Wir fuhren jetzt den Jaguar E-Pace mit dem Zwei-Liter-Vierzylinder-Benziner der Ingenium-Reihe mit 330 PS, der leider nicht für den genannten Preis zu haben ist. Ab 55 850 Euro kostet das Exemplar in der gehobenen Ausstattung R-Dynamic, mit dem wir jetzt einen langen Ausflug über die Landstraßen der Provence unternahmen. Kurze Überhänge und das typische Ian-Cullum-Design aller Jaguar-Modelle kennzeichnet E- wie F-Pace, wobei der E-Pace ein wenig zierlicher wirkt. Der eigentliche Unterschied im Charakter offenbart sich aber erst im Innenraum.
Cullums Mannschaft ist es gelungen, den Geist der Gestaltung des Super-Sportwagens Jaguar F-Type in ein SUV zu übertragen. Beim F-Pace herrscht im Innenraum dagegen eher gediegene Ruhe. Die Gestalter haben sich hier offenbar darauf konzentriert, die Größe zu illustrieren. Auch die Maße der Rundinstrumente im Blickfeld ist so gewählt, dass sie eher zu klein als dominant wirken. So wirkt das Ambiente trotz edler Materialien bei den komfortablen Sitzmöbeln schlichter als man es in dieser Preisklasse erwartet.
Beim E-Type dagegen wird eine Umgebung inszeniert, die sich auf den Fahrer konzentriert. Besonders bei den Innenraumvarianten mit Sichtnähten in Kontrastfarben wird jedem Insassen klar, dass er dem Fahrer nicht ins Gehege kommen soll. Ein Rahmen umfasst die Armaturentafel und die Mittelkonsole. Sensible Beifahrer könnten sich davon ausgegrenzt fühlen. Denn auf der rechten Seite geht es schlichter zu als links; die Musik spielt beim Fahrer. Dem Beifahrer bleibt die spektakulär schräg stehende Strebe am rechten Rand der Mittelkonsole, die auch dem F-Type eigen ist. Er hat die Wahl, die Strebe als Teil eines Zaunes oder als Haltegriff zu begreifen.
Wie auch immer – der E-Type kommt jünger und sportlicher daher und bietet dabei reichlich Platz für maximal fünf Personen. Deren Sitzposition ist nicht so erhöht, wie bei SUV üblich. Jaguar umschreibt das mit „Sports Comand”. Wie generös das Raumangebot ausfällt, zeigen zwei Werte: Beinfreiheit von 892 Millimeter auf der Rückbank und ein Kofferraumvolumen von 557 bis 1234 Liter.
Bis auf eine Einstiegsversion mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb stützt sich der E-Pace auf einen Antriebsstrang mit Allradantrieb und eine Neun-Stufen-Automatik von ZF. Serienmäßig in den beiden Top-Motorisierungen installiert ist „Active Driveline“, ein Allrad-System, das mit zwei elektronisch gesteuerten Lamellenkupplungen für Traktion mit Heckantriebscharakter sorgt, das aber auch auf den sparsameren Frontantrieb umschaltet, wenn die Straße und die abgerufene Beschleunigung das zulässt.
Die Vierzylinder Ingenium-Motoren decken ein Leistungsspektrum zwischen 118 kW / 150 PS und den 221 kW / 300 PS unseres Exemplars ab. Der beschleunigt den E-Pace in 6,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h – ein beeindruckender Wert in SUV-Kreisen. Doch nimmt der Antriebsstrang mit neun Automatik-Gängen dem Motor den giftigen Vortrieb, den er im Jaguar F-Type P300 an den Tag legt. Auch bei der Geräuschentwicklung bleibt er auf der seriösen Seite.
Zu den Highlights des bei Magna Steyr in Graz gebauten Modells zählen ein mit LED hinterleuchtetes TFT-Head up-Display, optionale Matrix-Scheinwerfer, ein Fußgänger-Airbag, eine Gestensteuerung für die Heckklappe und die elektrische Sonnenblende.
Die Fahrdynamikregelung eröffnet dem Fahrer individuelle Einstellungen für die Kennfelder des Motors, des Automatikgetriebes, der Lenkung und – wo zusätzlich vorhanden – der variablen Dämpferverstellung Adaptive Dynamics.
Unser Exemplar mit dem R-Dynamic-Paket betonte das mit stärker ausgeformten Sportsitzen mit rutschfesten „Sportmesh“-Bezügen und einen Dachhimmel in Ebony. Aluminium-Türschweller mit R-Dynamic-Signatur und eine polierte Edelstahlpedalerie sowie Schaltwippen am mit weichem Leder bezogenen Lenkrad unterstreichen das: Das kleinere der beiden SUV von Jaguar hat offensichtlich mehr von den Sports-Genen der Marke mitbekommen.
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