminante Fahrleistungen sorgt. Der Preis des weitgehend komplett ausgestatteten Wagens liegt bei 75 970 Euro.
Aber wer glaubt, bei diesem Preis gehe nicht viel mehr, der irrt. Mit knapp 14 000 Euro für allerlei Extras, die das Leben schöner und leichter machen sollen, kratzt das Spitzenmodell der Jaguar-Kombis schon an der 90 000-Euro-Grenze. Dafür gibt es Premiumanspruch, feines Leder und reichlich Platz.
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Die Form folgt der Funktion, ein Kombi soll praktisch und als Jaguar auch besonders schön sein. Der XF Sportbrake leidet nicht unter den ästhetischen Ansprüchen und schafft den Spagat zwischen praktischem Nutzen und einer feinen Linienführung mit Bravour. Der markentypische Kühlergrill sorgt mit sportiver Prägung für ein gelungenes Entree. Auf 4,96 Meter streckt sich der Wagen dann in die Länge. Die Silhouette ist ebenso wie das optisch schnelle Heck wohlproportioniert, was nicht zuletzt am opulenten Dachspoiler liegt, der fast die Hälfte der flach liegenden Heckscheibe überspannt. Er stärkt nicht nur formal das Design, er sorgt auch für mehr Druck auf den Hinterläufen, wenn der stärkste XF-Kombi mit bis zu 250 km/h über die Bahn fegt.
Das Interieur findet den stilsicheren Weg zwischen sportlichem Ambiente und gediegener Eleganz. Viel Zierrat haben die Designer gerade der Spitzenversion spendiert. Chrom, Lack und Edelstahl blitzen um die Wette, die Verarbeitung offenbart durchgängig höchste Qualität. Bei der Bedienung jedoch gehört der Jaguar-Kombi nicht zur ersten Wahl. Allzu viele Funktionen müssen über den großen Monitor auf der Mittelkonsole angesteuert werden. Die Sitzheizung etwa lässt sich nur mit mehrfachen Berührungen der entsprechenden Schaltflächen der Menü-Positionen in Gang setzen. Wie bei zahlreichen anderen Funktionen ist das eher umständlich.
Auch die Eigenheit, dass der Drehsteller zur Kontrolle der serienmäßigen Acht-Stufen-Automatik nach dem Druck auf den Startknopf mit unnachahmlicher Eleganz sanft und langsam aus der Versenkung auftaucht, verwirrt den eiligen Neuling am Lenkrad. Ein Schnellstart ist daher nicht möglich, wohl deshalb hat sich James Bond im Dienste ihrer Majestät bei seinen Abenteuern nie in einen Jaguar gesetzt, sondern ist lieber Aston Martin gefahren.
Die erwünschten Kombieigenschaften beherrscht der XF Sportbrake dagegen mühelos. Der Kofferraum fasst wenigstens 565 Liter. Wer die Rückenlehnen der dreigeteilten Sitzanlage im Fond umklappt, steigert das Transportvolumen auf stattliche 1700 Liter. Am Gewicht sollte die maximale Zuladung nicht scheitern, 575 Kilogramm liegen zwischen dem unbeladenen Kombi und seinem höchstzulässigen Gesamtgewicht.
Eine ebene Ladefläche erreicht Jaguar durch einen Trick. Den Absatz zwischen Kofferraumboden und der etwas höher liegenden Rückbank haben die Innenraumgestalter durch eine Schrägstellung der Fläche überbrückt. Hierdurch geht nur wenig Stauraum verloren, schwere Koffer und Kästen lassen sich jedoch mühelos weit ins Gepäckabteil hineinschieben.
Der XF Sportbrake taugt außerdem als Zugwagen. 2000 Kilogramm darf die Version mit dem stärksten Diesel auf den Haken nehmen, die serienmäßige Luftfederung mit Niveauregulierung verhindert, dass er im Gespannbetrieb in die Knie geht. Bei Solofahrten bleibt die Federung unterdessen trotz unterschiedlicher Justierungsmöglichkeiten eher sportlich straff. Sanft wie einst gleitet der Jaguar nicht über schlechte Fahrbahnbeläge, ist bei Unebenheiten vielmehr gerne mitteilsam, was jedoch keine Voraussetzung für agiles Fahrverhalten darstellt.
Kraftvoll gibt sich der Selbstzünder nicht nur akustisch, er hilft dem fahrbereit fast zwei Tonnen schweren Kombi ordentlich auf die Sprünge. Hinterrradgetrieben gerät er auf nassen Straßen früh an seine Traktionsgrenze, immerhin 700 Newtonmeter Drehmomentspitze müssen von den Regelsystemen gebändigt werden. Angenehm entfalten sich die 700 beim kurzen Zwischenspurt, etwa beim Überholen auf der Landstraße oder dem Einfädeln auf die Autobahn.
Sein Höchsttempo erreicht der XF Sportbrake nach kurzem Anlauf, bei Reisegeschwindigkeiten um 160 km/h muss die Maschine ihre Muskeln nur sehr verhalten spielen lassen, was sich im Treibstoffverbrauch nur geringfügig widerspiegelt. Der Normwert von 5,9 Liter auf 100 Kilometer bleibt sehr theoretisch, in der Realität ist der Jaguar-Kombi mit acht bis zehn Litern Diesel unterwegs. (ampnet/mk)
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