Selten wie ein Diamant im heimischen Bach sind die Infiniti-Modelle zurzeit noch in Deutschland, und in diesem Jahr sollen nur rund 1000 Fahrzeuge dieser Luxusmarke dazukommen. Wer das Besondere sucht, hat also mit einem Infiniti noch auf geraume Zeit einen Solitär in der Hand, in unserem Fall sogar einen mit Hybridantrieb.
Von Diamanten weiß man, dass ihr Schliff Einfluss auf den Preis hat. Das ist beim Infiniti nicht anders. Da wir auf das Äußere gesteigerten Wert gelegt, allerdings auf eines ohne die Kanten eines Diamanten. Ein Infiniti ist groß, steht voluminös auf der Straße, am besten auf großen Rädern und dennoch wirkt er nicht gewaltig. Sanfte Rundungen nehmen seiner Karosserie dort die Schärfe, wo andere mit Kanten und Sicken Dynamik ins Blech prägen. Er macht schon was her, aber er drängt sich nicht auf.
Innen gibt unser Infiniti dann seine Zurückhaltung auf. Hier bekommen die sanften Rundungen auf einmal sogar fast barocke Züge. Den M35h gibt es nur in der GT-Version, was den Augen Kontakt mit blanken Holzzierteilen beschert. Die mit großen Radien gestaltete Armaturentafel, die ebenfalls opulente Mittelkonsole und der Mitteltunnel lassen viel Platz für solche Applikationen und viele Tasten und Drehknöpfe. Das Auge muss sich im Stau nicht auf den großen Bildschirm für Infotainment und Bordcomputer konzentrieren. Der Innenraum gibt ihm viele Gelegenheiten zu kurzen optischen Spaziergängen. Hier zeigt der Infiniti im Wortsinne seinen Preis.
Was man nicht sehen kann, spürt man, wenn man in die bequemen Sitze versinkt und das dicke Multifunktions-Lederlenkrad umfasst. Nur vom Hybridantrieb spürt man recht wenig, denn das Management sorgt für ruckfreie Übergänge, wenn der Sechs-Zylinder-Benziner die Arbeit vom Elektromotor übernimmt. Den Rest bügelt die Sieben-Gang-Automatik weg. Wer wissen will, welcher Motor nun gerade den Vortrieb übernimmt, hat besser die Anzeigen im Auge.
Beim 35h handelt es sich um einen Parallelhybrid, bei dem zwei Kupplungen den Elektromotor, Benzinmotor und Getriebe trennen. Das ermöglicht das so genannte Segeln, das Rollen des Fahrzeugs mit ausgekuppeltem Motor. Der Benziner ist also nur zugeschaltet, wenn seine Leistung gerbraucht wird.
Das Rollen, das Stehen ohne Drehzahlen, das elektrische Fahren bei niedrigen Geschwindigkeiten oder beim Gleiten – das alles spart. Der Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm) liegt beim M35h bei 7,0 Litern auf 100 Kilometer. Die Leistungsdaten hätten anderes erwarten lassen. So bringt es der Benziner mit 3498 ccm Hubraum auf 225 kW / 306 PS, der Elektromotor auf 50 kW / 68 PS und beide zusammen auf eine Systemleistung von 268 kW / 364 PS. Die Beschleunigung von 5,5 Sekunden ist bereits bekannt. Dass der M35h bei 250 km/h abgeregelt wird, ergibt sich aus der Motorleistung. Die maximale Reichweite von 1200 Kilometern aus Tankgröße und einem zurückhaltenden Fuß auf dem Fahrpedal.
Wer solch Zurückhaltung walten lassen will, der kann sein Auto per Drehknopf auf Eco trimmen. Dann schaltet das Getriebe früher und das Pedal lässt sich schwerer bewegen. Es gibt auch eine Normal- und eine Sportstellung. Die wirken sich beide nur auf die Automatik aus. Kennfeld-Veränderungen oder eine Anpassung des Fahrwerks sind nicht an Bord.
Das sind nur zwei der Punkte, die zeigen, dass auch dieser Infiniti eigentlich für den Amerikaner gedacht ist. Da geht Schönheit vor Funktion. Der freut sich über Luxus und Leistung und lässt sich auch gern per Anweisung zeigen, wie man vier Golfbags in den 350-Liter-Kofferraum bekommt. Der Europäer dagegen will wissen, dass sein Auto technologisch und auf jeden Fall elektronisch auf der Höhe der Zeit ist. Überzeugen könnte den Europäer die milde Preisgestaltung bei Infiniti. Der Hybrid liegt beim Basispreis von 56 600 Euro nur 1500 Euro höher als der vergleichbare M30-Diesel und bleibt damit bis zu 10 000 Euro unter vergleichbaren Hybridfahrzeugen. (ampnet/Sm)
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