Infiniti soll die enge Verwandtschaft zur A-Klasse mit dem 4,43 Meter langen Q30 keinen Grund liefern, sich bei der Vorteilsargumentation zu schämen. Die Plattform entspricht der der neuen A-Klasse, die Motoren haben sich bei den Schwaben bereits vielfach bewährt. Infiniti setzt auf drei Benziner mit 90 kW / 122 PS, 115 kW / 156 PS und 155 kW / 211 PS, ausschließlich in Verbindung mit Allradantrieb und zwei Selbstzünder mit 80 kW / 109 PS beziehungsweis125 kW / 170 PS. Die Preise beginnen bei den Benzinern bei 24 200 Euro, für einen Q30 mit Diesel sind mindestens 26 250 Euro fällig. Zum Vergleich: Bei den Stuttgartern starten die Preise bei 23 764,45 Euro für den A 160 (75 kW / 192 PS), beziehungsweise 26 423,95 Euro für den A 160 D (99 kW / 90 PS). Natürlich hören es die Entwickler bei Infiniti nicht gerne, wenn die Rede auf die Plattform der A-Klasse für den Q30 kommt. „Technische Verwandtschaft“ heißt das im offiziellen Sprachgerbauch. Doch auf die Frage „Weißt du wie viel Sternlein beim Q30 stehen?“, reicht als Antwort ein Blick unter die Motorhaube. Da findet sich der dreizackige Stern diskret auf zahlreichen Komponenten und Nebenaggregaten. Auch bei Knöpfen und Bedienelementen im Innenraum, wie für Klima oder Sitzverstellung, finden sich alte Bekannte. Beim Design geht Infiniti ganz eigene Wege. Die Gefahr die beiden ungleichen Geschwister auf der Straße zu verwechseln, tendiert gegen Null. Dabei wirkt der Japaner vor allem ab der B-Säule ungleich harmonischer, mit einem flacheren Heckabfall, der für eine coupéartige Linie sorgt. Zwar ist der Infiniti mit 1,48 Meter genau so hoch wie die A-Klasse, die Bodenfreiheit ist jedoch rund zwei Zentimeter höher, ebenso der Hüftpunkt für Fahrer und Beifahrer. Das bewirkt eine flacheren, gestrecktere Seitenlinie und eine bessere Sitzposition. Der selbstwusste Grill sorgt für Markenidentität, die zackige Linienführung der B-Säule, wie mit der Klinge von Zorro gezogen, soll bewusst polarisieren. Der Innenraum des Q30 ist seine wahre Schokoladenseite. So viel Premium war in der Kompaktklasse selten. Das Design überzeugt, ebenso wie die Qualität der verwendeten Materialien und die Verarbeitung. Bei den aktiven Qualitäten haben sich die Entwickler eindeutig für eine komfortable Ausrichtung entschieden. Die Federung absorbiert kurze Stöße, Querfugen wie lange Fahrbahnwelle beeindruckend. Ebenfalls überzeugend ist das geringe Geräuschniveau. im Innenraum. Der Q30 bewährt sich nach wenigen Kilometern als begabtes Langstreckenfahrzeug, sorgt wegen seinen kompakten Ausmaßen aber auch selten für Schweißtropfen in der Innenstadt. Zumal die markanten Kanten auf den Kotflügeln, zumindest nach vorne, eine Übersichtlichkeit eröffnen, die bei modernen Autos nicht mehr oft zu finden ist. Bei der ersten Ausfahrt erwies sich der Diesel mit 2,2 Liter Hubraum und 125 kW / 170 PS als überaus souveräne Motorisierung, zumal bei dieser Version die Kraft grundsätzlich über alle vier Räder auf die Straße kommt. Das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gangstufen verwaltet die Antriebskraft so dezent und zurückhaltend, dass der Gedanke gar nicht erst entsteht, etwas anderes als den Automatikmodus zu nutzen. Natürlich erreicht der Verbrauch in der Praxis nicht den Normwert von 4,9 Litern, aber die 6,5 Liter, die der Bordcomputer nach rund 300 Kilometer mit viel Stadtverkehr und kurvigen Landstraßen anzeigt, sind angesichts des Leistungsangebots aller Ehren wert. Wo ist denn nun der Haken an diesem Infiniti? Das Fahrzeug selbst gibt sich kaum Blößen. Die Marke selbst hat freilich noch ordentlich Hausaufgaben zu erledigen. Das deutsche Händlernetz umfasst bislang gerade sechs Betriebe. Und damit lässt sich beim besten Willen kein nachhaltigerer Käuferzuspruch generieren. Doch die Franko-Japaner mit schwäbischem Partner sind aktiv dabei, die erforderlichen Hausaufgaben in Angriff zu nehmen. (ampnet/tl)
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