Mittwoch, 4. Juli 2018 Volvo XC40 T5 AWD: Schweden-SUV ohne Chichi
Volvo XC40. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volvo
Volvo XC90, XC70 und XC60 – es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Volvo auch einen XC40 auf den Markt bringen würde. Zugegeben, es hat eine Weil gedauert, aber die Schweden haben gewartet, bis die kompakte Modularplattform fertig entwickelt war. So ist das neue SUV das erste Auto der Marke, das sie sich zunutze macht.
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Natürlich ist es designerisch von Vorteil, wenn man eine komplett neue Baureihe einführt, ist man doch völlig frei von möglichen Vorgaben einer Vorgängergeneration. So zeigt der Volvo XC40 ein absolut eigenständiges Erscheinungsbild. Charakteristika sind unter anderem die prägnante konkave Flanke und die nach oben zulaufenden Fondtüren mit einem dritten, beinahe dreiecksförmigen Seitenfenster. Mit 4,43 Metern Länge ist er etwas kleiner als beispielsweise der Tiguan, den er auch in der Breite und in der Höhe leicht unterschreitet – dennoch wirkt der Volvo optisch fast eine halbe Nummer größer. Das gilt auch für den großzügigen Innenraum, wobei es Fondpassagiere trotz guter Beinfreiheit wegen der tief montierten Sitze und daraus geringerer Beinauflage nicht ganz so gut haben. Auch die Türablagen hinten sind recht schmal und klein geraten. Die Sicht nach draußen ist aber besser als es die hohe Schulterlinie vermuten lässt. Die auch vom 460 Liter fassenden Kofferraum entriegelbaren Rückenlehnen bilden eine gut 1,80 Meter lange und topfebene Ladefläche und vergrößern das Fassungsvermögen um 876 Liter.
Die skandinavische Sachlichkeit schlägt sich unter anderem darin nieder, dass Volvo selbst in der Ausführung R-Design das Lenkrad unten nicht abflacht. Die Taste für den Wechsel der Fahrprogramme versteckt sich unauffällig in der Bedienleiste unter dem Zentraldisplay. Der Schalthebel ist so klein wie möglich gehalten und muss bei einer Automatik auch tatsächlich nicht größer als sieben Zentimeter sein. Etwas unorthodox ist dort allerdings der manuelle Modus gehalten: Wer nicht zu den Schaltwippen am Lenkrad greift, der muss den Wählhebel nach rechts zum Hochschalten drücken und nach links zum Runterschalten ziehen. Einziges Chichi, das sich Volvo leistet, ist das an der Fahrerseite im Schlitz zwischen Motorhaube und Kotflügel montierte Schweden-Fähnchen.
Trotz 20-Zoll-Rädern federt und dämpft das Schweden-SUV angenehm komfortabel. Die Sitzung liegen eng an, wobei die recht steil stehenden und nicht verstellbaren Anti-Schleudertrauma-Kopfstützen nicht unbedingt jedermanns Sache sind. Die Lenkung reagiert präzise und gibt dem Fahrer ein gutes Feedback. Auch bei über 200 km/h ist das Fahrverhalten des SUV tadellos. Die Acht-Gang-Automatik ist gut abgestuft, wobei sich mit Hilfe der Paddles aber noch der eine oder andere Gang etwas früher und damit noch spritsparender einlegen lässt. Zur Wahl stehen die Fahrprogramme „Eco“ (mit Segelfunktion), „Comfort“ und „Dynamic“ sowie „Offroad“ mit teilweise wechselnden Anzeigen im digitalen Cockpit. Der Fahrprogrammschalter ist dabei nicht nur recht unauffällig, sondern in der Bedienleiste unterhalb des zentralen Displays auch etwas ungewöhnlich platziert. Gestartet wird stets im Komfort-Programm, wobei die 247 PS des Vierzylinder-Turbos auch im Effizienzmodus keineswegs schwach antraben.
Die Stopp-Start-Automatik funktioniert ebenso zuverlässig wie die Verkehrszeichenerkennung, wobei letztere bei Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht nur entsprechend eine rote Markierung im Tacho setzt, sondern im Hintergrund auch schon auf das nächst folgende Tempolimit hinweist. Mit an Bord sind aktiver und bestimmt, aber nicht zu aufdringlich arbeitender Spurhalteassistent, ein Parkpilot, Müdigkeitswächter und Toter-Winkel-Warner sowie ein erfreulich früh reagierender Auffahrwarner mit Notbremsfunktion, der nicht nur Autos und Fußgänger, sondern auch Radfahrer und Wild erkennt. Erstaunlich ist, dass bei einer Marke, die viel vom autonomen Fahren spricht, bereits nach etwas über 20 Sekunden beim Pilot Assist im Landstraßenverkehr Schluss ist.
Volvo schleicht den Diesel langsam aus und setzt stattdessen auf Hybridtechnologie. Der XC40 T5 AWD hat da mit im Alltag ermittelten Durchschnittsverbräuchen von 10,0 bis 10,5 Litern je 100 Kilometer aber noch das Nachsehen. Bei einem Preis unseres Testwagens von über 59 000 Euro sollte das aber keine allzu große Rolle spielen. (ampnet/jri)
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